zuletzt am sichersten mir, dessen leichtsinnige Freygebigkeit und Verbürgungslust sie kannte, zur Last und zum Schaden gereichen würden.
Sie hielt daher die schon längst bezweckte italiänische Reise, die der Vater wieder in An¬ regung brachte, für das sicherste Mittel alle diese Verhältnisse auf einmal durchzuschneiden. Damit aber ja nicht wieder in der weiten Welt sich neues Gefährliche anschließen möge, so dachte sie vorher die schon eingeleitete Verbin¬ dung zu befestigen, damit eine Rückkehr ins Vaterland wünschenswerther und eine endliche Bestimmung entschieden werde. Ob ich ihr diesen Plan nur unterlege, oder ob sie ihn deutlich, vielleicht mit der seligen Freundinn, entworfen, möchte ich nicht entscheiden: genug, ihre Handlungen schienen auf einen bedachten Vorsatz gegründet. Denn ich hatte manchmal zu vernehmen, unser Familienkreis sey nach Verheiratung Corneliens doch gar zu eng;
zuletzt am ſicherſten mir, deſſen leichtſinnige Freygebigkeit und Verbuͤrgungsluſt ſie kannte, zur Laſt und zum Schaden gereichen wuͤrden.
Sie hielt daher die ſchon laͤngſt bezweckte italiaͤniſche Reiſe, die der Vater wieder in An¬ regung brachte, fuͤr das ſicherſte Mittel alle dieſe Verhaͤltniſſe auf einmal durchzuſchneiden. Damit aber ja nicht wieder in der weiten Welt ſich neues Gefaͤhrliche anſchließen moͤge, ſo dachte ſie vorher die ſchon eingeleitete Verbin¬ dung zu befeſtigen, damit eine Ruͤckkehr ins Vaterland wuͤnſchenswerther und eine endliche Beſtimmung entſchieden werde. Ob ich ihr dieſen Plan nur unterlege, oder ob ſie ihn deutlich, vielleicht mit der ſeligen Freundinn, entworfen, moͤchte ich nicht entſcheiden: genug, ihre Handlungen ſchienen auf einen bedachten Vorſatz gegruͤndet. Denn ich hatte manchmal zu vernehmen, unſer Familienkreis ſey nach Verheiratung Corneliens doch gar zu eng;
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0544"n="536"/>
zuletzt am ſicherſten mir, deſſen leichtſinnige<lb/>
Freygebigkeit und Verbuͤrgungsluſt ſie kannte,<lb/>
zur Laſt und zum Schaden gereichen wuͤrden.</p><lb/><p>Sie hielt daher die ſchon laͤngſt bezweckte<lb/>
italiaͤniſche Reiſe, die der Vater wieder in An¬<lb/>
regung brachte, fuͤr das ſicherſte Mittel alle<lb/>
dieſe Verhaͤltniſſe auf einmal durchzuſchneiden.<lb/>
Damit aber ja nicht wieder in der weiten Welt<lb/>ſich neues Gefaͤhrliche anſchließen moͤge, ſo<lb/>
dachte ſie vorher die ſchon eingeleitete Verbin¬<lb/>
dung zu befeſtigen, damit eine Ruͤckkehr ins<lb/>
Vaterland wuͤnſchenswerther und eine endliche<lb/>
Beſtimmung entſchieden werde. Ob ich ihr<lb/>
dieſen Plan nur unterlege, oder ob ſie ihn<lb/>
deutlich, vielleicht mit der ſeligen Freundinn,<lb/>
entworfen, moͤchte ich nicht entſcheiden: genug,<lb/>
ihre Handlungen ſchienen auf einen bedachten<lb/>
Vorſatz gegruͤndet. Denn ich hatte manchmal<lb/>
zu vernehmen, unſer Familienkreis ſey nach<lb/>
Verheiratung Corneliens doch gar zu eng;<lb/></p></div></body></text></TEI>
[536/0544]
zuletzt am ſicherſten mir, deſſen leichtſinnige
Freygebigkeit und Verbuͤrgungsluſt ſie kannte,
zur Laſt und zum Schaden gereichen wuͤrden.
Sie hielt daher die ſchon laͤngſt bezweckte
italiaͤniſche Reiſe, die der Vater wieder in An¬
regung brachte, fuͤr das ſicherſte Mittel alle
dieſe Verhaͤltniſſe auf einmal durchzuſchneiden.
Damit aber ja nicht wieder in der weiten Welt
ſich neues Gefaͤhrliche anſchließen moͤge, ſo
dachte ſie vorher die ſchon eingeleitete Verbin¬
dung zu befeſtigen, damit eine Ruͤckkehr ins
Vaterland wuͤnſchenswerther und eine endliche
Beſtimmung entſchieden werde. Ob ich ihr
dieſen Plan nur unterlege, oder ob ſie ihn
deutlich, vielleicht mit der ſeligen Freundinn,
entworfen, moͤchte ich nicht entſcheiden: genug,
ihre Handlungen ſchienen auf einen bedachten
Vorſatz gegruͤndet. Denn ich hatte manchmal
zu vernehmen, unſer Familienkreis ſey nach
Verheiratung Corneliens doch gar zu eng;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/544>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.