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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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drin; ich wünsche Dir zu zeigen, daß ich Dir
gerne etwas zu Liebe thue. Sie drückte mir
die Hand, und als ich sie dagegen eifrig küßte,
sagte sie: Du mußt nicht aus der Rolle fallen!
Zärtlich zu seyn, meynen die Leute, schicke sich
nicht für Ehegatten. -- Laß sie meynen, ver¬
setzte ich, wir wollen es auf unsere Weise
halten.

Ehe ich, freilich durch einen großen Um¬
weg, nach Hause kam, war das Stück schon
ziemlich heran gedacht; damit dieß aber nicht
gar zu großsprecherisch scheine, so will ich ge¬
stehen, daß schon beym ersten und zweyten Le¬
sen, der Gegenstand mir dramatisch ja thea¬
tralisch vorgekommen, aber ohne eine solche
Anregung wäre das Stück, wie so viele ande¬
re, auch bloß unter den möglichen Geburten
geblieben. Wie ich dabey verfahren, ist be¬
kannt genug. Der Bösewichter müde, die aus
Rache, Haß oder kleinlichen Absichten sich ei¬

drin; ich wuͤnſche Dir zu zeigen, daß ich Dir
gerne etwas zu Liebe thue. Sie druͤckte mir
die Hand, und als ich ſie dagegen eifrig kuͤßte,
ſagte ſie: Du mußt nicht aus der Rolle fallen!
Zaͤrtlich zu ſeyn, meynen die Leute, ſchicke ſich
nicht fuͤr Ehegatten. — Laß ſie meynen, ver¬
ſetzte ich, wir wollen es auf unſere Weiſe
halten.

Ehe ich, freilich durch einen großen Um¬
weg, nach Hauſe kam, war das Stuͤck ſchon
ziemlich heran gedacht; damit dieß aber nicht
gar zu großſprecheriſch ſcheine, ſo will ich ge¬
ſtehen, daß ſchon beym erſten und zweyten Le¬
ſen, der Gegenſtand mir dramatiſch ja thea¬
traliſch vorgekommen, aber ohne eine ſolche
Anregung waͤre das Stuͤck, wie ſo viele ande¬
re, auch bloß unter den moͤglichen Geburten
geblieben. Wie ich dabey verfahren, iſt be¬
kannt genug. Der Boͤſewichter muͤde, die aus
Rache, Haß oder kleinlichen Abſichten ſich ei¬

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[532/0540] drin; ich wuͤnſche Dir zu zeigen, daß ich Dir gerne etwas zu Liebe thue. Sie druͤckte mir die Hand, und als ich ſie dagegen eifrig kuͤßte, ſagte ſie: Du mußt nicht aus der Rolle fallen! Zaͤrtlich zu ſeyn, meynen die Leute, ſchicke ſich nicht fuͤr Ehegatten. — Laß ſie meynen, ver¬ ſetzte ich, wir wollen es auf unſere Weiſe halten. Ehe ich, freilich durch einen großen Um¬ weg, nach Hauſe kam, war das Stuͤck ſchon ziemlich heran gedacht; damit dieß aber nicht gar zu großſprecheriſch ſcheine, ſo will ich ge¬ ſtehen, daß ſchon beym erſten und zweyten Le¬ ſen, der Gegenſtand mir dramatiſch ja thea¬ traliſch vorgekommen, aber ohne eine ſolche Anregung waͤre das Stuͤck, wie ſo viele ande¬ re, auch bloß unter den moͤglichen Geburten geblieben. Wie ich dabey verfahren, iſt be¬ kannt genug. Der Boͤſewichter muͤde, die aus Rache, Haß oder kleinlichen Abſichten ſich ei¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/540>, abgerufen am 24.11.2024.