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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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ich die liebevolle Aufmerksamkeit und den ge¬
lassenen Fleiß, durch den auch schon der An¬
fänger etwas leistet, nicht immer rein und
wirksam erhalten konnte.

Auch wurde ich zu gleicher Zeit abermals
in eine höhere Sphäre gerissen, indem ich
einige schöne Gypsabgüsse antiker Köpfe an¬
zuschaffen Gelegenheit fand. Die Italiäner
nämlich, welche die Messen beziehn, brachten
manchmal dergleichen gute Exemplare mit, und
verkauften sie auch wohl, nachdem sie eine
Form darüber genommen. Auf diesem Wege
stellte ich mir ein kleines Museum auf, in¬
dem ich die Köpfe des Laokoon, seiner Söh¬
ne, der Niobe Töchter allmählich zusammen¬
brachte, nicht weniger die Nachbildungen der
bedeutendsten Werte des Alterthums im Klei¬
nen, aus der Verlassenschaft eines Kunstfreun¬
des ankaufte, und so mir jenen großen Ein¬
druck, den ich in Mannheim gewonnen hatte,
möglichst wieder zu beleben suchte.

ich die liebevolle Aufmerkſamkeit und den ge¬
laſſenen Fleiß, durch den auch ſchon der An¬
faͤnger etwas leiſtet, nicht immer rein und
wirkſam erhalten konnte.

Auch wurde ich zu gleicher Zeit abermals
in eine hoͤhere Sphaͤre geriſſen, indem ich
einige ſchoͤne Gypsabguͤſſe antiker Koͤpfe an¬
zuſchaffen Gelegenheit fand. Die Italiaͤner
naͤmlich, welche die Meſſen beziehn, brachten
manchmal dergleichen gute Exemplare mit, und
verkauften ſie auch wohl, nachdem ſie eine
Form daruͤber genommen. Auf dieſem Wege
ſtellte ich mir ein kleines Muſeum auf, in¬
dem ich die Koͤpfe des Laokoon, ſeiner Soͤh¬
ne, der Niobe Toͤchter allmaͤhlich zuſammen¬
brachte, nicht weniger die Nachbildungen der
bedeutendſten Werte des Alterthums im Klei¬
nen, aus der Verlaſſenſchaft eines Kunſtfreun¬
des ankaufte, und ſo mir jenen großen Ein¬
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[288/0296] ich die liebevolle Aufmerkſamkeit und den ge¬ laſſenen Fleiß, durch den auch ſchon der An¬ faͤnger etwas leiſtet, nicht immer rein und wirkſam erhalten konnte. Auch wurde ich zu gleicher Zeit abermals in eine hoͤhere Sphaͤre geriſſen, indem ich einige ſchoͤne Gypsabguͤſſe antiker Koͤpfe an¬ zuſchaffen Gelegenheit fand. Die Italiaͤner naͤmlich, welche die Meſſen beziehn, brachten manchmal dergleichen gute Exemplare mit, und verkauften ſie auch wohl, nachdem ſie eine Form daruͤber genommen. Auf dieſem Wege ſtellte ich mir ein kleines Muſeum auf, in¬ dem ich die Koͤpfe des Laokoon, ſeiner Soͤh¬ ne, der Niobe Toͤchter allmaͤhlich zuſammen¬ brachte, nicht weniger die Nachbildungen der bedeutendſten Werte des Alterthums im Klei¬ nen, aus der Verlaſſenſchaft eines Kunſtfreun¬ des ankaufte, und ſo mir jenen großen Ein¬ druck, den ich in Mannheim gewonnen hatte, moͤglichſt wieder zu beleben ſuchte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/296>, abgerufen am 18.05.2024.