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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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sechzig abgethan werden, und das Doppelte
kam hinzu. Auch auf die Visitatoren wartete
keine geringe Anzahl von Revisionen, man
wollte ihrer funfzigtausend zählen. Ueberdieß
hinderte so mancher Misbrauch den Gerichts¬
gang; als das Bedenklichste aber von allem
erschienen im Hintergrunde die persönlichen
Verbrechen einiger Assessoren.

Als ich nach Wetzlar gehn sollte, war die
Visitation schon einige Jahre im Gange, die
Beschuldigten suspendirt, die Untersuchung weit
vorgerückt; und weil nun die Kenner und
Meister des deutschen Staatsrechts diese Ge¬
legenheit nicht vorbeylassen durften, ihre Ein¬
sichten zu zeigen und sie dem gemeinen Be¬
sten zu widmen, so waren mehrere gründliche
wohlgesinnte Schriften erschienen, aus denen
sich, wer nur einige Vorkenntnisse besaß, gründ¬
lich unterrichten konnte. Ging man bey die¬
ser Gelegenheit in die Reichsverfassung und
die von derselben handelnden Schriften zurück,

ſechzig abgethan werden, und das Doppelte
kam hinzu. Auch auf die Viſitatoren wartete
keine geringe Anzahl von Reviſionen, man
wollte ihrer funfzigtauſend zaͤhlen. Ueberdieß
hinderte ſo mancher Misbrauch den Gerichts¬
gang; als das Bedenklichſte aber von allem
erſchienen im Hintergrunde die perſoͤnlichen
Verbrechen einiger Aſſeſſoren.

Als ich nach Wetzlar gehn ſollte, war die
Viſitation ſchon einige Jahre im Gange, die
Beſchuldigten ſuspendirt, die Unterſuchung weit
vorgeruͤckt; und weil nun die Kenner und
Meiſter des deutſchen Staatsrechts dieſe Ge¬
legenheit nicht vorbeylaſſen durften, ihre Ein¬
ſichten zu zeigen und ſie dem gemeinen Be¬
ſten zu widmen, ſo waren mehrere gruͤndliche
wohlgeſinnte Schriften erſchienen, aus denen
ſich, wer nur einige Vorkenntniſſe beſaß, gruͤnd¬
lich unterrichten konnte. Ging man bey die¬
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[203/0211] ſechzig abgethan werden, und das Doppelte kam hinzu. Auch auf die Viſitatoren wartete keine geringe Anzahl von Reviſionen, man wollte ihrer funfzigtauſend zaͤhlen. Ueberdieß hinderte ſo mancher Misbrauch den Gerichts¬ gang; als das Bedenklichſte aber von allem erſchienen im Hintergrunde die perſoͤnlichen Verbrechen einiger Aſſeſſoren. Als ich nach Wetzlar gehn ſollte, war die Viſitation ſchon einige Jahre im Gange, die Beſchuldigten ſuspendirt, die Unterſuchung weit vorgeruͤckt; und weil nun die Kenner und Meiſter des deutſchen Staatsrechts dieſe Ge¬ legenheit nicht vorbeylaſſen durften, ihre Ein¬ ſichten zu zeigen und ſie dem gemeinen Be¬ ſten zu widmen, ſo waren mehrere gruͤndliche wohlgeſinnte Schriften erſchienen, aus denen ſich, wer nur einige Vorkenntniſſe beſaß, gruͤnd¬ lich unterrichten konnte. Ging man bey die¬ ſer Gelegenheit in die Reichsverfaſſung und die von derſelben handelnden Schriften zuruͤck,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/211>, abgerufen am 23.11.2024.