und hernach geneigt gewesen wären, sich die¬ ses Papierwusts zu entledigen, wenn nur Je¬ mand die Fuhren hätte daran wenden wollen.
Bey den westphälischen Friedensunterhand¬ lungen sahen die versammelten tüchtigen Män¬ ner wohl ein, was für ein Hebel erfordert werde, um jene Sisyphische Last vom Platze zu bewegen. Nun sollten funfzig Assessoren angestellt werden, diese Zahl ist aber nie er¬ reicht worden: man begnügte sich abermals mit der Hälfte, weil der Aufwand zu groß schien; allein hätten die Interessenten sämmt¬ lich ihren Vortheil bey der Sache gesehn, so wäre das Ganze gar wohl zu leisten gewesen. Um fünfundzwanzig Beysitzer zu besolden, wa¬ ren ohngefähr einhunderttausend Gulden nö¬ thig; wie leicht hätte Deutschland das Dop¬ pelte herbeygeschafft. Der Vorschlag, das Cammergericht mit eingezogenen geistlichen Gü¬ tern auszustatten, konnte nicht durchgehn: denn wie sollten sich beyde Religionstheile zu dieser
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und hernach geneigt geweſen waͤren, ſich die¬ ſes Papierwuſts zu entledigen, wenn nur Je¬ mand die Fuhren haͤtte daran wenden wollen.
Bey den weſtphaͤliſchen Friedensunterhand¬ lungen ſahen die verſammelten tuͤchtigen Maͤn¬ ner wohl ein, was fuͤr ein Hebel erfordert werde, um jene Siſyphiſche Laſt vom Platze zu bewegen. Nun ſollten funfzig Aſſeſſoren angeſtellt werden, dieſe Zahl iſt aber nie er¬ reicht worden: man begnuͤgte ſich abermals mit der Haͤlfte, weil der Aufwand zu groß ſchien; allein haͤtten die Intereſſenten ſaͤmmt¬ lich ihren Vortheil bey der Sache geſehn, ſo waͤre das Ganze gar wohl zu leiſten geweſen. Um fuͤnfundzwanzig Beyſitzer zu beſolden, wa¬ ren ohngefaͤhr einhunderttauſend Gulden noͤ¬ thig; wie leicht haͤtte Deutſchland das Dop¬ pelte herbeygeſchafft. Der Vorſchlag, das Cammergericht mit eingezogenen geiſtlichen Guͤ¬ tern auszuſtatten, konnte nicht durchgehn: denn wie ſollten ſich beyde Religionstheile zu dieſer
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und hernach geneigt geweſen waͤren, ſich die¬
ſes Papierwuſts zu entledigen, wenn nur Je¬
mand die Fuhren haͤtte daran wenden wollen.
Bey den weſtphaͤliſchen Friedensunterhand¬
lungen ſahen die verſammelten tuͤchtigen Maͤn¬
ner wohl ein, was fuͤr ein Hebel erfordert
werde, um jene Siſyphiſche Laſt vom Platze
zu bewegen. Nun ſollten funfzig Aſſeſſoren
angeſtellt werden, dieſe Zahl iſt aber nie er¬
reicht worden: man begnuͤgte ſich abermals
mit der Haͤlfte, weil der Aufwand zu groß
ſchien; allein haͤtten die Intereſſenten ſaͤmmt¬
lich ihren Vortheil bey der Sache geſehn, ſo
waͤre das Ganze gar wohl zu leiſten geweſen.
Um fuͤnfundzwanzig Beyſitzer zu beſolden, wa¬
ren ohngefaͤhr einhunderttauſend Gulden noͤ¬
thig; wie leicht haͤtte Deutſchland das Dop¬
pelte herbeygeſchafft. Der Vorſchlag, das
Cammergericht mit eingezogenen geiſtlichen Guͤ¬
tern auszuſtatten, konnte nicht durchgehn: denn
wie ſollten ſich beyde Religionstheile zu dieſer
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/203>, abgerufen am 02.05.2024.
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