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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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beynah aus deiner Fassung gekommen wärest.
Ich leugne nicht, es hätte mich fast irre ge¬
macht: denn es fuhr mir durch den Kopf,
daß es vielleicht unschicklich sey, den guten
Kindern solche Fratzen zu erzählen, die ihnen
besser unbekannt blieben, und ihnen von den
Männern so schlechte Begriffe zu geben, als
sie von der Figur des Abenteurers sich noth¬
wendig bilden müssen. -- Keineswegs! ver¬
setzte jener: du erräthst es nicht, und wie
solltest du's errathen? Die guten Kinder sind
mit solchen Dingen gar nicht so unbekannt als
du glaubst: denn die große Gesellschaft um
sie her giebt ihnen zu manchem Nachdenken An¬
laß, und so ist überrhein gerade ein solches
Ehepaar, nie du es, nur übertrieben und
mährchenhaft, schilderst. Er gerade so groß,
derb und plump, sie niedlich und zierlich ge¬
nug, daß er sie wohl auf der Hand tragen
könnte. Ihr übriges Verhältniß, ihre Ge¬
schichte paßt ebenfalls so genau zu deiner Er¬
zählung, daß die Mädchen mich ernstlich

beynah aus deiner Faſſung gekommen waͤreſt.
Ich leugne nicht, es haͤtte mich faſt irre ge¬
macht: denn es fuhr mir durch den Kopf,
daß es vielleicht unſchicklich ſey, den guten
Kindern ſolche Fratzen zu erzaͤhlen, die ihnen
beſſer unbekannt blieben, und ihnen von den
Maͤnnern ſo ſchlechte Begriffe zu geben, als
ſie von der Figur des Abenteurers ſich noth¬
wendig bilden muͤſſen. — Keineswegs! ver¬
ſetzte jener: du erraͤthſt es nicht, und wie
ſollteſt du's errathen? Die guten Kinder ſind
mit ſolchen Dingen gar nicht ſo unbekannt als
du glaubſt: denn die große Geſellſchaft um
ſie her giebt ihnen zu manchem Nachdenken An¬
laß, und ſo iſt uͤberrhein gerade ein ſolches
Ehepaar, nie du es, nur uͤbertrieben und
maͤhrchenhaft, ſchilderſt. Er gerade ſo groß,
derb und plump, ſie niedlich und zierlich ge¬
nug, daß er ſie wohl auf der Hand tragen
koͤnnte. Ihr uͤbriges Verhaͤltniß, ihre Ge¬
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[5/0013] beynah aus deiner Faſſung gekommen waͤreſt. Ich leugne nicht, es haͤtte mich faſt irre ge¬ macht: denn es fuhr mir durch den Kopf, daß es vielleicht unſchicklich ſey, den guten Kindern ſolche Fratzen zu erzaͤhlen, die ihnen beſſer unbekannt blieben, und ihnen von den Maͤnnern ſo ſchlechte Begriffe zu geben, als ſie von der Figur des Abenteurers ſich noth¬ wendig bilden muͤſſen. — Keineswegs! ver¬ ſetzte jener: du erraͤthſt es nicht, und wie ſollteſt du's errathen? Die guten Kinder ſind mit ſolchen Dingen gar nicht ſo unbekannt als du glaubſt: denn die große Geſellſchaft um ſie her giebt ihnen zu manchem Nachdenken An¬ laß, und ſo iſt uͤberrhein gerade ein ſolches Ehepaar, nie du es, nur uͤbertrieben und maͤhrchenhaft, ſchilderſt. Er gerade ſo groß, derb und plump, ſie niedlich und zierlich ge¬ nug, daß er ſie wohl auf der Hand tragen koͤnnte. Ihr uͤbriges Verhaͤltniß, ihre Ge¬ ſchichte paßt ebenfalls ſo genau zu deiner Er¬ zaͤhlung, daß die Maͤdchen mich ernſtlich

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/13>, abgerufen am 21.11.2024.