te, die wir noch in jenen Zuständen wandel¬ ten, wo es wohl erlaubt ist, Kunstwerke wie Naturerzeugnisse auf sich wirken zu lassen.
Ich ließ mich durch Herders Invectiven keineswegs irre machen; wie denn junge Leu¬ te das Glück oder Unglück haben, daß, wenn einmal etwas auf sie gewirkt hat, diese Wir¬ kung in ihnen selbst verarbeitet werden muß, woraus denn manches Gute, so wie manches Unheil entsteht. Gedachtes Werk hatte bey mir einen großen Eindruck zurückgelassen, von dem ich mir selbst nicht Rechenschaft geben konnte; eigentlich fühlte ich mich aber in Ue¬ bereinstimmung mit jener ironischen Gesinnung, die sich über die Gegenstände, über Glück und Unglück, Gutes und Böses, Tod und Leben erhebt, und so zum Besitz einer wahr¬ haft poetischen Welt gelangt. Freylich konnte dieses nur später bey mir zum Bewußtseyn kommen, genug, es machte mir für den Au¬
te, die wir noch in jenen Zuſtaͤnden wandel¬ ten, wo es wohl erlaubt iſt, Kunſtwerke wie Naturerzeugniſſe auf ſich wirken zu laſſen.
Ich ließ mich durch Herders Invectiven keineswegs irre machen; wie denn junge Leu¬ te das Gluͤck oder Ungluͤck haben, daß, wenn einmal etwas auf ſie gewirkt hat, dieſe Wir¬ kung in ihnen ſelbſt verarbeitet werden muß, woraus denn manches Gute, ſo wie manches Unheil entſteht. Gedachtes Werk hatte bey mir einen großen Eindruck zuruͤckgelaſſen, von dem ich mir ſelbſt nicht Rechenſchaft geben konnte; eigentlich fuͤhlte ich mich aber in Ue¬ bereinſtimmung mit jener ironiſchen Geſinnung, die ſich uͤber die Gegenſtaͤnde, uͤber Gluͤck und Ungluͤck, Gutes und Boͤſes, Tod und Leben erhebt, und ſo zum Beſitz einer wahr¬ haft poetiſchen Welt gelangt. Freylich konnte dieſes nur ſpaͤter bey mir zum Bewußtſeyn kommen, genug, es machte mir fuͤr den Au¬
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te, die wir noch in jenen Zuſtaͤnden wandel¬
ten, wo es wohl erlaubt iſt, Kunſtwerke wie
Naturerzeugniſſe auf ſich wirken zu laſſen.
Ich ließ mich durch Herders Invectiven
keineswegs irre machen; wie denn junge Leu¬
te das Gluͤck oder Ungluͤck haben, daß, wenn
einmal etwas auf ſie gewirkt hat, dieſe Wir¬
kung in ihnen ſelbſt verarbeitet werden muß,
woraus denn manches Gute, ſo wie manches
Unheil entſteht. Gedachtes Werk hatte bey
mir einen großen Eindruck zuruͤckgelaſſen, von
dem ich mir ſelbſt nicht Rechenſchaft geben
konnte; eigentlich fuͤhlte ich mich aber in Ue¬
bereinſtimmung mit jener ironiſchen Geſinnung,
die ſich uͤber die Gegenſtaͤnde, uͤber Gluͤck
und Ungluͤck, Gutes und Boͤſes, Tod und
Leben erhebt, und ſo zum Beſitz einer wahr¬
haft poetiſchen Welt gelangt. Freylich konnte
dieſes nur ſpaͤter bey mir zum Bewußtſeyn
kommen, genug, es machte mir fuͤr den Au¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/534>, abgerufen am 05.01.2025.
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