Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

verengt, greift, durch den natürlichen und
bürgerlichen Lauf der Dinge, in die große
Welt mit ein; auf der reichen bewegten Wo¬
ge des englischen Lebens schwimmt dieser klei¬
ne Kahn, und in Wohl und Weh hat er
Schaden oder Hülfe von der ungeheueren
Flotte zu erwarten, die um ihn herseegelt.

Ich kann voraussetzen, daß meine Leser
dieses Werk kennen und im Gedächtniß haben;
wer es zuerst hier nennen hört, so wie der,
welcher aufgeregt wird, es wieder zu lesen,
beyde werden mir danken. Für jene bemerke
ich nur im Vorübergehn, daß des Landgeist¬
lichen Hausfrau von der thätigen, guten Art
ist, die es sich und den Ihrigen an nichts
fehlen läßt, aber auch dafür auf sich und die
Ihrigen etwas einbildisch ist. Zwey Töchter,
Olivie, schön und mehr nach Außen, So¬
phie
, reizend und mehr nach Innen gesinnt;
einen fleißigen, dem Vater nacheifernden et¬

verengt, greift, durch den natuͤrlichen und
buͤrgerlichen Lauf der Dinge, in die große
Welt mit ein; auf der reichen bewegten Wo¬
ge des engliſchen Lebens ſchwimmt dieſer klei¬
ne Kahn, und in Wohl und Weh hat er
Schaden oder Huͤlfe von der ungeheueren
Flotte zu erwarten, die um ihn herſeegelt.

Ich kann vorausſetzen, daß meine Leſer
dieſes Werk kennen und im Gedaͤchtniß haben;
wer es zuerſt hier nennen hoͤrt, ſo wie der,
welcher aufgeregt wird, es wieder zu leſen,
beyde werden mir danken. Fuͤr jene bemerke
ich nur im Voruͤbergehn, daß des Landgeiſt¬
lichen Hausfrau von der thaͤtigen, guten Art
iſt, die es ſich und den Ihrigen an nichts
fehlen laͤßt, aber auch dafuͤr auf ſich und die
Ihrigen etwas einbildiſch iſt. Zwey Toͤchter,
Olivie, ſchoͤn und mehr nach Außen, So¬
phie
, reizend und mehr nach Innen geſinnt;
einen fleißigen, dem Vater nacheifernden et¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0531" n="523"/>
verengt, greift, durch den natu&#x0364;rlichen und<lb/>
bu&#x0364;rgerlichen Lauf der Dinge, in die große<lb/>
Welt mit ein; auf der reichen bewegten Wo¬<lb/>
ge des engli&#x017F;chen Lebens &#x017F;chwimmt die&#x017F;er klei¬<lb/>
ne Kahn, und in Wohl und Weh hat er<lb/>
Schaden oder Hu&#x0364;lfe von der ungeheueren<lb/>
Flotte zu erwarten, die um ihn her&#x017F;eegelt.</p><lb/>
        <p>Ich kann voraus&#x017F;etzen, daß meine Le&#x017F;er<lb/>
die&#x017F;es Werk kennen und im Geda&#x0364;chtniß haben;<lb/>
wer es zuer&#x017F;t hier nennen ho&#x0364;rt, &#x017F;o wie der,<lb/>
welcher aufgeregt wird, es wieder zu le&#x017F;en,<lb/>
beyde werden mir danken. Fu&#x0364;r jene bemerke<lb/>
ich nur im Voru&#x0364;bergehn, daß des Landgei&#x017F;<lb/>
lichen Hausfrau von der tha&#x0364;tigen, guten Art<lb/>
i&#x017F;t, die es &#x017F;ich und den Ihrigen an nichts<lb/>
fehlen la&#x0364;ßt, aber auch dafu&#x0364;r auf &#x017F;ich und die<lb/>
Ihrigen etwas einbildi&#x017F;ch i&#x017F;t. Zwey To&#x0364;chter,<lb/><hi rendition="#g">Olivie</hi>, &#x017F;cho&#x0364;n und mehr nach Außen, <hi rendition="#g">So¬<lb/>
phie</hi>, reizend und mehr nach Innen ge&#x017F;innt;<lb/>
einen fleißigen, dem Vater nacheifernden et¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[523/0531] verengt, greift, durch den natuͤrlichen und buͤrgerlichen Lauf der Dinge, in die große Welt mit ein; auf der reichen bewegten Wo¬ ge des engliſchen Lebens ſchwimmt dieſer klei¬ ne Kahn, und in Wohl und Weh hat er Schaden oder Huͤlfe von der ungeheueren Flotte zu erwarten, die um ihn herſeegelt. Ich kann vorausſetzen, daß meine Leſer dieſes Werk kennen und im Gedaͤchtniß haben; wer es zuerſt hier nennen hoͤrt, ſo wie der, welcher aufgeregt wird, es wieder zu leſen, beyde werden mir danken. Fuͤr jene bemerke ich nur im Voruͤbergehn, daß des Landgeiſt¬ lichen Hausfrau von der thaͤtigen, guten Art iſt, die es ſich und den Ihrigen an nichts fehlen laͤßt, aber auch dafuͤr auf ſich und die Ihrigen etwas einbildiſch iſt. Zwey Toͤchter, Olivie, ſchoͤn und mehr nach Außen, So¬ phie, reizend und mehr nach Innen geſinnt; einen fleißigen, dem Vater nacheifernden et¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/531
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/531>, abgerufen am 11.06.2024.