des guten Willens, des Beharrens bey dem Rechten darstellt, das unbedingte Zutrauen auf Gott bestätigt und den endlichen Triumph des Guten über das Böse beglaubigt, und dieß alles ohne eine Spur von Frömmeley oder Pedantismus. Vor beyden hatte den Verfasser der hohe Sinn bewahrt, der sich hier durchgängig als Ironie zeigt, wodurch dieses Werkchen uns eben so weise als liebens¬ würdig entgegenkommen muß. Der Verfas¬ ser, Doctor Goldsmith, hat ohne Frage gro¬ ße Einsicht in die moralische Welt, in ihren Werth und in ihre Gebrechen; aber zugleich mag er nur dankbar anerkennen, daß er ein Engländer ist, und die Vortheile, die ihm sein Land, seine Nation darbietet, hoch an¬ rechnen. Die Familie, mit deren Schilde¬ rung er sich beschäftigt, steht auf einer der letzten Stufen des bürgerlichen Behagens, und doch kommt sie mit dem Höchsten in Berüh¬ rung; ihr enger Kreis, der sich noch mehr
des guten Willens, des Beharrens bey dem Rechten darſtellt, das unbedingte Zutrauen auf Gott beſtaͤtigt und den endlichen Triumph des Guten uͤber das Boͤſe beglaubigt, und dieß alles ohne eine Spur von Froͤmmeley oder Pedantismus. Vor beyden hatte den Verfaſſer der hohe Sinn bewahrt, der ſich hier durchgaͤngig als Ironie zeigt, wodurch dieſes Werkchen uns eben ſo weiſe als liebens¬ wuͤrdig entgegenkommen muß. Der Verfaſ¬ ſer, Doctor Goldſmith, hat ohne Frage gro¬ ße Einſicht in die moraliſche Welt, in ihren Werth und in ihre Gebrechen; aber zugleich mag er nur dankbar anerkennen, daß er ein Englaͤnder iſt, und die Vortheile, die ihm ſein Land, ſeine Nation darbietet, hoch an¬ rechnen. Die Familie, mit deren Schilde¬ rung er ſich beſchaͤftigt, ſteht auf einer der letzten Stufen des buͤrgerlichen Behagens, und doch kommt ſie mit dem Hoͤchſten in Beruͤh¬ rung; ihr enger Kreis, der ſich noch mehr
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[522/0530]
des guten Willens, des Beharrens bey dem
Rechten darſtellt, das unbedingte Zutrauen
auf Gott beſtaͤtigt und den endlichen Triumph
des Guten uͤber das Boͤſe beglaubigt, und
dieß alles ohne eine Spur von Froͤmmeley
oder Pedantismus. Vor beyden hatte den
Verfaſſer der hohe Sinn bewahrt, der ſich
hier durchgaͤngig als Ironie zeigt, wodurch
dieſes Werkchen uns eben ſo weiſe als liebens¬
wuͤrdig entgegenkommen muß. Der Verfaſ¬
ſer, Doctor Goldſmith, hat ohne Frage gro¬
ße Einſicht in die moraliſche Welt, in ihren
Werth und in ihre Gebrechen; aber zugleich
mag er nur dankbar anerkennen, daß er ein
Englaͤnder iſt, und die Vortheile, die ihm
ſein Land, ſeine Nation darbietet, hoch an¬
rechnen. Die Familie, mit deren Schilde¬
rung er ſich beſchaͤftigt, ſteht auf einer der
letzten Stufen des buͤrgerlichen Behagens, und
doch kommt ſie mit dem Hoͤchſten in Beruͤh¬
rung; ihr enger Kreis, der ſich noch mehr
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/530>, abgerufen am 09.01.2025.
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