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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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nöthige Beschränktheit hinzu, daß er nicht
allein in einem kleinen Kreise verharren, son¬
dern auch allenfalls in einen kleineren überge¬
hen möge; man verleihe ihm Gutmüthigkeit,
Versöhnlichkeit, Standhaftigkeit und was sonst
noch aus einem entschiedenen Character Löb¬
liches hervorspringt, und über dieß alles eine
heitere Nachgiebigkeit und lächelnde Duldung
eigner und fremder Fehler: so hat man das
Bild unseres trefflichen Wakefield so ziemlich
beysammen.

Die Darstellung dieses Characters auf sei¬
nem Lebensgange durch Freuden und Leiden,
das immer wachsende Interesse der Fabel,
durch Verbindung des ganz Natürlichen mit
dem Sonderbaren und Seltsamen, macht die¬
sen Roman zu einem der besten, die je ge¬
schrieben worden; der noch überdieß den gro¬
ßen Vorzug hat, daß er ganz sittlich, ja im
reinen Sinne christlich ist, die Belohnung

noͤthige Beſchraͤnktheit hinzu, daß er nicht
allein in einem kleinen Kreiſe verharren, ſon¬
dern auch allenfalls in einen kleineren uͤberge¬
hen moͤge; man verleihe ihm Gutmuͤthigkeit,
Verſoͤhnlichkeit, Standhaftigkeit und was ſonſt
noch aus einem entſchiedenen Character Loͤb¬
liches hervorſpringt, und uͤber dieß alles eine
heitere Nachgiebigkeit und laͤchelnde Duldung
eigner und fremder Fehler: ſo hat man das
Bild unſeres trefflichen Wakefield ſo ziemlich
beyſammen.

Die Darſtellung dieſes Characters auf ſei¬
nem Lebensgange durch Freuden und Leiden,
das immer wachſende Intereſſe der Fabel,
durch Verbindung des ganz Natuͤrlichen mit
dem Sonderbaren und Seltſamen, macht die¬
ſen Roman zu einem der beſten, die je ge¬
ſchrieben worden; der noch uͤberdieß den gro¬
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[521/0529] noͤthige Beſchraͤnktheit hinzu, daß er nicht allein in einem kleinen Kreiſe verharren, ſon¬ dern auch allenfalls in einen kleineren uͤberge¬ hen moͤge; man verleihe ihm Gutmuͤthigkeit, Verſoͤhnlichkeit, Standhaftigkeit und was ſonſt noch aus einem entſchiedenen Character Loͤb¬ liches hervorſpringt, und uͤber dieß alles eine heitere Nachgiebigkeit und laͤchelnde Duldung eigner und fremder Fehler: ſo hat man das Bild unſeres trefflichen Wakefield ſo ziemlich beyſammen. Die Darſtellung dieſes Characters auf ſei¬ nem Lebensgange durch Freuden und Leiden, das immer wachſende Intereſſe der Fabel, durch Verbindung des ganz Natuͤrlichen mit dem Sonderbaren und Seltſamen, macht die¬ ſen Roman zu einem der beſten, die je ge¬ ſchrieben worden; der noch uͤberdieß den gro¬ ßen Vorzug hat, daß er ganz ſittlich, ja im reinen Sinne chriſtlich iſt, die Belohnung

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/529>, abgerufen am 27.07.2024.