nöthige Beschränktheit hinzu, daß er nicht allein in einem kleinen Kreise verharren, son¬ dern auch allenfalls in einen kleineren überge¬ hen möge; man verleihe ihm Gutmüthigkeit, Versöhnlichkeit, Standhaftigkeit und was sonst noch aus einem entschiedenen Character Löb¬ liches hervorspringt, und über dieß alles eine heitere Nachgiebigkeit und lächelnde Duldung eigner und fremder Fehler: so hat man das Bild unseres trefflichen Wakefield so ziemlich beysammen.
Die Darstellung dieses Characters auf sei¬ nem Lebensgange durch Freuden und Leiden, das immer wachsende Interesse der Fabel, durch Verbindung des ganz Natürlichen mit dem Sonderbaren und Seltsamen, macht die¬ sen Roman zu einem der besten, die je ge¬ schrieben worden; der noch überdieß den gro¬ ßen Vorzug hat, daß er ganz sittlich, ja im reinen Sinne christlich ist, die Belohnung
noͤthige Beſchraͤnktheit hinzu, daß er nicht allein in einem kleinen Kreiſe verharren, ſon¬ dern auch allenfalls in einen kleineren uͤberge¬ hen moͤge; man verleihe ihm Gutmuͤthigkeit, Verſoͤhnlichkeit, Standhaftigkeit und was ſonſt noch aus einem entſchiedenen Character Loͤb¬ liches hervorſpringt, und uͤber dieß alles eine heitere Nachgiebigkeit und laͤchelnde Duldung eigner und fremder Fehler: ſo hat man das Bild unſeres trefflichen Wakefield ſo ziemlich beyſammen.
Die Darſtellung dieſes Characters auf ſei¬ nem Lebensgange durch Freuden und Leiden, das immer wachſende Intereſſe der Fabel, durch Verbindung des ganz Natuͤrlichen mit dem Sonderbaren und Seltſamen, macht die¬ ſen Roman zu einem der beſten, die je ge¬ ſchrieben worden; der noch uͤberdieß den gro¬ ßen Vorzug hat, daß er ganz ſittlich, ja im reinen Sinne chriſtlich iſt, die Belohnung
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noͤthige Beſchraͤnktheit hinzu, daß er nicht
allein in einem kleinen Kreiſe verharren, ſon¬
dern auch allenfalls in einen kleineren uͤberge¬
hen moͤge; man verleihe ihm Gutmuͤthigkeit,
Verſoͤhnlichkeit, Standhaftigkeit und was ſonſt
noch aus einem entſchiedenen Character Loͤb¬
liches hervorſpringt, und uͤber dieß alles eine
heitere Nachgiebigkeit und laͤchelnde Duldung
eigner und fremder Fehler: ſo hat man das
Bild unſeres trefflichen Wakefield ſo ziemlich
beyſammen.
Die Darſtellung dieſes Characters auf ſei¬
nem Lebensgange durch Freuden und Leiden,
das immer wachſende Intereſſe der Fabel,
durch Verbindung des ganz Natuͤrlichen mit
dem Sonderbaren und Seltſamen, macht die¬
ſen Roman zu einem der beſten, die je ge¬
ſchrieben worden; der noch uͤberdieß den gro¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/529>, abgerufen am 09.01.2025.
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