Behagt mir besonders ein Meister, Dominico Feti heißt er. Der parodirt die biblische Parabel So hübsch zu einer Narrenfabel, Aus Sympathie. -- Du närrische Parabel!
Dergleichen mehr oder weniger heitre oder abstruse, muntre oder bittre Späße könnte ich noch manche anführen. Sie verdrossen mich nicht, waren mir aber unbequem. Da ich jedoch alles, was zu meiner Bildung bey¬ trug, höchlich zu schätzen wußte, und ich ja mehrmals frühere Meynungen und Neigun¬ gen aufgegeben hatte; so fand ich mich gar bald darein und suchte nur, soviel mir auf meinem damaligen Standpuncte möglich war, gerechten Tadel von ungerechten Invectiven zu unterscheiden. Und so war denn auch kein Tag, der nicht auf das fruchtbarste lehrreich für mich gewesen wäre.
Aus Sympathie
Behagt mir beſonders ein Meiſter, Dominico Feti heißt er. Der parodirt die bibliſche Parabel So huͤbſch zu einer Narrenfabel, Aus Sympathie. — Du naͤrriſche Parabel!
Dergleichen mehr oder weniger heitre oder abſtruſe, muntre oder bittre Spaͤße koͤnnte ich noch manche anfuͤhren. Sie verdroſſen mich nicht, waren mir aber unbequem. Da ich jedoch alles, was zu meiner Bildung bey¬ trug, hoͤchlich zu ſchaͤtzen wußte, und ich ja mehrmals fruͤhere Meynungen und Neigun¬ gen aufgegeben hatte; ſo fand ich mich gar bald darein und ſuchte nur, ſoviel mir auf meinem damaligen Standpuncte moͤglich war, gerechten Tadel von ungerechten Invectiven zu unterſcheiden. Und ſo war denn auch kein Tag, der nicht auf das fruchtbarſte lehrreich fuͤr mich geweſen waͤre.
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Aus Sympathie
Behagt mir beſonders ein Meiſter,
Dominico Feti heißt er.
Der parodirt die bibliſche Parabel
So huͤbſch zu einer Narrenfabel,
Aus Sympathie. — Du naͤrriſche Parabel!
Dergleichen mehr oder weniger heitre oder
abſtruſe, muntre oder bittre Spaͤße koͤnnte
ich noch manche anfuͤhren. Sie verdroſſen
mich nicht, waren mir aber unbequem. Da
ich jedoch alles, was zu meiner Bildung bey¬
trug, hoͤchlich zu ſchaͤtzen wußte, und ich ja
mehrmals fruͤhere Meynungen und Neigun¬
gen aufgegeben hatte; ſo fand ich mich gar
bald darein und ſuchte nur, ſoviel mir auf
meinem damaligen Standpuncte moͤglich war,
gerechten Tadel von ungerechten Invectiven
zu unterſcheiden. Und ſo war denn auch kein
Tag, der nicht auf das fruchtbarſte lehrreich
fuͤr mich geweſen waͤre.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/482>, abgerufen am 10.06.2024.
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