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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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der Held seyn, den er, durch irdische Ge¬
meinheit und Leiden, zu den höchsten himm¬
lischen Triumphen zu begleiten gedachte. Al¬
les was Göttliches, Englisches, Menschli¬
ches in der jungen Seele lag, ward hier in
Anspruch genommen. Er, an der Bibel er¬
zogen und durch ihre Kraft genährt, lebt
nun mit Erzvätern, Propheten und Vorläu¬
fern als Gegenwärtigen; doch alle sind seit
Jahrhunderten nur dazu berufen, einen lich¬
ten Kreis um den Einen zu ziehn, dessen
Erniedrigung sie mit Staunen beschauen, und
an dessen Verherrlichung sie glorreich Theil
nehmen sollen. Denn endlich, nach trüben
und schrecklichen Stunden, wird der ewige
Richter sein Antlitz entwölken, seinen Sohn
und Mitgott wieder anerkennen, und dieser
wird ihm dagegen die abgewendeten Men¬
schen, ja sogar einen abgefallenen Geist wie¬
der zuführen. Die lebendigen Himmel jauch¬
zen in tausend Engelstimmen um den Thron,
und ein Liebesglanz übergießt das Weltall,

der Held ſeyn, den er, durch irdiſche Ge¬
meinheit und Leiden, zu den hoͤchſten himm¬
liſchen Triumphen zu begleiten gedachte. Al¬
les was Goͤttliches, Engliſches, Menſchli¬
ches in der jungen Seele lag, ward hier in
Anſpruch genommen. Er, an der Bibel er¬
zogen und durch ihre Kraft genaͤhrt, lebt
nun mit Erzvaͤtern, Propheten und Vorlaͤu¬
fern als Gegenwaͤrtigen; doch alle ſind ſeit
Jahrhunderten nur dazu berufen, einen lich¬
ten Kreis um den Einen zu ziehn, deſſen
Erniedrigung ſie mit Staunen beſchauen, und
an deſſen Verherrlichung ſie glorreich Theil
nehmen ſollen. Denn endlich, nach truͤben
und ſchrecklichen Stunden, wird der ewige
Richter ſein Antlitz entwoͤlken, ſeinen Sohn
und Mitgott wieder anerkennen, und dieſer
wird ihm dagegen die abgewendeten Men¬
ſchen, ja ſogar einen abgefallenen Geiſt wie¬
der zufuͤhren. Die lebendigen Himmel jauch¬
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[450/0458] der Held ſeyn, den er, durch irdiſche Ge¬ meinheit und Leiden, zu den hoͤchſten himm¬ liſchen Triumphen zu begleiten gedachte. Al¬ les was Goͤttliches, Engliſches, Menſchli¬ ches in der jungen Seele lag, ward hier in Anſpruch genommen. Er, an der Bibel er¬ zogen und durch ihre Kraft genaͤhrt, lebt nun mit Erzvaͤtern, Propheten und Vorlaͤu¬ fern als Gegenwaͤrtigen; doch alle ſind ſeit Jahrhunderten nur dazu berufen, einen lich¬ ten Kreis um den Einen zu ziehn, deſſen Erniedrigung ſie mit Staunen beſchauen, und an deſſen Verherrlichung ſie glorreich Theil nehmen ſollen. Denn endlich, nach truͤben und ſchrecklichen Stunden, wird der ewige Richter ſein Antlitz entwoͤlken, ſeinen Sohn und Mitgott wieder anerkennen, und dieſer wird ihm dagegen die abgewendeten Men¬ ſchen, ja ſogar einen abgefallenen Geiſt wie¬ der zufuͤhren. Die lebendigen Himmel jauch¬ zen in tauſend Engelſtimmen um den Thron, und ein Liebesglanz uͤbergießt das Weltall,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/458>, abgerufen am 25.11.2024.