Werthes desselben gelangen kann, und ein Poet, wenn er nicht gar den Weg Gün¬ thers einschlug, erschien in der Welt auf die traurigste Weise subordinirt, als Spaßmacher und Schmarutzer, so daß er sowohl auf dem Theater als auf der Lebensbühne eine Figur vorstellte, der man nach Belieben mitspie¬ len konnte.
Gesellte sich hingegen die Muse zu Män¬ nern von Ansehen, so erhielten diese dadurch einen Glanz, der auf die Geberinn zurück¬ fiel. Lebensgewandte Edelleute, wie Hage¬ dorn, stattliche Bürger, wie Brockes, ent¬ schiedene Gelehrte, wie Haller, erschienen unter den Ersten der Nation, den Vornehm¬ sten und Geschätztesten gleich. Besonders wur¬ den auch solche Personen verehrt, die, ne¬ ben jenem angenehmen Talente, sich noch als emsige, treue Geschäftsmänner auszeichneten. Deshalb erfreuten sich Uz, Rabener, Weiße einer Achtung ganz eigner Art, weil man
Werthes deſſelben gelangen kann, und ein Poet, wenn er nicht gar den Weg Guͤn¬ thers einſchlug, erſchien in der Welt auf die traurigſte Weiſe ſubordinirt, als Spaßmacher und Schmarutzer, ſo daß er ſowohl auf dem Theater als auf der Lebensbuͤhne eine Figur vorſtellte, der man nach Belieben mitſpie¬ len konnte.
Geſellte ſich hingegen die Muſe zu Maͤn¬ nern von Anſehen, ſo erhielten dieſe dadurch einen Glanz, der auf die Geberinn zuruͤck¬ fiel. Lebensgewandte Edelleute, wie Hage¬ dorn, ſtattliche Buͤrger, wie Brockes, ent¬ ſchiedene Gelehrte, wie Haller, erſchienen unter den Erſten der Nation, den Vornehm¬ ſten und Geſchaͤtzteſten gleich. Beſonders wur¬ den auch ſolche Perſonen verehrt, die, ne¬ ben jenem angenehmen Talente, ſich noch als emſige, treue Geſchaͤftsmaͤnner auszeichneten. Deshalb erfreuten ſich Uz, Rabener, Weiße einer Achtung ganz eigner Art, weil man
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Werthes deſſelben gelangen kann, und ein
Poet, wenn er nicht gar den Weg Guͤn¬
thers einſchlug, erſchien in der Welt auf die
traurigſte Weiſe ſubordinirt, als Spaßmacher
und Schmarutzer, ſo daß er ſowohl auf dem
Theater als auf der Lebensbuͤhne eine Figur
vorſtellte, der man nach Belieben mitſpie¬
len konnte.
Geſellte ſich hingegen die Muſe zu Maͤn¬
nern von Anſehen, ſo erhielten dieſe dadurch
einen Glanz, der auf die Geberinn zuruͤck¬
fiel. Lebensgewandte Edelleute, wie Hage¬
dorn, ſtattliche Buͤrger, wie Brockes, ent¬
ſchiedene Gelehrte, wie Haller, erſchienen
unter den Erſten der Nation, den Vornehm¬
ſten und Geſchaͤtzteſten gleich. Beſonders wur¬
den auch ſolche Perſonen verehrt, die, ne¬
ben jenem angenehmen Talente, ſich noch als
emſige, treue Geſchaͤftsmaͤnner auszeichneten.
Deshalb erfreuten ſich Uz, Rabener, Weiße
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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