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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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so leichter, da er Medicin studirte. Alle Ein¬
drücke blieben ihm lebhaft, und sein Muth¬
wille in Wiederholung der Collegien und Nach¬
äffen der Professoren ging manchmal so weit,
daß wenn er drey verschiedene Stunden des
Morgens gehört hatte, er Mittags bey Tische
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chener, die Professoren mit einander ab¬
wechseln ließ: welche buntschäckige Vorlesung
uns oft unterhielt, oft aber auch beschwer¬
lich fiel.

Die übrigen waren mehr oder weniger
feine, gesetzte, ernsthafte Leute. Ein pensio¬
nirter Ludwigsritter befand sich unter densel¬
ben; doch waren Studirende die Ueberzahl,
alle wirklich gut und wohlgesinnt, nur mu߬
ten sie ihr gewöhnliches Weindeputat nicht
überschreiten. Daß dieses nicht leicht geschah,
war die Sorge unseres Präsidenten, eines
Doctor Salzmann. Schon in den Sechzi¬
gen, unverheuratet, hatte er diesen Mit¬

ſo leichter, da er Medicin ſtudirte. Alle Ein¬
druͤcke blieben ihm lebhaft, und ſein Muth¬
wille in Wiederholung der Collegien und Nach¬
aͤffen der Profeſſoren ging manchmal ſo weit,
daß wenn er drey verſchiedene Stunden des
Morgens gehoͤrt hatte, er Mittags bey Tiſche
paragraphenweis, ja manchmal noch abgebro¬
chener, die Profeſſoren mit einander ab¬
wechſeln ließ: welche buntſchaͤckige Vorleſung
uns oft unterhielt, oft aber auch beſchwer¬
lich fiel.

Die uͤbrigen waren mehr oder weniger
feine, geſetzte, ernſthafte Leute. Ein penſio¬
nirter Ludwigsritter befand ſich unter denſel¬
ben; doch waren Studirende die Ueberzahl,
alle wirklich gut und wohlgeſinnt, nur mu߬
ten ſie ihr gewoͤhnliches Weindeputat nicht
uͤberſchreiten. Daß dieſes nicht leicht geſchah,
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[352/0360] ſo leichter, da er Medicin ſtudirte. Alle Ein¬ druͤcke blieben ihm lebhaft, und ſein Muth¬ wille in Wiederholung der Collegien und Nach¬ aͤffen der Profeſſoren ging manchmal ſo weit, daß wenn er drey verſchiedene Stunden des Morgens gehoͤrt hatte, er Mittags bey Tiſche paragraphenweis, ja manchmal noch abgebro¬ chener, die Profeſſoren mit einander ab¬ wechſeln ließ: welche buntſchaͤckige Vorleſung uns oft unterhielt, oft aber auch beſchwer¬ lich fiel. Die uͤbrigen waren mehr oder weniger feine, geſetzte, ernſthafte Leute. Ein penſio¬ nirter Ludwigsritter befand ſich unter denſel¬ ben; doch waren Studirende die Ueberzahl, alle wirklich gut und wohlgeſinnt, nur mu߬ ten ſie ihr gewoͤhnliches Weindeputat nicht uͤberſchreiten. Daß dieſes nicht leicht geſchah, war die Sorge unſeres Praͤſidenten, eines Doctor Salzmann. Schon in den Sechzi¬ gen, unverheuratet, hatte er dieſen Mit¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/360>, abgerufen am 25.11.2024.