scher Dilettantismus fing sich überhaupt schon zu zeigen an. Die Pedanterie und Trübsin¬ nigkeit der an öffentlichen Schulen angestell¬ ten Lehrer mochte wohl die erste Veranlassung dazu geben. Man suchte nach etwas Besserem, und vergaß, wie, mangelhaft aller Unterricht seyn muß, der nicht durch Leute vom Metier ertheilt wird.
Meinem Vater war sein eigner Lebens¬ gang bis dahin ziemlich nach Wunsch gelun¬ gen; ich sollte denselben Weg gehen, aber bequemer und weiter. Er schätzte meine an¬ gebornen Gaben um so mehr als sie ihm man¬ gelten: denn er hatte alles nur durch unsäg¬ lichen Fleiß, Anhaltsamkeit und Wiederho¬ lung erworben. Er versicherte mir öfters, früher und später, im Ernst und Scherz, daß er mit meinen Anlagen sich ganz anders würde benommen, und nicht so liederlich da¬ mit würde gewirthschaftet haben.
ſcher Dilettantismus fing ſich uͤberhaupt ſchon zu zeigen an. Die Pedanterie und Truͤbſin¬ nigkeit der an oͤffentlichen Schulen angeſtell¬ ten Lehrer mochte wohl die erſte Veranlaſſung dazu geben. Man ſuchte nach etwas Beſſerem, und vergaß, wie, mangelhaft aller Unterricht ſeyn muß, der nicht durch Leute vom Metier ertheilt wird.
Meinem Vater war ſein eigner Lebens¬ gang bis dahin ziemlich nach Wunſch gelun¬ gen; ich ſollte denſelben Weg gehen, aber bequemer und weiter. Er ſchaͤtzte meine an¬ gebornen Gaben um ſo mehr als ſie ihm man¬ gelten: denn er hatte alles nur durch unſaͤg¬ lichen Fleiß, Anhaltſamkeit und Wiederho¬ lung erworben. Er verſicherte mir oͤfters, fruͤher und ſpaͤter, im Ernſt und Scherz, daß er mit meinen Anlagen ſich ganz anders wuͤrde benommen, und nicht ſo liederlich da¬ mit wuͤrde gewirthſchaftet haben.
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ſcher Dilettantismus fing ſich uͤberhaupt ſchon
zu zeigen an. Die Pedanterie und Truͤbſin¬
nigkeit der an oͤffentlichen Schulen angeſtell¬
ten Lehrer mochte wohl die erſte Veranlaſſung
dazu geben. Man ſuchte nach etwas Beſſerem,
und vergaß, wie, mangelhaft aller Unterricht
ſeyn muß, der nicht durch Leute vom Metier
ertheilt wird.
Meinem Vater war ſein eigner Lebens¬
gang bis dahin ziemlich nach Wunſch gelun¬
gen; ich ſollte denſelben Weg gehen, aber
bequemer und weiter. Er ſchaͤtzte meine an¬
gebornen Gaben um ſo mehr als ſie ihm man¬
gelten: denn er hatte alles nur durch unſaͤg¬
lichen Fleiß, Anhaltſamkeit und Wiederho¬
lung erworben. Er verſicherte mir oͤfters,
fruͤher und ſpaͤter, im Ernſt und Scherz,
daß er mit meinen Anlagen ſich ganz anders
wuͤrde benommen, und nicht ſo liederlich da¬
mit wuͤrde gewirthſchaftet haben.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/72>, abgerufen am 20.05.2024.
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