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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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vor der himmlischen beugt, bringt sie uns
die Gemeinschaft beyder vor die Sinne.
Denn auch der Einzelne vermag seine Ver¬
wandtschaft mit der Gottheit nur dadurch
zu bethätigen, daß er sich unterwirft und
anbetet.

Der von dem Markt her ertönende Jubel
verbreitete sich nun auch über den großen
Platz, und ein ungestümes Vivat erscholl aus
tausend und aber tausend Kehlen, und gewiß
auch aus den Herzen. Denn dieses große
Fest sollte ja das Pfand eines dauerhaften
Friedens werden, der auch wirklich lange
Jahre hindurch Deutschland beglückte.

Mehrere Tage vorher war durch öffent¬
lichen Ausruf bekannt gemacht, daß weder
die Brücke, noch der Adler über dem Brun¬
nen, Preis gegeben, und also nicht vom
Volke wie sonst angelastet werden solle. Es
geschah dieß, um manches bey, solchem Anstür¬

I. 31

vor der himmliſchen beugt, bringt ſie uns
die Gemeinſchaft beyder vor die Sinne.
Denn auch der Einzelne vermag ſeine Ver¬
wandtſchaft mit der Gottheit nur dadurch
zu bethaͤtigen, daß er ſich unterwirft und
anbetet.

Der von dem Markt her ertoͤnende Jubel
verbreitete ſich nun auch uͤber den großen
Platz, und ein ungeſtuͤmes Vivat erſcholl aus
tauſend und aber tauſend Kehlen, und gewiß
auch aus den Herzen. Denn dieſes große
Feſt ſollte ja das Pfand eines dauerhaften
Friedens werden, der auch wirklich lange
Jahre hindurch Deutſchland begluͤckte.

Mehrere Tage vorher war durch oͤffent¬
lichen Ausruf bekannt gemacht, daß weder
die Bruͤcke, noch der Adler uͤber dem Brun¬
nen, Preis gegeben, und alſo nicht vom
Volke wie ſonſt angelaſtet werden ſolle. Es
geſchah dieß, um manches bey, ſolchem Anſtuͤr¬

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[481/0497] vor der himmliſchen beugt, bringt ſie uns die Gemeinſchaft beyder vor die Sinne. Denn auch der Einzelne vermag ſeine Ver¬ wandtſchaft mit der Gottheit nur dadurch zu bethaͤtigen, daß er ſich unterwirft und anbetet. Der von dem Markt her ertoͤnende Jubel verbreitete ſich nun auch uͤber den großen Platz, und ein ungeſtuͤmes Vivat erſcholl aus tauſend und aber tauſend Kehlen, und gewiß auch aus den Herzen. Denn dieſes große Feſt ſollte ja das Pfand eines dauerhaften Friedens werden, der auch wirklich lange Jahre hindurch Deutſchland begluͤckte. Mehrere Tage vorher war durch oͤffent¬ lichen Ausruf bekannt gemacht, daß weder die Bruͤcke, noch der Adler uͤber dem Brun¬ nen, Preis gegeben, und alſo nicht vom Volke wie ſonſt angelaſtet werden ſolle. Es geſchah dieß, um manches bey, ſolchem Anſtuͤr¬ I. 31

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/497>, abgerufen am 13.06.2024.