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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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dem ich mich besann, sagte Pylades: "Das
einzige halte ich mir aus, damit wir nicht gar
zu kurz kommen, daß er die äußern Vortheile
seiner Lage nicht mit in Anrechnung bringe.
Er mag uns lieber ein Mährchen erzählen,
wie er es anfangen würde, wenn er in diesem
Augenblick, so wie wir, ganz auf sich selbst
gestellt wäre."

Gretchen, die bis diesen Augenblick fort¬
gesponnen hatte, stand auf und setzte sich wie
gewöhnlich ans Ende des Tisches. Wir hatten
schon einige Flaschen geleert, und ich fing mit
dem besten Humor meine hypothetische Le¬
bensgeschichte zu erzählen an. Zuvörderst
also empfehle ich mich Euch, sagte ich, daß
Ihr mir die Kundschaft erhaltet, welche mir
zuzuweisen Ihr den Anfang gemacht habt.
Wenn Ihr mir nach und nach den Verdienst
der sämtlichen Gelegenheitsgedichte zuwendet,
und wir ihn nicht blos verschmausen; so will
ich schon zu etwas kommen. Alsdann müßt

dem ich mich beſann, ſagte Pylades: „Das
einzige halte ich mir aus, damit wir nicht gar
zu kurz kommen, daß er die aͤußern Vortheile
ſeiner Lage nicht mit in Anrechnung bringe.
Er mag uns lieber ein Maͤhrchen erzaͤhlen,
wie er es anfangen wuͤrde, wenn er in dieſem
Augenblick, ſo wie wir, ganz auf ſich ſelbſt
geſtellt waͤre.“

Gretchen, die bis dieſen Augenblick fort¬
geſponnen hatte, ſtand auf und ſetzte ſich wie
gewoͤhnlich ans Ende des Tiſches. Wir hatten
ſchon einige Flaſchen geleert, und ich fing mit
dem beſten Humor meine hypothetiſche Le¬
bensgeſchichte zu erzaͤhlen an. Zuvoͤrderſt
alſo empfehle ich mich Euch, ſagte ich, daß
Ihr mir die Kundſchaft erhaltet, welche mir
zuzuweiſen Ihr den Anfang gemacht habt.
Wenn Ihr mir nach und nach den Verdienſt
der ſaͤmtlichen Gelegenheitsgedichte zuwendet,
und wir ihn nicht blos verſchmauſen; ſo will
ich ſchon zu etwas kommen. Alsdann muͤßt

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[412/0428] dem ich mich beſann, ſagte Pylades: „Das einzige halte ich mir aus, damit wir nicht gar zu kurz kommen, daß er die aͤußern Vortheile ſeiner Lage nicht mit in Anrechnung bringe. Er mag uns lieber ein Maͤhrchen erzaͤhlen, wie er es anfangen wuͤrde, wenn er in dieſem Augenblick, ſo wie wir, ganz auf ſich ſelbſt geſtellt waͤre.“ Gretchen, die bis dieſen Augenblick fort¬ geſponnen hatte, ſtand auf und ſetzte ſich wie gewoͤhnlich ans Ende des Tiſches. Wir hatten ſchon einige Flaſchen geleert, und ich fing mit dem beſten Humor meine hypothetiſche Le¬ bensgeſchichte zu erzaͤhlen an. Zuvoͤrderſt alſo empfehle ich mich Euch, ſagte ich, daß Ihr mir die Kundſchaft erhaltet, welche mir zuzuweiſen Ihr den Anfang gemacht habt. Wenn Ihr mir nach und nach den Verdienſt der ſaͤmtlichen Gelegenheitsgedichte zuwendet, und wir ihn nicht blos verſchmauſen; ſo will ich ſchon zu etwas kommen. Alsdann muͤßt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/428>, abgerufen am 22.11.2024.