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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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willigte ein; sie theilten mir manches Beson¬
dere mit, was der Brief enthalten sollte,
und wir brachten ihn schon fertig mit nach
Hause.

Kurze Zeit darauf wurde ich durch mei¬
nen Freund dringend eingeladen, an einem
Abendfeste jener Gesellschaft Theil zu nehmen.
Der Liebhaber wolle es dießmal ausstatten,
und verlange dabey ausdrücklich, dem Freunde
zu danken, der sich so vortrefflich als poeti¬
scher Secretär erwiesen.

Wir kamen spät genug zusammen, die
Mahlzeit war die frugalste, der Wein trink¬
bar; und was die Unterhaltung betraf, so
drehte sie sich fast gänzlich um die Verhöh¬
nung des gegenwärtigen, freylich nicht sehr
aufgeweckten Menschen, der nach wiederhol¬
ter Lesung des Briefes nicht weit davon war
zu glauben, er habe ihn selbst geschrieben.

willigte ein; ſie theilten mir manches Beſon¬
dere mit, was der Brief enthalten ſollte,
und wir brachten ihn ſchon fertig mit nach
Hauſe.

Kurze Zeit darauf wurde ich durch mei¬
nen Freund dringend eingeladen, an einem
Abendfeſte jener Geſellſchaft Theil zu nehmen.
Der Liebhaber wolle es dießmal ausſtatten,
und verlange dabey ausdruͤcklich, dem Freunde
zu danken, der ſich ſo vortrefflich als poeti¬
ſcher Secretaͤr erwieſen.

Wir kamen ſpaͤt genug zuſammen, die
Mahlzeit war die frugalſte, der Wein trink¬
bar; und was die Unterhaltung betraf, ſo
drehte ſie ſich faſt gaͤnzlich um die Verhoͤh¬
nung des gegenwaͤrtigen, freylich nicht ſehr
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ter Leſung des Briefes nicht weit davon war
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[394/0410] willigte ein; ſie theilten mir manches Beſon¬ dere mit, was der Brief enthalten ſollte, und wir brachten ihn ſchon fertig mit nach Hauſe. Kurze Zeit darauf wurde ich durch mei¬ nen Freund dringend eingeladen, an einem Abendfeſte jener Geſellſchaft Theil zu nehmen. Der Liebhaber wolle es dießmal ausſtatten, und verlange dabey ausdruͤcklich, dem Freunde zu danken, der ſich ſo vortrefflich als poeti¬ ſcher Secretaͤr erwieſen. Wir kamen ſpaͤt genug zuſammen, die Mahlzeit war die frugalſte, der Wein trink¬ bar; und was die Unterhaltung betraf, ſo drehte ſie ſich faſt gaͤnzlich um die Verhoͤh¬ nung des gegenwaͤrtigen, freylich nicht ſehr aufgeweckten Menſchen, der nach wiederhol¬ ter Leſung des Briefes nicht weit davon war zu glauben, er habe ihn ſelbſt geſchrieben.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/410>, abgerufen am 01.09.2024.