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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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er ätzte verschiedene Blätter und setzte diesen
Kunstzweig bis in seine spätesten Jahre fort.

Da seine Wohnung nahe am Eschenhei¬
mer Thore lag, so führte mich, wenn ich
ihn besucht hatte, mein Weg gewöhnlich zur
Stadt hinaus und zu den Grundstücken
welche mein Vater vor den Thoren besaß.
Das eine war ein großer Baumgarten, des¬
sen Boden als Wiese benutzt wurde, und
worin mein Vater das Nachpflanzen der
Bäume und was sonst zur Erhaltung diente,
sorgfältig beobachtete, obgleich das Grund¬
stück verpachtet war. Noch mehr Beschäfti¬
gung gab ihm ein sehr gut unterhaltener
Weinberg vor dem Friedberger Thore, wo¬
selbst zwischen den Reihen der Weinstöcke,
Spargelreihen mit großer Sorgfalt gepflanzt
und gewartet wurden. Es verging in der
guten Jahrszeit fast kein Tag, daß nicht
mein Vater sich hinaus begab, da wir ihn
denn meist begleiten durften, und so von den

er aͤtzte verſchiedene Blaͤtter und ſetzte dieſen
Kunſtzweig bis in ſeine ſpaͤteſten Jahre fort.

Da ſeine Wohnung nahe am Eſchenhei¬
mer Thore lag, ſo fuͤhrte mich, wenn ich
ihn beſucht hatte, mein Weg gewoͤhnlich zur
Stadt hinaus und zu den Grundſtuͤcken
welche mein Vater vor den Thoren beſaß.
Das eine war ein großer Baumgarten, deſ¬
ſen Boden als Wieſe benutzt wurde, und
worin mein Vater das Nachpflanzen der
Baͤume und was ſonſt zur Erhaltung diente,
ſorgfaͤltig beobachtete, obgleich das Grund¬
ſtuͤck verpachtet war. Noch mehr Beſchaͤfti¬
gung gab ihm ein ſehr gut unterhaltener
Weinberg vor dem Friedberger Thore, wo¬
ſelbſt zwiſchen den Reihen der Weinſtoͤcke,
Spargelreihen mit großer Sorgfalt gepflanzt
und gewartet wurden. Es verging in der
guten Jahrszeit faſt kein Tag, daß nicht
mein Vater ſich hinaus begab, da wir ihn
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[367/0383] er aͤtzte verſchiedene Blaͤtter und ſetzte dieſen Kunſtzweig bis in ſeine ſpaͤteſten Jahre fort. Da ſeine Wohnung nahe am Eſchenhei¬ mer Thore lag, ſo fuͤhrte mich, wenn ich ihn beſucht hatte, mein Weg gewoͤhnlich zur Stadt hinaus und zu den Grundſtuͤcken welche mein Vater vor den Thoren beſaß. Das eine war ein großer Baumgarten, deſ¬ ſen Boden als Wieſe benutzt wurde, und worin mein Vater das Nachpflanzen der Baͤume und was ſonſt zur Erhaltung diente, ſorgfaͤltig beobachtete, obgleich das Grund¬ ſtuͤck verpachtet war. Noch mehr Beſchaͤfti¬ gung gab ihm ein ſehr gut unterhaltener Weinberg vor dem Friedberger Thore, wo¬ ſelbſt zwiſchen den Reihen der Weinſtoͤcke, Spargelreihen mit großer Sorgfalt gepflanzt und gewartet wurden. Es verging in der guten Jahrszeit faſt kein Tag, daß nicht mein Vater ſich hinaus begab, da wir ihn denn meiſt begleiten durften, und ſo von den

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/383>, abgerufen am 23.06.2024.