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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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das für Euch und mich gleich vergnüglich
ist." -- Sie brachte darauf einige Kasten
hervor, in denen ich kleines Kriegsvolk über
einander geschichtet erblickte, von dem ich
sogleich bekennen mußte, daß ich niemals so
etwas Schönes gesehen hätte. Sie ließ mir
die Zeit nicht, das Einzelne näher zu be¬
trachten, sondern nahm den einen Kasten un¬
ter den Arm, und ich packte den andern auf.
"Wir wollen auf die goldne Brücke gehen,
sagte sie; dort spielt sich's am besten mit
Soldaten: die Spieße geben gleich die Rich¬
tung, wie man die Armeen gegen einander
zu stellen hat." Nun waren wir auf dem
goldnen schwankenden Boden angelangt; un¬
ter mir hörte ich das Wasser rieseln und die
Fische plätschern, indem ich niederkniete meine
Linien aufzustellen. Es war alles Reiterey,
wie ich nunmehr sah. Sie rühmte sich, die
Königinn der Amazonen zum Führer ihres
weiblichen Heeres zu besitzen; ich dagegen
fand den Achill und eine sehr stattliche grie¬

das fuͤr Euch und mich gleich vergnuͤglich
iſt.“ — Sie brachte darauf einige Kaſten
hervor, in denen ich kleines Kriegsvolk uͤber
einander geſchichtet erblickte, von dem ich
ſogleich bekennen mußte, daß ich niemals ſo
etwas Schoͤnes geſehen haͤtte. Sie ließ mir
die Zeit nicht, das Einzelne naͤher zu be¬
trachten, ſondern nahm den einen Kaſten un¬
ter den Arm, und ich packte den andern auf.
„Wir wollen auf die goldne Bruͤcke gehen,
ſagte ſie; dort ſpielt ſich's am beſten mit
Soldaten: die Spieße geben gleich die Rich¬
tung, wie man die Armeen gegen einander
zu ſtellen hat.“ Nun waren wir auf dem
goldnen ſchwankenden Boden angelangt; un¬
ter mir hoͤrte ich das Waſſer rieſeln und die
Fiſche plaͤtſchern, indem ich niederkniete meine
Linien aufzuſtellen. Es war alles Reiterey,
wie ich nunmehr ſah. Sie ruͤhmte ſich, die
Koͤniginn der Amazonen zum Fuͤhrer ihres
weiblichen Heeres zu beſitzen; ich dagegen
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[127/0143] das fuͤr Euch und mich gleich vergnuͤglich iſt.“ — Sie brachte darauf einige Kaſten hervor, in denen ich kleines Kriegsvolk uͤber einander geſchichtet erblickte, von dem ich ſogleich bekennen mußte, daß ich niemals ſo etwas Schoͤnes geſehen haͤtte. Sie ließ mir die Zeit nicht, das Einzelne naͤher zu be¬ trachten, ſondern nahm den einen Kaſten un¬ ter den Arm, und ich packte den andern auf. „Wir wollen auf die goldne Bruͤcke gehen, ſagte ſie; dort ſpielt ſich's am beſten mit Soldaten: die Spieße geben gleich die Rich¬ tung, wie man die Armeen gegen einander zu ſtellen hat.“ Nun waren wir auf dem goldnen ſchwankenden Boden angelangt; un¬ ter mir hoͤrte ich das Waſſer rieſeln und die Fiſche plaͤtſchern, indem ich niederkniete meine Linien aufzuſtellen. Es war alles Reiterey, wie ich nunmehr ſah. Sie ruͤhmte ſich, die Koͤniginn der Amazonen zum Fuͤhrer ihres weiblichen Heeres zu beſitzen; ich dagegen fand den Achill und eine ſehr ſtattliche grie¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/143>, abgerufen am 09.11.2024.