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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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zu werden. Deine Blicke sind Beweis genug. Ja
denn Weislingen! Gebt euch die Hände, und so
sprech ich Amen! Mein Freund und Bruder! Jch
danke dir Schwester! Du kannst mehr als Hanf
spinnen. Du hast einen Faden gedreht diesen Pa-
radiesvogel zu fesseln. Du siehst nicht ganz frey!
Was fehlt dir? Jch -- bin ganz glücklich; was
ich nur träumend hofte, seh ich, und bin wie träu-
mend. Ach! nun ist mein Traum aus. Mir
wars heute Nacht, ich gäb dir meine rechte eiserne
Hand, und du hieltest mich so fest, daß sie aus den
Armschienen gieng wie abgebrochen. Jch erschrack
und wachte drüber auf. Jch hätte nur fort träu-
men sollen, da würd ich gesehen haben, wie du mir
eine neue lebendige Hand ansetztest. -- Du sollt
mir jetzo fort, dein Schloß und deine Güter in voll-
kommenen Stand zu setzen. Der verdammte Hof
hat dich beydes versäumen machen. Jch muß mei-
ner Frau rufen. Elisabeth!
Maria. Mein Bruder ist in voller Freude.
Weislingen. Und doch darf ich ihm den Rang
streitig machen.
Götz. Du wirst anmuthig wohnen.
Maria.


zu werden. Deine Blicke ſind Beweis genug. Ja
denn Weislingen! Gebt euch die Haͤnde, und ſo
ſprech ich Amen! Mein Freund und Bruder! Jch
danke dir Schweſter! Du kannſt mehr als Hanf
ſpinnen. Du haſt einen Faden gedreht dieſen Pa-
radiesvogel zu feſſeln. Du ſiehſt nicht ganz frey!
Was fehlt dir? Jch — bin ganz gluͤcklich; was
ich nur traͤumend hofte, ſeh ich, und bin wie traͤu-
mend. Ach! nun iſt mein Traum aus. Mir
wars heute Nacht, ich gaͤb dir meine rechte eiſerne
Hand, und du hielteſt mich ſo feſt, daß ſie aus den
Armſchienen gieng wie abgebrochen. Jch erſchrack
und wachte druͤber auf. Jch haͤtte nur fort traͤu-
men ſollen, da wuͤrd ich geſehen haben, wie du mir
eine neue lebendige Hand anſetzteſt. — Du ſollt
mir jetzo fort, dein Schloß und deine Guͤter in voll-
kommenen Stand zu ſetzen. Der verdammte Hof
hat dich beydes verſaͤumen machen. Jch muß mei-
ner Frau rufen. Eliſabeth!
Maria. Mein Bruder iſt in voller Freude.
Weislingen. Und doch darf ich ihm den Rang
ſtreitig machen.
Goͤtz. Du wirſt anmuthig wohnen.
Maria.
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[54/0058] zu werden. Deine Blicke ſind Beweis genug. Ja denn Weislingen! Gebt euch die Haͤnde, und ſo ſprech ich Amen! Mein Freund und Bruder! Jch danke dir Schweſter! Du kannſt mehr als Hanf ſpinnen. Du haſt einen Faden gedreht dieſen Pa- radiesvogel zu feſſeln. Du ſiehſt nicht ganz frey! Was fehlt dir? Jch — bin ganz gluͤcklich; was ich nur traͤumend hofte, ſeh ich, und bin wie traͤu- mend. Ach! nun iſt mein Traum aus. Mir wars heute Nacht, ich gaͤb dir meine rechte eiſerne Hand, und du hielteſt mich ſo feſt, daß ſie aus den Armſchienen gieng wie abgebrochen. Jch erſchrack und wachte druͤber auf. Jch haͤtte nur fort traͤu- men ſollen, da wuͤrd ich geſehen haben, wie du mir eine neue lebendige Hand anſetzteſt. — Du ſollt mir jetzo fort, dein Schloß und deine Guͤter in voll- kommenen Stand zu ſetzen. Der verdammte Hof hat dich beydes verſaͤumen machen. Jch muß mei- ner Frau rufen. Eliſabeth! Maria. Mein Bruder iſt in voller Freude. Weislingen. Und doch darf ich ihm den Rang ſtreitig machen. Goͤtz. Du wirſt anmuthig wohnen. Maria.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/58>, abgerufen am 21.11.2024.