Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773. Götz. Euer Knab ist wieder da. Er konnte vor Müdigkeit und Hunger kaum etwas vorbringen. Meine Frau giebt ihm zu essen. So viel hab ich verstanden, der Bischoff will den Knaben nicht heraus geben, es sollen Kayserliche Commissarien ernannt, und ein Tag ausgesetzt werden, wo die Sache denn verglichen werden mag. Dem sey wie ihm wolle, Adelbert, ihr seyd frey, ich verlange weiter nichts als eure Hand, daß ihr inskünftige meinen Feinden weder öffentlich noch heimlich Vorschub thun wollt. Weislingen. Hier faß ich eure Hand. Laßt von diesem Augenblick an Freundschaft und Ver- trauen gleich einem ewigen Gesetz der Natur un- veränderlich unter uns seyn. Erlaubt mir zugleich, diese Hand zu fassen. (Er nimmt Mariens Hand;) Und den Besitz des edelsten Fräuleins. Götz. Darf ich ja für euch sagen? Maria. Bestimmt meine Antwort nach dem Werthe seiner Verbindung mit euch. Götz. Es ist ein Glück, daß unsere Vortheile diesmal mit einander gehn. Du brauchst nicht roth zu D 3
Goͤtz. Euer Knab iſt wieder da. Er konnte vor Muͤdigkeit und Hunger kaum etwas vorbringen. Meine Frau giebt ihm zu eſſen. So viel hab ich verſtanden, der Biſchoff will den Knaben nicht heraus geben, es ſollen Kayſerliche Commiſſarien ernannt, und ein Tag ausgeſetzt werden, wo die Sache denn verglichen werden mag. Dem ſey wie ihm wolle, Adelbert, ihr ſeyd frey, ich verlange weiter nichts als eure Hand, daß ihr inskuͤnftige meinen Feinden weder oͤffentlich noch heimlich Vorſchub thun wollt. Weislingen. Hier faß ich eure Hand. Laßt von dieſem Augenblick an Freundſchaft und Ver- trauen gleich einem ewigen Geſetz der Natur un- veraͤnderlich unter uns ſeyn. Erlaubt mir zugleich, dieſe Hand zu faſſen. (Er nimmt Mariens Hand;) Und den Beſitz des edelſten Fraͤuleins. Goͤtz. Darf ich ja fuͤr euch ſagen? Maria. Beſtimmt meine Antwort nach dem Werthe ſeiner Verbindung mit euch. Goͤtz. Es iſt ein Gluͤck, daß unſere Vortheile diesmal mit einander gehn. Du brauchſt nicht roth zu D 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WEI"> <pb facs="#f0057" n="53"/> <fw place="top" type="header"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </fw> <stage> <hi rendition="#b">Goͤtz (kommt.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#GOETZ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Goͤtz.</hi> </speaker> <p>Euer Knab iſt wieder da. Er konnte vor<lb/> Muͤdigkeit und Hunger kaum etwas vorbringen.<lb/> Meine Frau giebt ihm zu eſſen. So viel hab ich<lb/> verſtanden, der Biſchoff will den Knaben nicht<lb/> heraus geben, es ſollen Kayſerliche Commiſſarien<lb/> ernannt, und ein Tag ausgeſetzt werden, wo die<lb/> Sache denn verglichen werden mag. Dem ſey wie<lb/> ihm wolle, Adelbert, ihr ſeyd frey, ich verlange<lb/> weiter nichts als eure Hand, daß ihr inskuͤnftige<lb/> meinen Feinden weder oͤffentlich noch heimlich<lb/> Vorſchub thun wollt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker> <p>Hier faß ich eure Hand. Laßt<lb/> von dieſem Augenblick an Freundſchaft und Ver-<lb/> trauen gleich einem ewigen Geſetz der Natur un-<lb/> veraͤnderlich unter uns ſeyn. Erlaubt mir zugleich,<lb/> dieſe Hand zu faſſen.</p> <stage>(Er nimmt Mariens Hand;)</stage><lb/> <p>Und den Beſitz des edelſten Fraͤuleins.</p> </sp><lb/> <sp who="#GOETZ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Goͤtz.</hi> </speaker> <p>Darf ich ja fuͤr euch ſagen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Maria.</hi> </speaker> <p>Beſtimmt meine Antwort nach dem<lb/> Werthe ſeiner Verbindung mit euch.</p> </sp><lb/> <sp who="#GOETZ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Goͤtz.</hi> </speaker> <p>Es iſt ein Gluͤck, daß unſere Vortheile<lb/> diesmal mit einander gehn. Du brauchſt nicht roth<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [53/0057]
Goͤtz (kommt.)
Goͤtz. Euer Knab iſt wieder da. Er konnte vor
Muͤdigkeit und Hunger kaum etwas vorbringen.
Meine Frau giebt ihm zu eſſen. So viel hab ich
verſtanden, der Biſchoff will den Knaben nicht
heraus geben, es ſollen Kayſerliche Commiſſarien
ernannt, und ein Tag ausgeſetzt werden, wo die
Sache denn verglichen werden mag. Dem ſey wie
ihm wolle, Adelbert, ihr ſeyd frey, ich verlange
weiter nichts als eure Hand, daß ihr inskuͤnftige
meinen Feinden weder oͤffentlich noch heimlich
Vorſchub thun wollt.
Weislingen. Hier faß ich eure Hand. Laßt
von dieſem Augenblick an Freundſchaft und Ver-
trauen gleich einem ewigen Geſetz der Natur un-
veraͤnderlich unter uns ſeyn. Erlaubt mir zugleich,
dieſe Hand zu faſſen. (Er nimmt Mariens Hand;)
Und den Beſitz des edelſten Fraͤuleins.
Goͤtz. Darf ich ja fuͤr euch ſagen?
Maria. Beſtimmt meine Antwort nach dem
Werthe ſeiner Verbindung mit euch.
Goͤtz. Es iſt ein Gluͤck, daß unſere Vortheile
diesmal mit einander gehn. Du brauchſt nicht roth
zu
D 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |