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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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dieses Opfer erwerbe. Gesegnet sey dein Bruder,
und der Tag an dem er auszog mich zu fangen.
Maria. Sein Herz war voll Hoffnung für ihn
und dich. Lebt wohl, sagt er bey'm Abschied, ich
will sehen daß ich ihn wieder finde.
Weislingen. Er hats. Wie wünscht ich die Ver-
waltung meiner Güter und ihre Sicherheit, nicht
durch das leidige Hofleben so versäumt zu haben.
Du könntest gleich die meinige seyn.
Maria. Auch der Aufschub hat seine Freuden.
Weislingen. Sage das nicht Maria, ich muß
sonst fürchten du empfindest weniger stark als ich.
Doch ich büse verdient, und schwindet nicht alle
Entsagung gegen den Himmel voll Aussichten.
Ganz der deine zu seyn, nur in dir und dem Kreis
von Guten zu leben, von der Welt entfernt, ge-
trennt, alle Wonne zu genießen die so zwey Her-
zen einander gewähren; was ist die Gnade des Für-
sten, was der Beyfall der Welt gegen diese einfache
einzige Glückseligkeit. Jch habe viel gehofft und ge-
wünscht, das wiederfährt mir über alles Hoffen
und Wünschen.

Götz


dieſes Opfer erwerbe. Geſegnet ſey dein Bruder,
und der Tag an dem er auszog mich zu fangen.
Maria. Sein Herz war voll Hoffnung fuͤr ihn
und dich. Lebt wohl, ſagt er bey’m Abſchied, ich
will ſehen daß ich ihn wieder finde.
Weislingen. Er hats. Wie wuͤnſcht ich die Ver-
waltung meiner Guͤter und ihre Sicherheit, nicht
durch das leidige Hofleben ſo verſaͤumt zu haben.
Du koͤnnteſt gleich die meinige ſeyn.
Maria. Auch der Aufſchub hat ſeine Freuden.
Weislingen. Sage das nicht Maria, ich muß
ſonſt fuͤrchten du empfindeſt weniger ſtark als ich.
Doch ich buͤſe verdient, und ſchwindet nicht alle
Entſagung gegen den Himmel voll Ausſichten.
Ganz der deine zu ſeyn, nur in dir und dem Kreis
von Guten zu leben, von der Welt entfernt, ge-
trennt, alle Wonne zu genießen die ſo zwey Her-
zen einander gewaͤhren; was iſt die Gnade des Fuͤr-
ſten, was der Beyfall der Welt gegen dieſe einfache
einzige Gluͤckſeligkeit. Jch habe viel gehofft und ge-
wuͤnſcht, das wiederfaͤhrt mir uͤber alles Hoffen
und Wuͤnſchen.

Goͤtz
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[52/0056] dieſes Opfer erwerbe. Geſegnet ſey dein Bruder, und der Tag an dem er auszog mich zu fangen. Maria. Sein Herz war voll Hoffnung fuͤr ihn und dich. Lebt wohl, ſagt er bey’m Abſchied, ich will ſehen daß ich ihn wieder finde. Weislingen. Er hats. Wie wuͤnſcht ich die Ver- waltung meiner Guͤter und ihre Sicherheit, nicht durch das leidige Hofleben ſo verſaͤumt zu haben. Du koͤnnteſt gleich die meinige ſeyn. Maria. Auch der Aufſchub hat ſeine Freuden. Weislingen. Sage das nicht Maria, ich muß ſonſt fuͤrchten du empfindeſt weniger ſtark als ich. Doch ich buͤſe verdient, und ſchwindet nicht alle Entſagung gegen den Himmel voll Ausſichten. Ganz der deine zu ſeyn, nur in dir und dem Kreis von Guten zu leben, von der Welt entfernt, ge- trennt, alle Wonne zu genießen die ſo zwey Her- zen einander gewaͤhren; was iſt die Gnade des Fuͤr- ſten, was der Beyfall der Welt gegen dieſe einfache einzige Gluͤckſeligkeit. Jch habe viel gehofft und ge- wuͤnſcht, das wiederfaͤhrt mir uͤber alles Hoffen und Wuͤnſchen. Goͤtz

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/56>, abgerufen am 21.11.2024.