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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Herberge im Wald.


Götz (vor der Thüre unter der Linde.)
Wo meine Knechte bleiben. Auf und ab muß ich ge-
hen, sonst übermannt mich der Schlaf. Fünf Tag und
Nächte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer
gemacht, das bißgen Leben und Freyheit. Dafür,
wenn ich dich habe Weißlingen, will ich mirs wohl
seyn lassen.
(schenkt ein) Wieder leer! Georg! So
langs daran nicht mangelt, und an frischem Muth,
lach ich der Fürsten Herrschsucht und Ränke. Georg!
Schickt ihr nur euren gefälligen Weislingen herum
zu Vettern und Gevattern, laßt mich anschwärzen.
Nur immerzu. Jch bin wach. Du warst mir ent-
wischt Bischof! So mag denn dein lieber Weis-
lingen die Zeche bezahlen. Georg! hört der Junge
nicht! Georg! Georg!

Der Bub (im Panzer eines Erwachsenen.)
Gestrenger Herr!
Götz. Wo stickst du! Hast du geschlafen. Was
zum Henker treibst du für Mummerey. Komm her
du siehst gut aus. Schäm dich nicht Junge. Du
bist brav! ja, wenn du ihn ausfülltest. Es ist
Hannsens Küras?

Georg.


Herberge im Wald.


Goͤtz (vor der Thuͤre unter der Linde.)
Wo meine Knechte bleiben. Auf und ab muß ich ge-
hen, ſonſt uͤbermannt mich der Schlaf. Fuͤnf Tag und
Naͤchte ſchon auf der Lauer. Es wird einem ſauer
gemacht, das bißgen Leben und Freyheit. Dafuͤr,
wenn ich dich habe Weißlingen, will ich mirs wohl
ſeyn laſſen.
(ſchenkt ein) Wieder leer! Georg! So
langs daran nicht mangelt, und an friſchem Muth,
lach ich der Fuͤrſten Herrſchſucht und Raͤnke. Georg!
Schickt ihr nur euren gefaͤlligen Weislingen herum
zu Vettern und Gevattern, laßt mich anſchwaͤrzen.
Nur immerzu. Jch bin wach. Du warſt mir ent-
wiſcht Biſchof! So mag denn dein lieber Weis-
lingen die Zeche bezahlen. Georg! hoͤrt der Junge
nicht! Georg! Georg!

Der Bub (im Panzer eines Erwachſenen.)
Geſtrenger Herr!
Goͤtz. Wo ſtickſt du! Haſt du geſchlafen. Was
zum Henker treibſt du fuͤr Mummerey. Komm her
du ſiehſt gut aus. Schaͤm dich nicht Junge. Du
biſt brav! ja, wenn du ihn ausfuͤllteſt. Es iſt
Hannſens Kuͤras?

Georg.
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[8/0012] Herberge im Wald. Goͤtz (vor der Thuͤre unter der Linde.) Wo meine Knechte bleiben. Auf und ab muß ich ge- hen, ſonſt uͤbermannt mich der Schlaf. Fuͤnf Tag und Naͤchte ſchon auf der Lauer. Es wird einem ſauer gemacht, das bißgen Leben und Freyheit. Dafuͤr, wenn ich dich habe Weißlingen, will ich mirs wohl ſeyn laſſen. (ſchenkt ein) Wieder leer! Georg! So langs daran nicht mangelt, und an friſchem Muth, lach ich der Fuͤrſten Herrſchſucht und Raͤnke. Georg! Schickt ihr nur euren gefaͤlligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, laßt mich anſchwaͤrzen. Nur immerzu. Jch bin wach. Du warſt mir ent- wiſcht Biſchof! So mag denn dein lieber Weis- lingen die Zeche bezahlen. Georg! hoͤrt der Junge nicht! Georg! Georg! Der Bub (im Panzer eines Erwachſenen.) Geſtrenger Herr! Goͤtz. Wo ſtickſt du! Haſt du geſchlafen. Was zum Henker treibſt du fuͤr Mummerey. Komm her du ſiehſt gut aus. Schaͤm dich nicht Junge. Du biſt brav! ja, wenn du ihn ausfuͤllteſt. Es iſt Hannſens Kuͤras? Georg.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/12>, abgerufen am 24.11.2024.