Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie oft ich auch für dich gefochten,
Mir ist es jederzeit geglückt;
Wenn Lorbeer deine Stirne schmückt,
Hab' ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten?
Plutus.
Wenn's nöthig ist daß ich dir Zeugniß leiste,
So sag' ich gern: bist Geist von meinem Geiste.
Du handelst stets nach meinem Sinn,
Bist reicher als ich selber bin.
Ich schätze, deinen Dienst zu lohnen,
Den grünen Zweig vor allen meinen Kronen.
Ein wahres Wort verkünd' ich allen:
Mein lieber Sohn an dir hab' ich Gefallen.
Knabe Lenker (zur Menge).
Die größten Gaben meiner Hand,
Seht! hab' ich rings umher gesandt;
Auf dem und jenem Kopfe glüht
Ein Flämmchen das ich angesprüht,
Von einem zu dem andern hüpft's,
An diesem hält sich's, dem entschlüpft's,
Gar selten aber flammt's empor
Und leuchtet rasch in kurzem Flor;
Doch vielen, eh' man's noch erkannt,
Verlischt es, traurig ausgebrannt.
Weiber-Geklatsch.
Da droben auf dem Viergespann
Das ist gewiß ein Charlatan;
Gekauzt da hintendrauf Hanswurst,
Doch abgezehrt von Hunger und Durst,
Wie oft ich auch für dich gefochten,
Mir ist es jederzeit geglückt;
Wenn Lorbeer deine Stirne schmückt,
Hab’ ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten?
Plutus.
Wenn’s nöthig ist daß ich dir Zeugniß leiste,
So sag’ ich gern: bist Geist von meinem Geiste.
Du handelst stets nach meinem Sinn,
Bist reicher als ich selber bin.
Ich schätze, deinen Dienst zu lohnen,
Den grünen Zweig vor allen meinen Kronen.
Ein wahres Wort verkünd’ ich allen:
Mein lieber Sohn an dir hab’ ich Gefallen.
Knabe Lenker (zur Menge).
Die größten Gaben meiner Hand,
Seht! hab’ ich rings umher gesandt;
Auf dem und jenem Kopfe glüht
Ein Flämmchen das ich angesprüht,
Von einem zu dem andern hüpft’s,
An diesem hält sich’s, dem entschlüpft’s,
Gar selten aber flammt’s empor
Und leuchtet rasch in kurzem Flor;
Doch vielen, eh’ man’s noch erkannt,
Verlischt es, traurig ausgebrannt.
Weiber-Geklatsch.
Da droben auf dem Viergespann
Das ist gewiß ein Charlatan;
Gekauzt da hintendrauf Hanswurst,
Doch abgezehrt von Hunger und Durst,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0059" n="47"/>
Wie oft ich auch für dich gefochten,<lb/>
Mir ist es jederzeit geglückt;<lb/>
Wenn Lorbeer deine Stirne schmückt,<lb/>
Hab&#x2019; ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten?<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Plutus.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wenn&#x2019;s nöthig ist daß ich dir Zeugniß leiste,<lb/>
So sag&#x2019; ich gern: bist Geist von meinem Geiste.<lb/>
Du handelst stets nach meinem Sinn,<lb/>
Bist reicher als ich selber bin.<lb/>
Ich schätze, deinen Dienst zu lohnen,<lb/>
Den grünen Zweig vor allen meinen Kronen.<lb/>
Ein wahres Wort verkünd&#x2019; ich allen:<lb/>
Mein lieber Sohn an dir hab&#x2019; ich Gefallen.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Knabe Lenker</hi> </speaker>
            <stage>(zur Menge).</stage><lb/>
            <p>Die größten Gaben meiner Hand,<lb/>
Seht! hab&#x2019; ich rings umher gesandt;<lb/>
Auf dem und jenem Kopfe glüht<lb/>
Ein Flämmchen das ich angesprüht,<lb/>
Von einem zu dem andern hüpft&#x2019;s,<lb/>
An diesem hält sich&#x2019;s, dem entschlüpft&#x2019;s,<lb/>
Gar selten aber flammt&#x2019;s empor<lb/>
Und leuchtet rasch in kurzem Flor;<lb/>
Doch vielen, eh&#x2019; man&#x2019;s noch erkannt,<lb/>
Verlischt es, traurig ausgebrannt.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Weiber-Geklatsch.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <l rendition="#et">Da droben auf dem Viergespann</l><lb/>
              <l rendition="#et">Das ist gewiß ein Charlatan;</l><lb/>
              <l rendition="#et">Gekauzt da hintendrauf Hanswurst,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Doch abgezehrt von Hunger und Durst,</l><lb/>
            </lg>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0059] Wie oft ich auch für dich gefochten, Mir ist es jederzeit geglückt; Wenn Lorbeer deine Stirne schmückt, Hab’ ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten? Plutus. Wenn’s nöthig ist daß ich dir Zeugniß leiste, So sag’ ich gern: bist Geist von meinem Geiste. Du handelst stets nach meinem Sinn, Bist reicher als ich selber bin. Ich schätze, deinen Dienst zu lohnen, Den grünen Zweig vor allen meinen Kronen. Ein wahres Wort verkünd’ ich allen: Mein lieber Sohn an dir hab’ ich Gefallen. Knabe Lenker (zur Menge). Die größten Gaben meiner Hand, Seht! hab’ ich rings umher gesandt; Auf dem und jenem Kopfe glüht Ein Flämmchen das ich angesprüht, Von einem zu dem andern hüpft’s, An diesem hält sich’s, dem entschlüpft’s, Gar selten aber flammt’s empor Und leuchtet rasch in kurzem Flor; Doch vielen, eh’ man’s noch erkannt, Verlischt es, traurig ausgebrannt. Weiber-Geklatsch. Da droben auf dem Viergespann Das ist gewiß ein Charlatan; Gekauzt da hintendrauf Hanswurst, Doch abgezehrt von Hunger und Durst,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/59
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/59>, abgerufen am 07.05.2024.