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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

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Wir schauten, - eilig war die Schau;
Der griff die allerschönste Frau,
Der griff den Stier von festem Tritt,
Die Pferde mußten alle mit.
Ich aber liebte zu erspähn
Das Seltenste was man gesehn,
Und was ein andrer auch besaß,
Das war für mich gedörrtes Gras.
Den Schätzen war ich auf der Spur,
Den scharfen Blicken folgt' ich nur,
In alle Taschen blickt' ich ein,
Durchsichtig war mir jeder Schrein.
Und Haufen Goldes waren mein,
Am herrlichsten der Edelstein:
Nun der Smaragd allein verdient
Daß er an deinem Herzen grünt.
Nun schwanke zwischen Ohr und Mund
Das Tropfeney aus Meeresgrund;
Rubinen werden gar verscheucht,
Das Wangenroth sie niederbleicht.
Und so den allergrößten Schatz
Versetz' ich hier auf deinen Platz,
Zu deinen Füßen sey gebracht
Die Ernte mancher blutigen Schlacht.
Wir schauten, – eilig war die Schau;
Der griff die allerschönste Frau,
Der griff den Stier von festem Tritt,
Die Pferde mußten alle mit.
Ich aber liebte zu erspähn
Das Seltenste was man gesehn,
Und was ein andrer auch besaß,
Das war für mich gedörrtes Gras.
Den Schätzen war ich auf der Spur,
Den scharfen Blicken folgt’ ich nur,
In alle Taschen blickt’ ich ein,
Durchsichtig war mir jeder Schrein.
Und Haufen Goldes waren mein,
Am herrlichsten der Edelstein:
Nun der Smaragd allein verdient
Daß er an deinem Herzen grünt.
Nun schwanke zwischen Ohr und Mund
Das Tropfeney aus Meeresgrund;
Rubinen werden gar verscheucht,
Das Wangenroth sie niederbleicht.
Und so den allergrößten Schatz
Versetz’ ich hier auf deinen Platz,
Zu deinen Füßen sey gebracht
Die Ernte mancher blutigen Schlacht.
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[215/0227] Wir schauten, – eilig war die Schau; Der griff die allerschönste Frau, Der griff den Stier von festem Tritt, Die Pferde mußten alle mit. Ich aber liebte zu erspähn Das Seltenste was man gesehn, Und was ein andrer auch besaß, Das war für mich gedörrtes Gras. Den Schätzen war ich auf der Spur, Den scharfen Blicken folgt’ ich nur, In alle Taschen blickt’ ich ein, Durchsichtig war mir jeder Schrein. Und Haufen Goldes waren mein, Am herrlichsten der Edelstein: Nun der Smaragd allein verdient Daß er an deinem Herzen grünt. Nun schwanke zwischen Ohr und Mund Das Tropfeney aus Meeresgrund; Rubinen werden gar verscheucht, Das Wangenroth sie niederbleicht. Und so den allergrößten Schatz Versetz’ ich hier auf deinen Platz, Zu deinen Füßen sey gebracht Die Ernte mancher blutigen Schlacht.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/227>, abgerufen am 01.05.2024.