Nereus (zu Thales tretend). Nennte wohl ein nächtiger Wandrer Diesen Mondhof Lufterscheinung; Doch wir Geister sind ganz andrer Und der einzig richtigen Meinung: Tauben sind es, die begleiten Meiner Tochter Muschelpfad, Wunderflugs besondrer Art, Angelernt vor alten Zeiten.
Thales. Auch ich halte das für's Beste Was dem wackern Mann gefällt, Wenn im stillen warmen Neste Sich ein Heiliges lebend hält.
Psellen und Marsen (auf Meerstieren, Meerkälbern und Widdern). In Cyperns rauhen Höhle-Grüften, Vom Meergott nicht verschüttet, Vom Seismos nicht zerrüttet, Umweht von ewigen Lüften, Und, wie in den ältesten Tagen, In still-bewußtem Behagen, Bewahren wir Cypriens Wagen Und führen, beim Säuseln der Nächte, Durch liebliches Wellengeflechte Unsichtbar dem neuen Geschlechte, Die lieblichste Tochter heran.
Nereus (zu Thales tretend). Nennte wohl ein nächtiger Wandrer Diesen Mondhof Lufterscheinung; Doch wir Geister sind ganz andrer Und der einzig richtigen Meinung: Tauben sind es, die begleiten Meiner Tochter Muschelpfad, Wunderflugs besondrer Art, Angelernt vor alten Zeiten.
Thales. Auch ich halte das für’s Beste Was dem wackern Mann gefällt, Wenn im stillen warmen Neste Sich ein Heiliges lebend hält.
Psellen und Marsen (auf Meerstieren, Meerkälbern und Widdern). In Cyperns rauhen Höhle-Grüften, Vom Meergott nicht verschüttet, Vom Seismos nicht zerrüttet, Umweht von ewigen Lüften, Und, wie in den ältesten Tagen, In still-bewußtem Behagen, Bewahren wir Cypriens Wagen Und führen, beim Säuseln der Nächte, Durch liebliches Wellengeflechte Unsichtbar dem neuen Geschlechte, Die lieblichste Tochter heran.
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Nereus
(zu Thales tretend).
Nennte wohl ein nächtiger Wandrer
Diesen Mondhof Lufterscheinung;
Doch wir Geister sind ganz andrer
Und der einzig richtigen Meinung:
Tauben sind es, die begleiten
Meiner Tochter Muschelpfad,
Wunderflugs besondrer Art,
Angelernt vor alten Zeiten.
Thales.
Auch ich halte das für’s Beste
Was dem wackern Mann gefällt,
Wenn im stillen warmen Neste
Sich ein Heiliges lebend hält.
Psellen und Marsen
(auf Meerstieren, Meerkälbern und Widdern).
In Cyperns rauhen Höhle-Grüften,
Vom Meergott nicht verschüttet,
Vom Seismos nicht zerrüttet,
Umweht von ewigen Lüften,
Und, wie in den ältesten Tagen,
In still-bewußtem Behagen,
Bewahren wir Cypriens Wagen
Und führen, beim Säuseln der Nächte,
Durch liebliches Wellengeflechte
Unsichtbar dem neuen Geschlechte,
Die lieblichste Tochter heran.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/185>, abgerufen am 16.02.2025.
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