Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Denn bey dem Volk, wie bey den Frauen, Steht immerfort die Jugend oben an. Minister. Jetzt ist man von dem Rechten allzuweit, Ich lobe mir die guten Alten; Denn freylich, da wir alles galten, Da war die rechte goldne Zeit. Parvenü. Wir waren wahrlich auch nicht dumm, Und thaten oft was wir nicht sollten; Doch jetzo kehrt sich alles um und um, Und eben da wir's fest erhalten wollten. Autor. Wer mag wohl überhaupt jetzt eine Schrift Von mäßig klugem Inhalt lesen! Und was das liebe junge Volk betrifft, Das ist noch nie so naseweis gewesen. Mephistopheles. auf einmal sehr alt erscheint. Zum jüngsten Tag fühl' ich das Volk gereift; Da ich zum letztenmal den Hexenberg ersteige,
Denn bey dem Volk, wie bey den Frauen, Steht immerfort die Jugend oben an. Miniſter. Jetzt iſt man von dem Rechten allzuweit, Ich lobe mir die guten Alten; Denn freylich, da wir alles galten, Da war die rechte goldne Zeit. Parvenuͤ. Wir waren wahrlich auch nicht dumm, Und thaten oft was wir nicht ſollten; Doch jetzo kehrt ſich alles um und um, Und eben da wir’s feſt erhalten wollten. Autor. Wer mag wohl uͤberhaupt jetzt eine Schrift Von maͤßig klugem Inhalt leſen! Und was das liebe junge Volk betrifft, Das iſt noch nie ſo naſeweis geweſen. Mephiſtopheles. auf einmal ſehr alt erſcheint. Zum juͤngſten Tag fuͤhl’ ich das Volk gereift; Da ich zum letztenmal den Hexenberg erſteige, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#GEN"> <p><pb facs="#f0276" n="270"/> Denn bey dem Volk, wie bey den Frauen,<lb/> Steht immerfort die Jugend oben an.</p> </sp><lb/> <sp who="#MIN"> <speaker><hi rendition="#g">Miniſter</hi>.</speaker><lb/> <p>Jetzt iſt man von dem Rechten allzuweit,<lb/> Ich lobe mir die guten Alten;<lb/> Denn freylich, da wir alles galten,<lb/> Da war die rechte goldne Zeit.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAR"> <speaker><hi rendition="#g">Parvenuͤ</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir waren wahrlich auch nicht dumm,<lb/> Und thaten oft was wir nicht ſollten;<lb/> Doch jetzo kehrt ſich alles um und um,<lb/> Und eben da wir’s feſt erhalten wollten.</p> </sp><lb/> <sp who="#AUTOR"> <speaker><hi rendition="#g">Autor</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer mag wohl uͤberhaupt jetzt eine Schrift<lb/> Von maͤßig klugem Inhalt leſen!<lb/> Und was das liebe junge Volk betrifft,<lb/> Das iſt noch nie ſo naſeweis geweſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <stage>auf einmal ſehr alt erſcheint.</stage><lb/> <p>Zum juͤngſten Tag fuͤhl’ ich das Volk gereift;<lb/> Da ich zum letztenmal den Hexenberg erſteige,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0276]
Denn bey dem Volk, wie bey den Frauen,
Steht immerfort die Jugend oben an.
Miniſter.
Jetzt iſt man von dem Rechten allzuweit,
Ich lobe mir die guten Alten;
Denn freylich, da wir alles galten,
Da war die rechte goldne Zeit.
Parvenuͤ.
Wir waren wahrlich auch nicht dumm,
Und thaten oft was wir nicht ſollten;
Doch jetzo kehrt ſich alles um und um,
Und eben da wir’s feſt erhalten wollten.
Autor.
Wer mag wohl uͤberhaupt jetzt eine Schrift
Von maͤßig klugem Inhalt leſen!
Und was das liebe junge Volk betrifft,
Das iſt noch nie ſo naſeweis geweſen.
Mephiſtopheles.
auf einmal ſehr alt erſcheint.
Zum juͤngſten Tag fuͤhl’ ich das Volk gereift;
Da ich zum letztenmal den Hexenberg erſteige,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/276>, abgerufen am 16.07.2024. |