Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808. Mephistopheles. Ein überirdisches Vergnügen! In Nacht und Thau auf den Gebirgen liegen, Und Erd und Himmel wonniglich umfassen, Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen, Der Erde Mark mit Ahndungsdrang durchwühlen, Alle sechs Tagewerk' im Busen fühlen, In stolzer Kraft ich weiß nicht was genießen, Bald liebewonniglich in alles überfließen, Verschwunden ganz der Erdensohn, Und dann die hohe Intuition -- Mit einer Geberde. Ich darf nicht sagen wie -- zu schließen. Faust. Pfuy über dich! Mephistopheles. Das will euch nicht behagen; Ihr habt das Recht gesittet pfuy zu sagen. Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen, Was keusche Herzen nicht entbehren können. Und kurz und gut, ich gönn' Ihm das Vergnügen, Gelegentlich sich etwas vorzulügen; Mephiſtopheles. Ein uͤberirdiſches Vergnuͤgen! In Nacht und Thau auf den Gebirgen liegen, Und Erd und Himmel wonniglich umfaſſen, Zu einer Gottheit ſich aufſchwellen laſſen, Der Erde Mark mit Ahndungsdrang durchwuͤhlen, Alle ſechs Tagewerk’ im Buſen fuͤhlen, In ſtolzer Kraft ich weiß nicht was genießen, Bald liebewonniglich in alles uͤberfließen, Verſchwunden ganz der Erdenſohn, Und dann die hohe Intuition — Mit einer Geberde. Ich darf nicht ſagen wie — zu ſchließen. Fauſt. Pfuy uͤber dich! Mephiſtopheles. Das will euch nicht behagen; Ihr habt das Recht geſittet pfuy zu ſagen. Man darf das nicht vor keuſchen Ohren nennen, Was keuſche Herzen nicht entbehren koͤnnen. Und kurz und gut, ich goͤnn’ Ihm das Vergnuͤgen, Gelegentlich ſich etwas vorzuluͤgen; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0224" n="218"/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein uͤberirdiſches Vergnuͤgen!<lb/> In Nacht und Thau auf den Gebirgen liegen,<lb/> Und Erd und Himmel wonniglich umfaſſen,<lb/> Zu einer Gottheit ſich aufſchwellen laſſen,<lb/> Der Erde Mark mit Ahndungsdrang durchwuͤhlen,<lb/> Alle ſechs Tagewerk’ im Buſen fuͤhlen,<lb/> In ſtolzer Kraft ich weiß nicht was genießen,<lb/> Bald liebewonniglich in alles uͤberfließen,<lb/> Verſchwunden ganz der Erdenſohn,<lb/> Und dann die hohe Intuition —</p><lb/> <stage>Mit einer Geberde.</stage><lb/> <p>Ich darf nicht ſagen wie — zu ſchließen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Pfuy uͤber dich!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Das will euch nicht behagen;</hi><lb/> Ihr habt das Recht geſittet pfuy zu ſagen.<lb/> Man darf das nicht vor keuſchen Ohren nennen,<lb/> Was keuſche Herzen nicht entbehren koͤnnen.<lb/> Und kurz und gut, ich goͤnn’ Ihm das Vergnuͤgen,<lb/> Gelegentlich ſich etwas vorzuluͤgen;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0224]
Mephiſtopheles.
Ein uͤberirdiſches Vergnuͤgen!
In Nacht und Thau auf den Gebirgen liegen,
Und Erd und Himmel wonniglich umfaſſen,
Zu einer Gottheit ſich aufſchwellen laſſen,
Der Erde Mark mit Ahndungsdrang durchwuͤhlen,
Alle ſechs Tagewerk’ im Buſen fuͤhlen,
In ſtolzer Kraft ich weiß nicht was genießen,
Bald liebewonniglich in alles uͤberfließen,
Verſchwunden ganz der Erdenſohn,
Und dann die hohe Intuition —
Mit einer Geberde.
Ich darf nicht ſagen wie — zu ſchließen.
Fauſt.
Pfuy uͤber dich!
Mephiſtopheles.
Das will euch nicht behagen;
Ihr habt das Recht geſittet pfuy zu ſagen.
Man darf das nicht vor keuſchen Ohren nennen,
Was keuſche Herzen nicht entbehren koͤnnen.
Und kurz und gut, ich goͤnn’ Ihm das Vergnuͤgen,
Gelegentlich ſich etwas vorzuluͤgen;
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/224>, abgerufen am 18.07.2024. |