Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Der saubern Herren Pfuscherey Ist, merk' ich, schon bey euch Maxime. Director. Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt; Ein Mann, der recht zu wirken denkt, Muß auf das beste Werkzeug halten. Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten, Und seht nur hin für wen ihr schreibt! Wenn diesen Langeweile treibt, Kommt jener satt vom übertischten Mahle, Und, was das allerschlimmste bleibt, Gar mancher kommt vom Lesen der Journale. Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten, Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt; Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten Und spielen ohne Gage mit. Was träumet ihr auf eurer Dichter-Höhe? Was macht ein volles Haus euch froh? Beseht die Gönner in der Nähe! Halb sind sie kalt, halb sind sie roh. Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel, Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.
Der ſaubern Herren Pfuſcherey Iſt, merk’ ich, ſchon bey euch Maxime. Director. Ein ſolcher Vorwurf laͤßt mich ungekraͤnkt; Ein Mann, der recht zu wirken denkt, Muß auf das beſte Werkzeug halten. Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu ſpalten, Und ſeht nur hin fuͤr wen ihr ſchreibt! Wenn dieſen Langeweile treibt, Kommt jener ſatt vom uͤbertiſchten Mahle, Und, was das allerſchlimmſte bleibt, Gar mancher kommt vom Leſen der Journale. Man eilt zerſtreut zu uns, wie zu den Maskenfeſten, Und Neugier nur befluͤgelt jeden Schritt; Die Damen geben ſich und ihren Putz zum beſten Und ſpielen ohne Gage mit. Was traͤumet ihr auf eurer Dichter-Hoͤhe? Was macht ein volles Haus euch froh? Beſeht die Goͤnner in der Naͤhe! Halb ſind ſie kalt, halb ſind ſie roh. Der, nach dem Schauſpiel, hofft ein Kartenſpiel, Der eine wilde Nacht an einer Dirne Buſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#DIC"> <p><pb facs="#f0019" n="13"/> Der ſaubern Herren Pfuſcherey<lb/> Iſt, merk’ ich, ſchon bey euch Maxime.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIR"> <speaker><hi rendition="#g">Director</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein ſolcher Vorwurf laͤßt mich ungekraͤnkt;<lb/> Ein Mann, der recht zu wirken denkt,<lb/> Muß auf das beſte Werkzeug halten.<lb/> Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu ſpalten,<lb/> Und ſeht nur hin fuͤr wen ihr ſchreibt!<lb/> Wenn dieſen Langeweile treibt,<lb/> Kommt jener ſatt vom uͤbertiſchten Mahle,<lb/> Und, was das allerſchlimmſte bleibt,<lb/> Gar mancher kommt vom Leſen der Journale.<lb/> Man eilt zerſtreut zu uns, wie zu den Maskenfeſten,<lb/> Und Neugier nur befluͤgelt jeden Schritt;<lb/> Die Damen geben ſich und ihren Putz zum beſten<lb/> Und ſpielen ohne Gage mit.<lb/> Was traͤumet ihr auf eurer Dichter-Hoͤhe?<lb/> Was macht ein volles Haus euch froh?<lb/> Beſeht die Goͤnner in der Naͤhe!<lb/> Halb ſind ſie kalt, halb ſind ſie roh.<lb/> Der, nach dem Schauſpiel, hofft ein Kartenſpiel,<lb/> Der eine wilde Nacht an einer Dirne Buſen.<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [13/0019]
Der ſaubern Herren Pfuſcherey
Iſt, merk’ ich, ſchon bey euch Maxime.
Director.
Ein ſolcher Vorwurf laͤßt mich ungekraͤnkt;
Ein Mann, der recht zu wirken denkt,
Muß auf das beſte Werkzeug halten.
Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu ſpalten,
Und ſeht nur hin fuͤr wen ihr ſchreibt!
Wenn dieſen Langeweile treibt,
Kommt jener ſatt vom uͤbertiſchten Mahle,
Und, was das allerſchlimmſte bleibt,
Gar mancher kommt vom Leſen der Journale.
Man eilt zerſtreut zu uns, wie zu den Maskenfeſten,
Und Neugier nur befluͤgelt jeden Schritt;
Die Damen geben ſich und ihren Putz zum beſten
Und ſpielen ohne Gage mit.
Was traͤumet ihr auf eurer Dichter-Hoͤhe?
Was macht ein volles Haus euch froh?
Beſeht die Goͤnner in der Naͤhe!
Halb ſind ſie kalt, halb ſind ſie roh.
Der, nach dem Schauſpiel, hofft ein Kartenſpiel,
Der eine wilde Nacht an einer Dirne Buſen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/19>, abgerufen am 16.07.2024. |