Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
So nimmt ein Kind der Mutter Brust Nicht gleich im Anfang willig an, Doch bald ernährt es sich mit Lust. So wird's euch an der Weisheit Brüsten Mit jedem Tage mehr gelüsten. Schüler. An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen; Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen? Mephistopheles. Erklärt euch, eh' ihr weiter geht, Was wählt ihr für eine Facultät? Schüler. Ich wünschte recht gelehrt zu werden, Und möchte gern, was auf der Erden Und in dem Himmel ist, erfassen, Die Wissenschaft und die Natur. Mephistopheles. Da seyd ihr auf der rechten Spur; Doch müßt ihr euch nicht zerstreuen lassen. Schüler. Ich bin dabey mit Seel' und Leib; Doch freylich würde mir behagen
So nimmt ein Kind der Mutter Bruſt Nicht gleich im Anfang willig an, Doch bald ernaͤhrt es ſich mit Luſt. So wird’s euch an der Weisheit Bruͤſten Mit jedem Tage mehr geluͤſten. Schuͤler. An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen; Doch ſagt mir nur, wie kann ich hingelangen? Mephiſtopheles. Erklaͤrt euch, eh’ ihr weiter geht, Was waͤhlt ihr fuͤr eine Facultaͤt? Schuͤler. Ich wuͤnſchte recht gelehrt zu werden, Und moͤchte gern, was auf der Erden Und in dem Himmel iſt, erfaſſen, Die Wiſſenſchaft und die Natur. Mephiſtopheles. Da ſeyd ihr auf der rechten Spur; Doch muͤßt ihr euch nicht zerſtreuen laſſen. Schuͤler. Ich bin dabey mit Seel’ und Leib; Doch freylich wuͤrde mir behagen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0123" n="117"/> So nimmt ein Kind der Mutter Bruſt<lb/> Nicht gleich im Anfang willig an,<lb/> Doch bald ernaͤhrt es ſich mit Luſt.<lb/> So wird’s euch an der Weisheit Bruͤſten<lb/> Mit jedem Tage mehr geluͤſten.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHUE"> <speaker><hi rendition="#g">Schuͤler</hi>.</speaker><lb/> <p>An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen;<lb/> Doch ſagt mir nur, wie kann ich hingelangen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Erklaͤrt euch, eh’ ihr weiter geht,<lb/> Was waͤhlt ihr fuͤr eine Facultaͤt?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHUE"> <speaker><hi rendition="#g">Schuͤler</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich wuͤnſchte recht gelehrt zu werden,<lb/> Und moͤchte gern, was auf der Erden<lb/> Und in dem Himmel iſt, erfaſſen,<lb/> Die Wiſſenſchaft und die Natur.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Da ſeyd ihr auf der rechten Spur;<lb/> Doch muͤßt ihr euch nicht zerſtreuen laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHUE"> <speaker><hi rendition="#g">Schuͤler</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bin dabey mit Seel’ und Leib;<lb/> Doch freylich wuͤrde mir behagen<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0123]
So nimmt ein Kind der Mutter Bruſt
Nicht gleich im Anfang willig an,
Doch bald ernaͤhrt es ſich mit Luſt.
So wird’s euch an der Weisheit Bruͤſten
Mit jedem Tage mehr geluͤſten.
Schuͤler.
An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen;
Doch ſagt mir nur, wie kann ich hingelangen?
Mephiſtopheles.
Erklaͤrt euch, eh’ ihr weiter geht,
Was waͤhlt ihr fuͤr eine Facultaͤt?
Schuͤler.
Ich wuͤnſchte recht gelehrt zu werden,
Und moͤchte gern, was auf der Erden
Und in dem Himmel iſt, erfaſſen,
Die Wiſſenſchaft und die Natur.
Mephiſtopheles.
Da ſeyd ihr auf der rechten Spur;
Doch muͤßt ihr euch nicht zerſtreuen laſſen.
Schuͤler.
Ich bin dabey mit Seel’ und Leib;
Doch freylich wuͤrde mir behagen
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/123>, abgerufen am 04.07.2024. |