Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808. Mephistopheles. Eure Höflichkeit erfreut mich sehr! Ihr seht einen Mann wie andre mehr. Habt ihr euch sonst schon umgethan? Schüler. Ich bitt' euch, nehmt euch meiner an! Ich komme mit allem guten Muth, Leidlichem Geld und frischem Blut; Meine Mutter wollte mich kaum entfernen; Möchte gern' was rechts hieraußen lernen. Mephistopheles. Da seyd ihr eben recht am Ort. Schüler. Aufrichtig, möchte schon wieder fort: In diesen Mauern, diesen Hallen, Will es mir keineswegs gefallen. Es ist ein gar beschränkter Raum, Man sieht nichts Grünes, keinen Baum, Und in den Sälen, auf den Bänken, Vergeht mir Hören, Seh'n und Denken. Mephistopheles. Das kommt nur auf Gewohnheit an. Mephiſtopheles. Eure Hoͤflichkeit erfreut mich ſehr! Ihr ſeht einen Mann wie andre mehr. Habt ihr euch ſonſt ſchon umgethan? Schuͤler. Ich bitt’ euch, nehmt euch meiner an! Ich komme mit allem guten Muth, Leidlichem Geld und friſchem Blut; Meine Mutter wollte mich kaum entfernen; Moͤchte gern’ was rechts hieraußen lernen. Mephiſtopheles. Da ſeyd ihr eben recht am Ort. Schuͤler. Aufrichtig, moͤchte ſchon wieder fort: In dieſen Mauern, dieſen Hallen, Will es mir keineswegs gefallen. Es iſt ein gar beſchraͤnkter Raum, Man ſieht nichts Gruͤnes, keinen Baum, Und in den Saͤlen, auf den Baͤnken, Vergeht mir Hoͤren, Seh’n und Denken. Mephiſtopheles. Das kommt nur auf Gewohnheit an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0122" n="116"/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Eure Hoͤflichkeit erfreut mich ſehr!<lb/> Ihr ſeht einen Mann wie andre mehr.<lb/> Habt ihr euch ſonſt ſchon umgethan?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHUE"> <speaker><hi rendition="#g">Schuͤler</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bitt’ euch, nehmt euch meiner an!<lb/> Ich komme mit allem guten Muth,<lb/> Leidlichem Geld und friſchem Blut;<lb/> Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;<lb/> Moͤchte gern’ was rechts hieraußen lernen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Da ſeyd ihr eben recht am Ort.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHUE"> <speaker><hi rendition="#g">Schuͤler</hi>.</speaker><lb/> <p>Aufrichtig, moͤchte ſchon wieder fort:<lb/> In dieſen Mauern, dieſen Hallen,<lb/> Will es mir keineswegs gefallen.<lb/> Es iſt ein gar beſchraͤnkter Raum,<lb/> Man ſieht nichts Gruͤnes, keinen Baum,<lb/> Und in den Saͤlen, auf den Baͤnken,<lb/> Vergeht mir Hoͤren, Seh’n und Denken.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Das kommt nur auf Gewohnheit an.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0122]
Mephiſtopheles.
Eure Hoͤflichkeit erfreut mich ſehr!
Ihr ſeht einen Mann wie andre mehr.
Habt ihr euch ſonſt ſchon umgethan?
Schuͤler.
Ich bitt’ euch, nehmt euch meiner an!
Ich komme mit allem guten Muth,
Leidlichem Geld und friſchem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen;
Moͤchte gern’ was rechts hieraußen lernen.
Mephiſtopheles.
Da ſeyd ihr eben recht am Ort.
Schuͤler.
Aufrichtig, moͤchte ſchon wieder fort:
In dieſen Mauern, dieſen Hallen,
Will es mir keineswegs gefallen.
Es iſt ein gar beſchraͤnkter Raum,
Man ſieht nichts Gruͤnes, keinen Baum,
Und in den Saͤlen, auf den Baͤnken,
Vergeht mir Hoͤren, Seh’n und Denken.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/122>, abgerufen am 02.07.2024. |