Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Ein wenig Freyheit und Zeitvertreib, An schönen Sommerfeiertagen. Mephistopheles. Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen. Mein theurer Freund, ich rath' euch drum Zuerst Collegium Logicum. Da wird der Geist euch wohl dressirt, In spanische Stiefeln eingeschnürt, Daß er bedächtiger so fort an Hinschleiche die Gedankenbahn, Und nicht etwa, die Kreuz' und Quer, Irlichtelire hin und her. Dann lehret man euch manchen Tag, Daß, was ihr sonst auf einen Schlag Getrieben, wie Essen und Trinken frey, Eins! Zwey! Drey! dazu nöthig sey. Zwar ist's mit der Gedanken-Fabrik Wie mit einem Weber-Meisterstück, Wo Ein Tritt tausend Fäden regt, Die Schifflein herüber hinüber schießen, Die Fäden ungesehen fließen,
Ein wenig Freyheit und Zeitvertreib, An ſchoͤnen Sommerfeiertagen. Mephiſtopheles. Gebraucht der Zeit, ſie geht ſo ſchnell von hinnen, Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen. Mein theurer Freund, ich rath’ euch drum Zuerſt Collegium Logicum. Da wird der Geiſt euch wohl dreſſirt, In ſpaniſche Stiefeln eingeſchnuͤrt, Daß er bedaͤchtiger ſo fort an Hinſchleiche die Gedankenbahn, Und nicht etwa, die Kreuz’ und Quer, Irlichtelire hin und her. Dann lehret man euch manchen Tag, Daß, was ihr ſonſt auf einen Schlag Getrieben, wie Eſſen und Trinken frey, Eins! Zwey! Drey! dazu noͤthig ſey. Zwar iſt’s mit der Gedanken-Fabrik Wie mit einem Weber-Meiſterſtuͤck, Wo Ein Tritt tauſend Faͤden regt, Die Schifflein heruͤber hinuͤber ſchießen, Die Faͤden ungeſehen fließen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCHUE"> <p><pb facs="#f0124" n="118"/> Ein wenig Freyheit und Zeitvertreib,<lb/> An ſchoͤnen Sommerfeiertagen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Gebraucht der Zeit, ſie geht ſo ſchnell von hinnen,<lb/> Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen.<lb/> Mein theurer Freund, ich rath’ euch drum<lb/> Zuerſt Collegium Logicum.<lb/> Da wird der Geiſt euch wohl dreſſirt,<lb/> In ſpaniſche Stiefeln eingeſchnuͤrt,<lb/> Daß er bedaͤchtiger ſo fort an<lb/> Hinſchleiche die Gedankenbahn,<lb/> Und nicht etwa, die Kreuz’ und Quer,<lb/> Irlichtelire hin und her.<lb/> Dann lehret man euch manchen Tag,<lb/> Daß, was ihr ſonſt auf einen Schlag<lb/> Getrieben, wie Eſſen und Trinken frey,<lb/> Eins! Zwey! Drey! dazu noͤthig ſey.<lb/> Zwar iſt’s mit der Gedanken-Fabrik<lb/> Wie mit einem Weber-Meiſterſtuͤck,<lb/> Wo Ein Tritt tauſend Faͤden regt,<lb/> Die Schifflein heruͤber hinuͤber ſchießen,<lb/> Die Faͤden ungeſehen fließen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0124]
Ein wenig Freyheit und Zeitvertreib,
An ſchoͤnen Sommerfeiertagen.
Mephiſtopheles.
Gebraucht der Zeit, ſie geht ſo ſchnell von hinnen,
Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen.
Mein theurer Freund, ich rath’ euch drum
Zuerſt Collegium Logicum.
Da wird der Geiſt euch wohl dreſſirt,
In ſpaniſche Stiefeln eingeſchnuͤrt,
Daß er bedaͤchtiger ſo fort an
Hinſchleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz’ und Quer,
Irlichtelire hin und her.
Dann lehret man euch manchen Tag,
Daß, was ihr ſonſt auf einen Schlag
Getrieben, wie Eſſen und Trinken frey,
Eins! Zwey! Drey! dazu noͤthig ſey.
Zwar iſt’s mit der Gedanken-Fabrik
Wie mit einem Weber-Meiſterſtuͤck,
Wo Ein Tritt tauſend Faͤden regt,
Die Schifflein heruͤber hinuͤber ſchießen,
Die Faͤden ungeſehen fließen,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/124>, abgerufen am 04.07.2024. |