ria, und als er jetzt vor sich sehe." Allamand ant- wortete hierauf: "es sey einer von seinen Versuchen beynahe einerley mit den Versuchen Beccaria's gewesen; denn ein Stück des Bononischen Phos- phors habe die Farbe des durch ein Prisma ge- theilten Sonnenstrahls gezeigt, dem er ihn ausgesetzt hatte." Hemsterhuis, der bey den Versuchen Al- lamands zugegen gewesen, soll noch hinzugefügt ha- ben, "daß nach einiger Zeit, wenn die deutlich an dem Phosphorus gesehene Farbe zu vergehen anfing, derselbe gelblich worden sey, als wenn der Phosphorus bloß dem Sonnenlichte, ohne Theilung der farbigen Strahlen desselben, wäre ausgesetzt worden." "Ueber- dieß," sagt Magellan, "besitze ich das Original eines in Italien geschriebenen Briefes, aus dem sich ergibt, daß ein junger Herr vom ersten Range, mit zween Cavaliers, seinen Führern, vor deren Augen die- ser Versuch von dem P. Beccaria wiederholt worden, eben dieses Phänomen gesehen habe, und daß die Far- ben des Phosphorus im dunkeln Zimmer deutlich genug gewesen sind, um daraus, ohne vorhergegangene Nach- richt, die richtige Farbe des Glases errathen zu können, durch welches die Sonne denselben beschienen hatte." -- "Es ist mir unangenehm," fährt hierauf Magellan fort, "aus einem gedruckten Briefe des gedachten Prof. Beccaria gesehen zu haben, daß er fast die ganze Sache wieder aufgibt, indem er sich bey seinen Ver- suchen geirrt, und den Schatten oder die blasse Dun- kelheit des Phosphorus für eine bestimmte Farbe genom- men habe. Er habe sich dabey, sagt er, nach dem
ria, und als er jetzt vor ſich ſehe.“ Allamand ant- wortete hierauf: „es ſey einer von ſeinen Verſuchen beynahe einerley mit den Verſuchen Beccaria’s geweſen; denn ein Stuͤck des Bononiſchen Phos- phors habe die Farbe des durch ein Prisma ge- theilten Sonnenſtrahls gezeigt, dem er ihn ausgeſetzt hatte.“ Hemſterhuis, der bey den Verſuchen Al- lamands zugegen geweſen, ſoll noch hinzugefuͤgt ha- ben, „daß nach einiger Zeit, wenn die deutlich an dem Phosphorus geſehene Farbe zu vergehen anfing, derſelbe gelblich worden ſey, als wenn der Phosphorus bloß dem Sonnenlichte, ohne Theilung der farbigen Strahlen deſſelben, waͤre ausgeſetzt worden.“ „Ueber- dieß,“ ſagt Magellan, „beſitze ich das Original eines in Italien geſchriebenen Briefes, aus dem ſich ergibt, daß ein junger Herr vom erſten Range, mit zween Cavaliers, ſeinen Fuͤhrern, vor deren Augen die- ſer Verſuch von dem P. Beccaria wiederholt worden, eben dieſes Phaͤnomen geſehen habe, und daß die Far- ben des Phosphorus im dunkeln Zimmer deutlich genug geweſen ſind, um daraus, ohne vorhergegangene Nach- richt, die richtige Farbe des Glaſes errathen zu koͤnnen, durch welches die Sonne denſelben beſchienen hatte.“ — „Es iſt mir unangenehm,“ faͤhrt hierauf Magellan fort, „aus einem gedruckten Briefe des gedachten Prof. Beccaria geſehen zu haben, daß er faſt die ganze Sache wieder aufgibt, indem er ſich bey ſeinen Ver- ſuchen geirrt, und den Schatten oder die blaſſe Dun- kelheit des Phosphorus fuͤr eine beſtimmte Farbe genom- men habe. Er habe ſich dabey, ſagt er, nach dem
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ria, und als er jetzt vor ſich ſehe.“ Allamand ant-
wortete hierauf: „es ſey einer von ſeinen Verſuchen
beynahe einerley mit den Verſuchen Beccaria’s
geweſen; denn ein Stuͤck des Bononiſchen Phos-
phors habe die Farbe des durch ein Prisma ge-
theilten Sonnenſtrahls gezeigt, dem er ihn ausgeſetzt
hatte.“ Hemſterhuis, der bey den Verſuchen Al-
lamands zugegen geweſen, ſoll noch hinzugefuͤgt ha-
ben, „daß nach einiger Zeit, wenn die deutlich an
dem Phosphorus geſehene Farbe zu vergehen anfing,
derſelbe gelblich worden ſey, als wenn der Phosphorus
bloß dem Sonnenlichte, ohne Theilung der farbigen
Strahlen deſſelben, waͤre ausgeſetzt worden.“ „Ueber-
dieß,“ ſagt Magellan, „beſitze ich das Original
eines in Italien geſchriebenen Briefes, aus dem ſich
ergibt, daß ein junger Herr vom erſten Range, mit
zween Cavaliers, ſeinen Fuͤhrern, vor deren Augen die-
ſer Verſuch von dem P. Beccaria wiederholt worden,
eben dieſes Phaͤnomen geſehen habe, und daß die Far-
ben des Phosphorus im dunkeln Zimmer deutlich genug
geweſen ſind, um daraus, ohne vorhergegangene Nach-
richt, die richtige Farbe des Glaſes errathen zu koͤnnen,
durch welches die Sonne denſelben beſchienen hatte.“ —
„Es iſt mir unangenehm,“ faͤhrt hierauf Magellan
fort, „aus einem gedruckten Briefe des gedachten Prof.
Beccaria geſehen zu haben, daß er faſt die ganze
Sache wieder aufgibt, indem er ſich bey ſeinen Ver-
ſuchen geirrt, und den Schatten oder die blaſſe Dun-
kelheit des Phosphorus fuͤr eine beſtimmte Farbe genom-
men habe. Er habe ſich dabey, ſagt er, nach dem
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/747>, abgerufen am 22.11.2024.
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