XVI. "Es zeigt sich durch Versuche, welche man auf indispersive Mittel gemacht hat, daß das mittlere refrangible Licht immer dasselbe und zwar von grüner Farbe ist."
XVII. "Hingegen in der weitläuftigen Classe di- spersiver Mittel, wozu Flint-Glas, metallische Auflö- sungen und wesentliche Oele gehören, macht das grüne Licht nicht die mittlere refrangible Reihe, sondern bildet eine von den weniger refrangiblen Reihen, indem man solches im prismatischen Spectrum näher am tiefen Roth als an dem äußersten Violett findet."
XVIII. "In einer andern Classe dispersiver Mittel, welche die Salz- und Salpetersäure enthält, wird das- selbe grüne Licht eines der mehr refrangiblen, indem es sich näher am letzten Violett, als am tiefsten Roth zeigt."
XIX. "Dieses find die Verschiedenheiten in der Brechbarkeit des Lichtes, wenn die Refraction an der Gränze eines leeren Raumes statt findet, und die Phä- nomene werden nicht merklich unterschieden seyn, wenn die Brechungen an der Gränze des dichten Mittels und der Luft geschehen. Aber wenn Licht aus einem dichten Mittel ins andere übergeht, sind die Fälle der unglei- chen Refrangibilität viel verwickelter."
XX. "Bey Refractionen, welche auf der Gränze von Mitteln geschehen, welche nur an Stärke und nicht
XVI. „Es zeigt ſich durch Verſuche, welche man auf indiſperſive Mittel gemacht hat, daß das mittlere refrangible Licht immer daſſelbe und zwar von gruͤner Farbe iſt.“
XVII. „Hingegen in der weitlaͤuftigen Claſſe di- ſperſiver Mittel, wozu Flint-Glas, metalliſche Aufloͤ- ſungen und weſentliche Oele gehoͤren, macht das gruͤne Licht nicht die mittlere refrangible Reihe, ſondern bildet eine von den weniger refrangiblen Reihen, indem man ſolches im prismatiſchen Spectrum naͤher am tiefen Roth als an dem aͤußerſten Violett findet.“
XVIII. „In einer andern Claſſe diſperſiver Mittel, welche die Salz- und Salpeterſaͤure enthaͤlt, wird daſ- ſelbe gruͤne Licht eines der mehr refrangiblen, indem es ſich naͤher am letzten Violett, als am tiefſten Roth zeigt.“
XIX. „Dieſes find die Verſchiedenheiten in der Brechbarkeit des Lichtes, wenn die Refraction an der Graͤnze eines leeren Raumes ſtatt findet, und die Phaͤ- nomene werden nicht merklich unterſchieden ſeyn, wenn die Brechungen an der Graͤnze des dichten Mittels und der Luft geſchehen. Aber wenn Licht aus einem dichten Mittel ins andere uͤbergeht, ſind die Faͤlle der unglei- chen Refrangibilitaͤt viel verwickelter.“
XX. „Bey Refractionen, welche auf der Graͤnze von Mitteln geſchehen, welche nur an Staͤrke und nicht
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XVI. „Es zeigt ſich durch Verſuche, welche man
auf indiſperſive Mittel gemacht hat, daß das mittlere
refrangible Licht immer daſſelbe und zwar von gruͤner
Farbe iſt.“
XVII. „Hingegen in der weitlaͤuftigen Claſſe di-
ſperſiver Mittel, wozu Flint-Glas, metalliſche Aufloͤ-
ſungen und weſentliche Oele gehoͤren, macht das gruͤne
Licht nicht die mittlere refrangible Reihe, ſondern bildet
eine von den weniger refrangiblen Reihen, indem man
ſolches im prismatiſchen Spectrum naͤher am tiefen
Roth als an dem aͤußerſten Violett findet.“
XVIII. „In einer andern Claſſe diſperſiver Mittel,
welche die Salz- und Salpeterſaͤure enthaͤlt, wird daſ-
ſelbe gruͤne Licht eines der mehr refrangiblen, indem
es ſich naͤher am letzten Violett, als am tiefſten Roth
zeigt.“
XIX. „Dieſes find die Verſchiedenheiten in der
Brechbarkeit des Lichtes, wenn die Refraction an der
Graͤnze eines leeren Raumes ſtatt findet, und die Phaͤ-
nomene werden nicht merklich unterſchieden ſeyn, wenn
die Brechungen an der Graͤnze des dichten Mittels und
der Luft geſchehen. Aber wenn Licht aus einem dichten
Mittel ins andere uͤbergeht, ſind die Faͤlle der unglei-
chen Refrangibilitaͤt viel verwickelter.“
XX. „Bey Refractionen, welche auf der Graͤnze
von Mitteln geſchehen, welche nur an Staͤrke und nicht
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/689>, abgerufen am 22.11.2024.
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