matischen Telescopen nöthig sind: denn sie bedachten nicht, daß Objectivgläser viel zartere Prüfmittel sind für die optischen Eigenschaften brechender Medien als die groben Versuche durch Prismen, und daß die Resultate ihrer Demonstrationen nicht über die Genauig- keit der Beobachtungen hinausgehen, wohl aber dahin- ter zurückbleiben können.."
XIV. "Ich schließe diesen Vortrag, der schon länger geworden als ich mir vorsetzte, indem ich die verschiedenen Fälle ungleicher Brechbarkeit des Lichts erzähle, damit ihre Mannigfaltigkeit auf einmal deut- lich eingesehen werde.
XV. "Bey der Brechung, welche an der Gränze eines jeden bekannten Mittels und eines leeren Raums statt findet, sind die verschiedenfarbigen Strahlen un- gleich brechbar, die rothmachenden am wenigsten, die violettmachenden am meisten. Dieser Unterschied der Brechbarkeit der rothen und violetten Strahlen ist jedoch nicht derselbige in allen Mitteln. Solche Mittel, in welchen der Unterschied am größten ist, und welche da- her die verschiedenfarbigen Strahlen am meisten trennen oder zerstreuen, hat man durch den Ausdruck disper- sive unterschieden, und diejenigen welche die Strah- len am wenigsten von einander trennen, sind indisper- sive genannt worden. Diese Mittel sind also dadurch von einander unterschieden, und mehr noch durch einen andern höchst wesentlichen Umstand."
matiſchen Teleſcopen noͤthig ſind: denn ſie bedachten nicht, daß Objectivglaͤſer viel zartere Pruͤfmittel ſind fuͤr die optiſchen Eigenſchaften brechender Medien als die groben Verſuche durch Prismen, und daß die Reſultate ihrer Demonſtrationen nicht uͤber die Genauig- keit der Beobachtungen hinausgehen, wohl aber dahin- ter zuruͤckbleiben koͤnnen..“
XIV. „Ich ſchließe dieſen Vortrag, der ſchon laͤnger geworden als ich mir vorſetzte, indem ich die verſchiedenen Faͤlle ungleicher Brechbarkeit des Lichts erzaͤhle, damit ihre Mannigfaltigkeit auf einmal deut- lich eingeſehen werde.
XV. „Bey der Brechung, welche an der Graͤnze eines jeden bekannten Mittels und eines leeren Raums ſtatt findet, ſind die verſchiedenfarbigen Strahlen un- gleich brechbar, die rothmachenden am wenigſten, die violettmachenden am meiſten. Dieſer Unterſchied der Brechbarkeit der rothen und violetten Strahlen iſt jedoch nicht derſelbige in allen Mitteln. Solche Mittel, in welchen der Unterſchied am groͤßten iſt, und welche da- her die verſchiedenfarbigen Strahlen am meiſten trennen oder zerſtreuen, hat man durch den Ausdruck diſper- ſive unterſchieden, und diejenigen welche die Strah- len am wenigſten von einander trennen, ſind indiſper- ſive genannt worden. Dieſe Mittel ſind alſo dadurch von einander unterſchieden, und mehr noch durch einen andern hoͤchſt weſentlichen Umſtand.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0688"n="654"/>
matiſchen Teleſcopen noͤthig ſind: denn ſie bedachten<lb/>
nicht, daß Objectivglaͤſer viel zartere Pruͤfmittel<lb/>ſind fuͤr die optiſchen Eigenſchaften brechender Medien<lb/>
als die groben Verſuche durch Prismen, und daß die<lb/>
Reſultate ihrer Demonſtrationen nicht uͤber die Genauig-<lb/>
keit der Beobachtungen hinausgehen, wohl aber dahin-<lb/>
ter zuruͤckbleiben koͤnnen..“</p><lb/><p><hirendition="#aq">XIV.</hi>„Ich ſchließe dieſen Vortrag, der ſchon<lb/>
laͤnger geworden als ich mir vorſetzte, indem ich die<lb/>
verſchiedenen Faͤlle ungleicher Brechbarkeit des Lichts<lb/>
erzaͤhle, damit ihre Mannigfaltigkeit auf einmal deut-<lb/>
lich eingeſehen werde.</p><lb/><p><hirendition="#aq">XV.</hi>„Bey der Brechung, welche an der Graͤnze<lb/>
eines jeden bekannten Mittels und eines leeren Raums<lb/>ſtatt findet, ſind die verſchiedenfarbigen Strahlen un-<lb/>
gleich brechbar, die rothmachenden am wenigſten, die<lb/>
violettmachenden am meiſten. Dieſer Unterſchied der<lb/>
Brechbarkeit der rothen und violetten Strahlen iſt jedoch<lb/>
nicht derſelbige in allen Mitteln. Solche Mittel, in<lb/>
welchen der Unterſchied am groͤßten iſt, und welche <choice><sic>da-<lb/>
ber</sic><corr>da-<lb/>
her</corr></choice> die verſchiedenfarbigen Strahlen am meiſten trennen<lb/>
oder zerſtreuen, hat man durch den Ausdruck diſper-<lb/>ſive unterſchieden, und diejenigen welche die Strah-<lb/>
len am wenigſten von einander trennen, ſind indiſper-<lb/>ſive genannt worden. Dieſe Mittel ſind alſo dadurch<lb/>
von einander unterſchieden, und mehr noch durch einen<lb/>
andern hoͤchſt weſentlichen Umſtand.“</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[654/0688]
matiſchen Teleſcopen noͤthig ſind: denn ſie bedachten
nicht, daß Objectivglaͤſer viel zartere Pruͤfmittel
ſind fuͤr die optiſchen Eigenſchaften brechender Medien
als die groben Verſuche durch Prismen, und daß die
Reſultate ihrer Demonſtrationen nicht uͤber die Genauig-
keit der Beobachtungen hinausgehen, wohl aber dahin-
ter zuruͤckbleiben koͤnnen..“
XIV. „Ich ſchließe dieſen Vortrag, der ſchon
laͤnger geworden als ich mir vorſetzte, indem ich die
verſchiedenen Faͤlle ungleicher Brechbarkeit des Lichts
erzaͤhle, damit ihre Mannigfaltigkeit auf einmal deut-
lich eingeſehen werde.
XV. „Bey der Brechung, welche an der Graͤnze
eines jeden bekannten Mittels und eines leeren Raums
ſtatt findet, ſind die verſchiedenfarbigen Strahlen un-
gleich brechbar, die rothmachenden am wenigſten, die
violettmachenden am meiſten. Dieſer Unterſchied der
Brechbarkeit der rothen und violetten Strahlen iſt jedoch
nicht derſelbige in allen Mitteln. Solche Mittel, in
welchen der Unterſchied am groͤßten iſt, und welche da-
her die verſchiedenfarbigen Strahlen am meiſten trennen
oder zerſtreuen, hat man durch den Ausdruck diſper-
ſive unterſchieden, und diejenigen welche die Strah-
len am wenigſten von einander trennen, ſind indiſper-
ſive genannt worden. Dieſe Mittel ſind alſo dadurch
von einander unterſchieden, und mehr noch durch einen
andern hoͤchſt weſentlichen Umſtand.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/688>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.