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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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dazwischen, zunächst an der Finsterniß, so daß das
Auge, ohne verletzt zu werden, die erfreulichen Him-
melsräume durch ihre Vorsehung mit Vergnügen und
Bewunderung betrachten kann."

Die Naivetät, womit Kircher um die Sache her-
umgeht, ist merkwürdig genug. Man könnte sie comisch
nennen, wenn man nicht dabey ein treues Bestreben
wahrnähme. Und ist er es doch nicht allein, sind
doch bis auf den heutigen Tag noch Menschen, denen
die Vorstellungsart der Endursachen gefällt, weil sie
wirklich etwas geistiges hat und als eine Art von
Anthropomorphism angesehen werden kann. Dem
Aufmerksameren freylich wird nicht entgehen, daß man
der Natur nichts abgewinnen kann, wenn man ihr,
die bloß nothwendig handelt, einen Vorsatz unter-
schiebt und ihren Resultaten ein zweckmäßiges Ansehen
verleihen möchte.

Viertes Capitel. Chromatismus der Bre-
chung. Die Farben des Prismas erklärt er wie An-
tonius de Dominis dadurch, daß die hellsten Farben
beym Durchgang durch die schwächste Seite des Gla-
ses, die dunkelsten beym Durchgang durch die stärk-
sten Seiten des Glases entstehen.

Die Erfahrung mit dem nephritischen Holze trägt
er weitläuftig vor.

Fünftes Capitel. Chromatismus der Me-

dazwiſchen, zunaͤchſt an der Finſterniß, ſo daß das
Auge, ohne verletzt zu werden, die erfreulichen Him-
melsraͤume durch ihre Vorſehung mit Vergnuͤgen und
Bewunderung betrachten kann.“

Die Naivetaͤt, womit Kircher um die Sache her-
umgeht, iſt merkwuͤrdig genug. Man koͤnnte ſie comiſch
nennen, wenn man nicht dabey ein treues Beſtreben
wahrnaͤhme. Und iſt er es doch nicht allein, ſind
doch bis auf den heutigen Tag noch Menſchen, denen
die Vorſtellungsart der Endurſachen gefaͤllt, weil ſie
wirklich etwas geiſtiges hat und als eine Art von
Anthropomorphism angeſehen werden kann. Dem
Aufmerkſameren freylich wird nicht entgehen, daß man
der Natur nichts abgewinnen kann, wenn man ihr,
die bloß nothwendig handelt, einen Vorſatz unter-
ſchiebt und ihren Reſultaten ein zweckmaͤßiges Anſehen
verleihen moͤchte.

Viertes Capitel. Chromatismus der Bre-
chung. Die Farben des Prismas erklaͤrt er wie An-
tonius de Dominis dadurch, daß die hellſten Farben
beym Durchgang durch die ſchwaͤchſte Seite des Gla-
ſes, die dunkelſten beym Durchgang durch die ſtaͤrk-
ſten Seiten des Glaſes entſtehen.

Die Erfahrung mit dem nephritiſchen Holze traͤgt
er weitlaͤuftig vor.

Fuͤnftes Capitel. Chromatismus der Me-

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[283/0317] dazwiſchen, zunaͤchſt an der Finſterniß, ſo daß das Auge, ohne verletzt zu werden, die erfreulichen Him- melsraͤume durch ihre Vorſehung mit Vergnuͤgen und Bewunderung betrachten kann.“ Die Naivetaͤt, womit Kircher um die Sache her- umgeht, iſt merkwuͤrdig genug. Man koͤnnte ſie comiſch nennen, wenn man nicht dabey ein treues Beſtreben wahrnaͤhme. Und iſt er es doch nicht allein, ſind doch bis auf den heutigen Tag noch Menſchen, denen die Vorſtellungsart der Endurſachen gefaͤllt, weil ſie wirklich etwas geiſtiges hat und als eine Art von Anthropomorphism angeſehen werden kann. Dem Aufmerkſameren freylich wird nicht entgehen, daß man der Natur nichts abgewinnen kann, wenn man ihr, die bloß nothwendig handelt, einen Vorſatz unter- ſchiebt und ihren Reſultaten ein zweckmaͤßiges Anſehen verleihen moͤchte. Viertes Capitel. Chromatismus der Bre- chung. Die Farben des Prismas erklaͤrt er wie An- tonius de Dominis dadurch, daß die hellſten Farben beym Durchgang durch die ſchwaͤchſte Seite des Gla- ſes, die dunkelſten beym Durchgang durch die ſtaͤrk- ſten Seiten des Glaſes entſtehen. Die Erfahrung mit dem nephritiſchen Holze traͤgt er weitlaͤuftig vor. Fuͤnftes Capitel. Chromatismus der Me-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/317>, abgerufen am 27.04.2024.