Da wir durch erstgedachte drey Männer in das Alterthum wieder zurückgeführt worden, so erinnern wir uns billig dessen, was früher, die naturwissen- schaftlichen Einsichten der Alten betreffend, bemerkt ward. Sie wurden nämlich als tüchtige Menschen von den Naturbegebenheiten aufgeregt, und betrachte- ten mit Verwunderung die verwickelten Phänomene, die uns täglich und stündlich umgeben, und wo- durch die Natur ihnen eher verschleyert als aufgedeckt ward.
Wenn wir oben dem glücklichen theoretischen Be- mühen mancher Männer volle Gerechtigkeit widerfah- ren lassen; so ist doch nicht zu läugnen, daß man ihren Theorieen meistens einen empirischen Ursprung nur allzusehr ansieht. Denn was war ihre Theilung natürlicher Uranfänge in vier Elemente anders, als eine nothdürftige Topik, nach welcher sich die erschei- nenden Erscheinungen allenfalls ordnen und mit eini- ger Methode vortragen ließen. Die faßliche Zahl, die in ihr enthaltene doppelte Symmetrie, und die daraus entspringende Bequemlichkeit machte eine solche Lehre zur Fortpflanzung geschickt, und obgleich auf- merksamere Beobachter mancherley Zweifel erregen, manche Frage aufwerfen mochten; so blieb doch Schule und Menge dieser Vorstellungs- und Eintheilungsart geneigt.
Zwiſchenbetrachtung.
Da wir durch erſtgedachte drey Maͤnner in das Alterthum wieder zuruͤckgefuͤhrt worden, ſo erinnern wir uns billig deſſen, was fruͤher, die naturwiſſen- ſchaftlichen Einſichten der Alten betreffend, bemerkt ward. Sie wurden naͤmlich als tuͤchtige Menſchen von den Naturbegebenheiten aufgeregt, und betrachte- ten mit Verwunderung die verwickelten Phaͤnomene, die uns taͤglich und ſtuͤndlich umgeben, und wo- durch die Natur ihnen eher verſchleyert als aufgedeckt ward.
Wenn wir oben dem gluͤcklichen theoretiſchen Be- muͤhen mancher Maͤnner volle Gerechtigkeit widerfah- ren laſſen; ſo iſt doch nicht zu laͤugnen, daß man ihren Theorieen meiſtens einen empiriſchen Urſprung nur allzuſehr anſieht. Denn was war ihre Theilung natuͤrlicher Uranfaͤnge in vier Elemente anders, als eine nothduͤrftige Topik, nach welcher ſich die erſchei- nenden Erſcheinungen allenfalls ordnen und mit eini- ger Methode vortragen ließen. Die faßliche Zahl, die in ihr enthaltene doppelte Symmetrie, und die daraus entſpringende Bequemlichkeit machte eine ſolche Lehre zur Fortpflanzung geſchickt, und obgleich auf- merkſamere Beobachter mancherley Zweifel erregen, manche Frage aufwerfen mochten; ſo blieb doch Schule und Menge dieſer Vorſtellungs- und Eintheilungsart geneigt.
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Zwiſchenbetrachtung.
Da wir durch erſtgedachte drey Maͤnner in das
Alterthum wieder zuruͤckgefuͤhrt worden, ſo erinnern
wir uns billig deſſen, was fruͤher, die naturwiſſen-
ſchaftlichen Einſichten der Alten betreffend, bemerkt
ward. Sie wurden naͤmlich als tuͤchtige Menſchen
von den Naturbegebenheiten aufgeregt, und betrachte-
ten mit Verwunderung die verwickelten Phaͤnomene,
die uns taͤglich und ſtuͤndlich umgeben, und wo-
durch die Natur ihnen eher verſchleyert als aufgedeckt
ward.
Wenn wir oben dem gluͤcklichen theoretiſchen Be-
muͤhen mancher Maͤnner volle Gerechtigkeit widerfah-
ren laſſen; ſo iſt doch nicht zu laͤugnen, daß man
ihren Theorieen meiſtens einen empiriſchen Urſprung
nur allzuſehr anſieht. Denn was war ihre Theilung
natuͤrlicher Uranfaͤnge in vier Elemente anders, als
eine nothduͤrftige Topik, nach welcher ſich die erſchei-
nenden Erſcheinungen allenfalls ordnen und mit eini-
ger Methode vortragen ließen. Die faßliche Zahl,
die in ihr enthaltene doppelte Symmetrie, und die
daraus entſpringende Bequemlichkeit machte eine ſolche
Lehre zur Fortpflanzung geſchickt, und obgleich auf-
merkſamere Beobachter mancherley Zweifel erregen,
manche Frage aufwerfen mochten; ſo blieb doch Schule
und Menge dieſer Vorſtellungs- und Eintheilungsart
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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