innerm starken Antrieb thätig war, trefflich vor sich hin wirkte und kein anderes Document seines Daseyns zurückließ als eben die Wirkung, welche höher zu schä- tzen wäre als alle Nachrichten.
Höchst reizend ist für den Geschichtsforscher der Punct, wo Geschichte und Sage zusammengränzen. Es ist meistens der schönste der ganzen Ueberlieferung. Wenn wir uns aus dem bekannten Gewordenen das unbekannte Werden aufzubauen genöthigt finden, so erregt es eben die angenehme Empfindung, als wenn wir eine uns bisher unbekannte gebildete Person kennen lernen und die Geschichte ihrer Bildung lieber heraus- ahnden als herausforschen.
Nur müßte man nicht so grießgrämig, wie es würdige Historiker neuerer Zeit gethan haben, auf Dichter und Chronikenschreiber herabsehen.
Betrachtet man die einzelne frühere Ausbildung der Zeiten, Gegenden, Ortschaften, so kommen uns aus der dunklen Vergangenheit überall tüchtige und vortreffliche Menschen, tapfere, schöne, gute in herrli- cher Gestalt entgegen. Der Lobgesang der Menschheit, dem die Gottheit so gerne zuhören mag, ist niemals verstummt, und wir selbst fühlen ein göttliches Glück, wenn wir die durch alle Zeiten und Gegenden ver- theilten harmonischen Ausströmungen, bald in einzel- nen Stimmen, in einzelnen Chören, bald Fugenweise, bald in einem herrlichen Vollgesang vernehmen.
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innerm ſtarken Antrieb thaͤtig war, trefflich vor ſich hin wirkte und kein anderes Document ſeines Daſeyns zuruͤckließ als eben die Wirkung, welche hoͤher zu ſchaͤ- tzen waͤre als alle Nachrichten.
Hoͤchſt reizend iſt fuͤr den Geſchichtsforſcher der Punct, wo Geſchichte und Sage zuſammengraͤnzen. Es iſt meiſtens der ſchoͤnſte der ganzen Ueberlieferung. Wenn wir uns aus dem bekannten Gewordenen das unbekannte Werden aufzubauen genoͤthigt finden, ſo erregt es eben die angenehme Empfindung, als wenn wir eine uns bisher unbekannte gebildete Perſon kennen lernen und die Geſchichte ihrer Bildung lieber heraus- ahnden als herausforſchen.
Nur muͤßte man nicht ſo grießgraͤmig, wie es wuͤrdige Hiſtoriker neuerer Zeit gethan haben, auf Dichter und Chronikenſchreiber herabſehen.
Betrachtet man die einzelne fruͤhere Ausbildung der Zeiten, Gegenden, Ortſchaften, ſo kommen uns aus der dunklen Vergangenheit uͤberall tuͤchtige und vortreffliche Menſchen, tapfere, ſchoͤne, gute in herrli- cher Geſtalt entgegen. Der Lobgeſang der Menſchheit, dem die Gottheit ſo gerne zuhoͤren mag, iſt niemals verſtummt, und wir ſelbſt fuͤhlen ein goͤttliches Gluͤck, wenn wir die durch alle Zeiten und Gegenden ver- theilten harmoniſchen Ausſtroͤmungen, bald in einzel- nen Stimmen, in einzelnen Choͤren, bald Fugenweiſe, bald in einem herrlichen Vollgeſang vernehmen.
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innerm ſtarken Antrieb thaͤtig war, trefflich vor ſich
hin wirkte und kein anderes Document ſeines Daſeyns
zuruͤckließ als eben die Wirkung, welche hoͤher zu ſchaͤ-
tzen waͤre als alle Nachrichten.
Hoͤchſt reizend iſt fuͤr den Geſchichtsforſcher der
Punct, wo Geſchichte und Sage zuſammengraͤnzen. Es
iſt meiſtens der ſchoͤnſte der ganzen Ueberlieferung.
Wenn wir uns aus dem bekannten Gewordenen das
unbekannte Werden aufzubauen genoͤthigt finden, ſo
erregt es eben die angenehme Empfindung, als wenn
wir eine uns bisher unbekannte gebildete Perſon kennen
lernen und die Geſchichte ihrer Bildung lieber heraus-
ahnden als herausforſchen.
Nur muͤßte man nicht ſo grießgraͤmig, wie es
wuͤrdige Hiſtoriker neuerer Zeit gethan haben, auf
Dichter und Chronikenſchreiber herabſehen.
Betrachtet man die einzelne fruͤhere Ausbildung
der Zeiten, Gegenden, Ortſchaften, ſo kommen uns
aus der dunklen Vergangenheit uͤberall tuͤchtige und
vortreffliche Menſchen, tapfere, ſchoͤne, gute in herrli-
cher Geſtalt entgegen. Der Lobgeſang der Menſchheit,
dem die Gottheit ſo gerne zuhoͤren mag, iſt niemals
verſtummt, und wir ſelbſt fuͤhlen ein goͤttliches Gluͤck,
wenn wir die durch alle Zeiten und Gegenden ver-
theilten harmoniſchen Ausſtroͤmungen, bald in einzel-
nen Stimmen, in einzelnen Choͤren, bald Fugenweiſe,
bald in einem herrlichen Vollgeſang vernehmen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/165>, abgerufen am 28.11.2024.
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