tes zu bedienen, mit Ironie zu thun und vorzu- nehmen, eine solche Gewandtheit ist nöthig, wenn die Abstraction, vor der wir uns fürchten, un- schädlich, und das Erfahrungsresultat, das wir hoffen, recht lebendig und nützlich werden soll.
Im zweyten Theil beschäftigen wir uns mit Enthüllung der Newtonischen Theorie, welche ei- ner freyen Ansicht der Farbenerscheinungen bisher mit Gewalt und Ansehen entgegengestanden; wir bestreiten eine Hypothese, die, ob sie gleich nicht mehr brauchbar gefunden wird, doch noch immer eine herkömmliche Achtung unter den Menschen be- hält. Ihr eigentliches Verhältniß muß deutlich werden, die alten Irrthümer sind wegzuräumen, wenn die Farbenlehre nicht, wie bisher, hinter so manchem anderen besser bearbeiteten Theile der Naturlehre zurückbleiben soll.
Da aber der zweyte Theil unsres Werkes sei- nem Inhalte nach trocken, der Ausführung nach
tes zu bedienen, mit Ironie zu thun und vorzu- nehmen, eine ſolche Gewandtheit iſt noͤthig, wenn die Abſtraction, vor der wir uns fuͤrchten, un- ſchaͤdlich, und das Erfahrungsreſultat, das wir hoffen, recht lebendig und nuͤtzlich werden ſoll.
Im zweyten Theil beſchaͤftigen wir uns mit Enthuͤllung der Newtoniſchen Theorie, welche ei- ner freyen Anſicht der Farbenerſcheinungen bisher mit Gewalt und Anſehen entgegengeſtanden; wir beſtreiten eine Hypotheſe, die, ob ſie gleich nicht mehr brauchbar gefunden wird, doch noch immer eine herkoͤmmliche Achtung unter den Menſchen be- haͤlt. Ihr eigentliches Verhaͤltniß muß deutlich werden, die alten Irrthuͤmer ſind wegzuraͤumen, wenn die Farbenlehre nicht, wie bisher, hinter ſo manchem anderen beſſer bearbeiteten Theile der Naturlehre zuruͤckbleiben ſoll.
Da aber der zweyte Theil unſres Werkes ſei- nem Inhalte nach trocken, der Ausfuͤhrung nach
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[XV/0021]
tes zu bedienen, mit Ironie zu thun und vorzu-
nehmen, eine ſolche Gewandtheit iſt noͤthig, wenn
die Abſtraction, vor der wir uns fuͤrchten, un-
ſchaͤdlich, und das Erfahrungsreſultat, das wir
hoffen, recht lebendig und nuͤtzlich werden ſoll.
Im zweyten Theil beſchaͤftigen wir uns mit
Enthuͤllung der Newtoniſchen Theorie, welche ei-
ner freyen Anſicht der Farbenerſcheinungen bisher
mit Gewalt und Anſehen entgegengeſtanden; wir
beſtreiten eine Hypotheſe, die, ob ſie gleich nicht
mehr brauchbar gefunden wird, doch noch immer
eine herkoͤmmliche Achtung unter den Menſchen be-
haͤlt. Ihr eigentliches Verhaͤltniß muß deutlich
werden, die alten Irrthuͤmer ſind wegzuraͤumen,
wenn die Farbenlehre nicht, wie bisher, hinter
ſo manchem anderen beſſer bearbeiteten Theile der
Naturlehre zuruͤckbleiben ſoll.
Da aber der zweyte Theil unſres Werkes ſei-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/21>, abgerufen am 22.12.2024.
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