und Hernach, wodurch alle die Erscheinungen be- dingt werden, die uns im Raum und in der Zeit entgegentreten.
Diese allgemeinen Bewegungen und Bestim- mungen werden wir auf die verschiedenste Weise ge- wahr, bald als ein einfaches Abstoßen und Anzie- hen, bald als ein aufblickendes und verschwinden- des Licht, als Bewegung der Luft, als Erschütte- rung des Körpers, als Säurung und Entsäurung; jedoch immer als verbindend oder trennend, das Daseyn bewegend und irgend eine Art von Leben befördernd.
Indem man aber jenes Gewicht und Gegen- gewicht von ungleicher Wirkung zu finden glaubt, so hat man auch dieses Verhältniß zu bezeichnen versucht. Man hat ein Mehr und Weniger, ein Wirken ein Widerstreben, ein Thun ein Leiden, ein Vordringendes ein Zurückhaltendes, ein Hefti- ges ein Mäßigendes, ein Männliches ein Weibli-
und Hernach, wodurch alle die Erſcheinungen be- dingt werden, die uns im Raum und in der Zeit entgegentreten.
Dieſe allgemeinen Bewegungen und Beſtim- mungen werden wir auf die verſchiedenſte Weiſe ge- wahr, bald als ein einfaches Abſtoßen und Anzie- hen, bald als ein aufblickendes und verſchwinden- des Licht, als Bewegung der Luft, als Erſchuͤtte- rung des Koͤrpers, als Saͤurung und Entſaͤurung; jedoch immer als verbindend oder trennend, das Daſeyn bewegend und irgend eine Art von Leben befoͤrdernd.
Indem man aber jenes Gewicht und Gegen- gewicht von ungleicher Wirkung zu finden glaubt, ſo hat man auch dieſes Verhaͤltniß zu bezeichnen verſucht. Man hat ein Mehr und Weniger, ein Wirken ein Widerſtreben, ein Thun ein Leiden, ein Vordringendes ein Zuruͤckhaltendes, ein Hefti- ges ein Maͤßigendes, ein Maͤnnliches ein Weibli-
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[XII/0018]
und Hernach, wodurch alle die Erſcheinungen be-
dingt werden, die uns im Raum und in der Zeit
entgegentreten.
Dieſe allgemeinen Bewegungen und Beſtim-
mungen werden wir auf die verſchiedenſte Weiſe ge-
wahr, bald als ein einfaches Abſtoßen und Anzie-
hen, bald als ein aufblickendes und verſchwinden-
des Licht, als Bewegung der Luft, als Erſchuͤtte-
rung des Koͤrpers, als Saͤurung und Entſaͤurung;
jedoch immer als verbindend oder trennend, das
Daſeyn bewegend und irgend eine Art von Leben
befoͤrdernd.
Indem man aber jenes Gewicht und Gegen-
gewicht von ungleicher Wirkung zu finden glaubt,
ſo hat man auch dieſes Verhaͤltniß zu bezeichnen
verſucht. Man hat ein Mehr und Weniger, ein
Wirken ein Widerſtreben, ein Thun ein Leiden,
ein Vordringendes ein Zuruͤckhaltendes, ein Hefti-
ges ein Maͤßigendes, ein Maͤnnliches ein Weibli-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/18>, abgerufen am 22.12.2024.
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