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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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Strecke die nicht einmal hinreicht, dass sich
ein solcher ungeheurer Heerwurm in Be-
wegung setzen könnte.

Wie bevölkert und bebaut muss nicht
diese Wüste seyn, wo man alle zwey Mei-
len, wo nicht Städte und Ortschaften, doch
mit Namen bezeichnete Ruheplätze findet?
Welcher Vortheil für den Heerführer und
sein Volk! Dieser Reichthum der inneren
Wüste aber wird dem Geographen bald
verderblich. Er findet von Kades nur fünf
Stationen bis Ezeongaber, und auf dem
Rückwege nach Kades, wohin er sie doch
bringen muss, unglücklicherweise gar keine;
er legt daher einige seltsame, und selbst
in jener Liste nicht genannte Städte dem
reisenden Volk in den Weg, so wie man
ehemals die geographische Leerheit mit
Elephanten zudeckte. Kalmet sucht sich
aus der Noth, durch wunderliche Kreuz-
und Querzüge zu helfen, setzt einen Theil
der überflüssigen Orte gegen das mittellän-
dische Meer zu, macht Hazeroth und Mo-
seroth zu Einem Orte, und bringt, durch
die seltsamsten Irrsprünge, seine Leute end-
lich an den Arnon. Well, der zwey Ka-

Strecke die nicht einmal hinreicht, daſs sich
ein solcher ungeheurer Heerwurm in Be-
wegung setzen könnte.

Wie bevölkert und bebaut muſs nicht
diese Wüste seyn, wo man alle zwey Mei-
len, wo nicht Städte und Ortschaften, doch
mit Namen bezeichnete Ruheplätze findet?
Welcher Vortheil für den Heerführer und
sein Volk! Dieser Reichthum der inneren
Wüste aber wird dem Geographen bald
verderblich. Er findet von Kades nur fünf
Stationen bis Ezeongaber, und auf dem
Rückwege nach Kades, wohin er sie doch
bringen muſs, unglücklicherweise gar keine;
er legt daher einige seltsame, und selbst
in jener Liste nicht genannte Städte dem
reisenden Volk in den Weg, so wie man
ehemals die geographische Leerheit mit
Elephanten zudeckte. Kalmet sucht sich
aus der Noth, durch wunderliche Kreuz-
und Querzüge zu helfen, setzt einen Theil
der überflüssigen Orte gegen das mittellän-
dische Meer zu, macht Hazeroth und Mo-
seroth zu Einem Orte, und bringt, durch
die seltsamsten Irrsprünge, seine Leute end-
lich an den Arnon. Well, der zwey Ka-

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[452[454]/0464] Strecke die nicht einmal hinreicht, daſs sich ein solcher ungeheurer Heerwurm in Be- wegung setzen könnte. Wie bevölkert und bebaut muſs nicht diese Wüste seyn, wo man alle zwey Mei- len, wo nicht Städte und Ortschaften, doch mit Namen bezeichnete Ruheplätze findet? Welcher Vortheil für den Heerführer und sein Volk! Dieser Reichthum der inneren Wüste aber wird dem Geographen bald verderblich. Er findet von Kades nur fünf Stationen bis Ezeongaber, und auf dem Rückwege nach Kades, wohin er sie doch bringen muſs, unglücklicherweise gar keine; er legt daher einige seltsame, und selbst in jener Liste nicht genannte Städte dem reisenden Volk in den Weg, so wie man ehemals die geographische Leerheit mit Elephanten zudeckte. Kalmet sucht sich aus der Noth, durch wunderliche Kreuz- und Querzüge zu helfen, setzt einen Theil der überflüssigen Orte gegen das mittellän- dische Meer zu, macht Hazeroth und Mo- seroth zu Einem Orte, und bringt, durch die seltsamsten Irrsprünge, seine Leute end- lich an den Arnon. Well, der zwey Ka-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 452[454]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/464>, abgerufen am 22.11.2024.