erstiegen und reinere Begriffe in einer rei- nen Sprache entwickelt haben.
Andere, verwegener, behaupteten, Ma- homet habe ihre Sprache und Literatur verdorben, so dass sie sich niemals wieder erholen werde. Der verwegenste jedoch, ein geistvoller Dichter, war kühn genug zu versichern: alles was Mahomet gesagt habe, wollte er auch gesagt haben, und besser, ja er sammelte sogar eine An- zahl Sectirer um sich her. Man bezeich- nete ihn desshalb mit dem Spottnamen Mo- tanabbi, unter welchem wir ihn kennen, welches so viel heisst als: einer der gern den Propheten spielen möchte.
Ob nun gleich die Muselmännische Kri- tik selbst an dem Koran manches Bedenken findet, indem Stellen die man früher aus demselben angeführt gegenwärtig nicht mehr darin zu finden sind, andere, sich wider- sprechend, einander aufheben und was der- gleichen bey allen schriftlichen Ueberliefe- rungen nicht zu vermeidende Mängel sind; so wird doch dieses Buch für ewige Zeiten höchst wirksam verbleiben, indem es durch- aus praktisch und den Bedürfnissen einer
erstiegen und reinere Begriffe in einer rei- nen Sprache entwickelt haben.
Andere, verwegener, behaupteten, Ma- homet habe ihre Sprache und Literatur verdorben, so daſs sie sich niemals wieder erholen werde. Der verwegenste jedoch, ein geistvoller Dichter, war kühn genug zu versichern: alles was Mahomet gesagt habe, wollte er auch gesagt haben, und besser, ja er ſammelte sogar eine An- zahl Sectirer um ſich her. Man bezeich- nete ihn deſshalb mit dem Spottnamen Mo- tanabbi, unter welchem wir ihn kennen, welches so viel heiſst als: einer der gern den Propheten spielen möchte.
Ob nun gleich die Muselmännische Kri- tik selbst an dem Koran manches Bedenken findet, indem Stellen die man früher aus demselben angeführt gegenwärtig nicht mehr darin zu finden sind, andere, ſich wider- sprechend, einander aufheben und was der- gleichen bey allen schriftlichen Ueberliefe- rungen nicht zu vermeidende Mängel ſind; so wird doch dieses Buch für ewige Zeiten höchst wirksam verbleiben, indem es durch- aus praktisch und den Bedürfnissen einer
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[285/0295]
erstiegen und reinere Begriffe in einer rei-
nen Sprache entwickelt haben.
Andere, verwegener, behaupteten, Ma-
homet habe ihre Sprache und Literatur
verdorben, so daſs sie sich niemals wieder
erholen werde. Der verwegenste jedoch,
ein geistvoller Dichter, war kühn genug
zu versichern: alles was Mahomet gesagt
habe, wollte er auch gesagt haben, und
besser, ja er ſammelte sogar eine An-
zahl Sectirer um ſich her. Man bezeich-
nete ihn deſshalb mit dem Spottnamen Mo-
tanabbi, unter welchem wir ihn kennen,
welches so viel heiſst als: einer der gern
den Propheten spielen möchte.
Ob nun gleich die Muselmännische Kri-
tik selbst an dem Koran manches Bedenken
findet, indem Stellen die man früher aus
demselben angeführt gegenwärtig nicht mehr
darin zu finden sind, andere, ſich wider-
sprechend, einander aufheben und was der-
gleichen bey allen schriftlichen Ueberliefe-
rungen nicht zu vermeidende Mängel ſind;
so wird doch dieses Buch für ewige Zeiten
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/295>, abgerufen am 23.12.2024.
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