Geht man aber auf die eigentliche Quelle der Fa- bel des Romans zurück, dann findet man diese in dem Buche Gesta romanorum, die nach der Stelle die Warton in des Theologen Glassius Philologia sacra aufgefunden, und die Eschenburg beibringt, gegen das Jahr 1340 von Berchorius oder Bercheur in der Abtey St. Eloi in Poitou geschrieben wurden. Unter den mannigfaltigen einheimischen, persischen, indischen, neugriechischen Volkssagen, die in diesem Buche ge- sammelt und mit moralischen Nutzanwendungen versehen sind, findet sich auf dem Blatte IX und X der alten teutschen Ausgabe ohne Jahrzahl auch Folgende:
"Darius, ein gewaltiger König zu Rom, hatte drei Söhne; als er starb, vermachte er den ersten Beiden Reich und Haabe, dem jüngsten, Jonathan, aber drei Kleinot, ein Fingerlin, ein Hefftlin und ein edles Tuch, Alles vom Zauberer Virgilius. Das Erste machte den, der ihn trug bei jedermänniglichen beliebt; das Hefft- lin hatte die Tugend, wer es am Herzen trug, und dessen er begehrt, das geschah. Das Tuch aber hatte die Eigenschaft, wer darauf saß, und begehrt, wo er in der Welt wollt seyn, da war er zur Hand. Mit dem Ringe zog Jonathan zuerst von seiner Mutter aus, eine Jungfrau gewann ihn lieb, lebte mit ihm, und forschte ihn aus, woher es doch kommen möge,
Geht man aber auf die eigentliche Quelle der Fa- bel des Romans zurück, dann findet man dieſe in dem Buche Gesta romanorum, die nach der Stelle die Warton in des Theologen Glassius Philologia sacra aufgefunden, und die Eſchenburg beibringt, gegen das Jahr 1340 von Berchorius oder Bercheur in der Abtey St. Eloi in Poitou geſchrieben wurden. Unter den mannigfaltigen einheimiſchen, perſiſchen, indiſchen, neugriechiſchen Volksſagen, die in dieſem Buche ge- ſammelt und mit moraliſchen Nutzanwendungen verſehen ſind, findet ſich auf dem Blatte IX und X der alten teutſchen Ausgabe ohne Jahrzahl auch Folgende:
„Darius, ein gewaltiger König zu Rom, hatte drei Söhne; als er ſtarb, vermachte er den erſten Beiden Reich und Haabe, dem jüngſten, Jonathan, aber drei Kleinot, ein Fingerlin, ein Hefftlin und ein edles Tuch, Alles vom Zauberer Virgilius. Das Erſte machte den, der ihn trug bei jedermänniglichen beliebt; das Hefft- lin hatte die Tugend, wer es am Herzen trug, und deſſen er begehrt, das geſchah. Das Tuch aber hatte die Eigenſchaft, wer darauf ſaß, und begehrt, wo er in der Welt wollt ſeyn, da war er zur Hand. Mit dem Ringe zog Jonathan zuerſt von ſeiner Mutter aus, eine Jungfrau gewann ihn lieb, lebte mit ihm, und forſchte ihn aus, woher es doch kommen möge,
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Geht man aber auf die eigentliche Quelle der Fa-
bel des Romans zurück, dann findet man dieſe in dem
Buche Gesta romanorum, die nach der Stelle die
Warton in des Theologen Glassius Philologia sacra
aufgefunden, und die Eſchenburg beibringt, gegen das
Jahr 1340 von Berchorius oder Bercheur in der Abtey
St. Eloi in Poitou geſchrieben wurden. Unter den
mannigfaltigen einheimiſchen, perſiſchen, indiſchen,
neugriechiſchen Volksſagen, die in dieſem Buche ge-
ſammelt und mit moraliſchen Nutzanwendungen verſehen
ſind, findet ſich auf dem Blatte IX und X der alten
teutſchen Ausgabe ohne Jahrzahl auch Folgende:
„Darius, ein gewaltiger König zu Rom, hatte drei
Söhne; als er ſtarb, vermachte er den erſten Beiden
Reich und Haabe, dem jüngſten, Jonathan, aber drei
Kleinot, ein Fingerlin, ein Hefftlin und ein edles Tuch,
Alles vom Zauberer Virgilius. Das Erſte machte den,
der ihn trug bei jedermänniglichen beliebt; das Hefft-
lin hatte die Tugend, wer es am Herzen trug, und
deſſen er begehrt, das geſchah. Das Tuch aber hatte
die Eigenſchaft, wer darauf ſaß, und begehrt, wo er
in der Welt wollt ſeyn, da war er zur Hand. Mit
dem Ringe zog Jonathan zuerſt von ſeiner Mutter
aus, eine Jungfrau gewann ihn lieb, lebte mit ihm,
und forſchte ihn aus, woher es doch kommen möge,
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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