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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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zernichtendem Widerspruch die Beschränkung der Szene
des Romans auf die alte Welt und den Norden
von Europa, so daß die Abfassung nothwendig in eine
frühere Zeit als jene Epoche fallen muß. Die Periode,
in der die Dichtung selber spielt, ist jene Zeit, wo Bre-
tagne noch ein unabhängiges Herzogthum war (bis
1483) wo die Mauren noch das Königreich Grenada
besaßen (1480), wo die Türken Constantinopel noch
nicht eingenommen hatten (1453), wo Cypern als ein
christliches Königreich bestand, die Mameluckensultane
Aegypten regierten, und der Wütherich Dracole Weyda
die Wallachey beherrschte. Vorzüglich die letzte Angabe
fixirt diese Epoche gegen das Jahr 1440, wo dieser
Weyda sein Wesen unter den Wallachen und in Sie-
benbürgen trieb.

Im Ganzen deutet alles bisher Beygebrachte auf
einen nordischen Ursprung des Gedichts, daß es aber
eigentlich engelländischer Abkunft sey, dagegen spricht
besonders eine Stelle, da nämlich, wo Andolosia sich an
den engelländischen Hof begiebt: "da thett er so manige
ritterliche That, das er für all ander gelobett ward,
und wye wol es also ist, das kain Volk auff Erdtrich
ist, das stolzer und hochfertiger, nyemant keinen Ehren
gunnen noch zülegenn mag, dann ynen selbst, noch
dann sagtten sy große Ehr von Andolosia, von der

zernichtendem Widerſpruch die Beſchränkung der Szene
des Romans auf die alte Welt und den Norden
von Europa, ſo daß die Abfaſſung nothwendig in eine
frühere Zeit als jene Epoche fallen muß. Die Periode,
in der die Dichtung ſelber ſpielt, iſt jene Zeit, wo Bre-
tagne noch ein unabhängiges Herzogthum war (bis
1483) wo die Mauren noch das Königreich Grenada
beſaßen (1480), wo die Türken Conſtantinopel noch
nicht eingenommen hatten (1453), wo Cypern als ein
chriſtliches Königreich beſtand, die Mameluckenſultane
Aegypten regierten, und der Wütherich Dracole Weyda
die Wallachey beherrſchte. Vorzüglich die letzte Angabe
fixirt dieſe Epoche gegen das Jahr 1440, wo dieſer
Weyda ſein Weſen unter den Wallachen und in Sie-
benbürgen trieb.

Im Ganzen deutet alles bisher Beygebrachte auf
einen nordiſchen Urſprung des Gedichts, daß es aber
eigentlich engelländiſcher Abkunft ſey, dagegen ſpricht
beſonders eine Stelle, da nämlich, wo Andoloſia ſich an
den engelländiſchen Hof begiebt: „da thett er ſo manige
ritterliche That, das er für all ander gelobett ward,
und wye wol es alſo iſt, das kain Volk auff Erdtrich
iſt, das ſtolzer und hochfertiger, nyemant keinen Ehren
gunnen noch zülegenn mag, dann ynen ſelbſt, noch
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[76/0094] zernichtendem Widerſpruch die Beſchränkung der Szene des Romans auf die alte Welt und den Norden von Europa, ſo daß die Abfaſſung nothwendig in eine frühere Zeit als jene Epoche fallen muß. Die Periode, in der die Dichtung ſelber ſpielt, iſt jene Zeit, wo Bre- tagne noch ein unabhängiges Herzogthum war (bis 1483) wo die Mauren noch das Königreich Grenada beſaßen (1480), wo die Türken Conſtantinopel noch nicht eingenommen hatten (1453), wo Cypern als ein chriſtliches Königreich beſtand, die Mameluckenſultane Aegypten regierten, und der Wütherich Dracole Weyda die Wallachey beherrſchte. Vorzüglich die letzte Angabe fixirt dieſe Epoche gegen das Jahr 1440, wo dieſer Weyda ſein Weſen unter den Wallachen und in Sie- benbürgen trieb. Im Ganzen deutet alles bisher Beygebrachte auf einen nordiſchen Urſprung des Gedichts, daß es aber eigentlich engelländiſcher Abkunft ſey, dagegen ſpricht beſonders eine Stelle, da nämlich, wo Andoloſia ſich an den engelländiſchen Hof begiebt: „da thett er ſo manige ritterliche That, das er für all ander gelobett ward, und wye wol es alſo iſt, das kain Volk auff Erdtrich iſt, das ſtolzer und hochfertiger, nyemant keinen Ehren gunnen noch zülegenn mag, dann ynen ſelbſt, noch dann ſagtten ſy große Ehr von Andoloſia, von der

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/94>, abgerufen am 24.11.2024.