ergoß sich nordwestwärts verheerend über Polen, Ungarn, gegen das Herz von Oesterreich hin, und alle Staaten des weiten Asiens binnen jenen fernen Gränzen gehorch- ten dieser ungeheuern, gigantesken, wilden Macht, die an Umfang weit die römische Weltherrschaft und das alte persische Reich übertraf. Marco Polo's Be- richt *) von allem was er dort gesehen, von Sitten, Gebräuchen, Begebenheiten und Merkwürdigkeiten ist treu, einfach, und wahrhaftig, und es ist kaum zu bezweifeln, daß Montevilla ihn bei Abfassung seiner Reise vor sich liegen hatte. Die Erzählung von dem Alten vom Berge, der ein Paradies für Meuchelmör- der angelegt hatte, findet sich genau so, wie er sie er- zählt, bei M. P. Eben so die Erzählung vom großen Rubin des Königs von Ceylon, Die vom Grabmahl des heiligen Thomas, und das meiste was die Berichte über die Sitten der Tartaren beibringen, und über den Hofstaat des großen Chans ist meist völlig gleich- lautend in Beiden. Auch der Priester Johannes kömmt bei Marco Polo schon vor, und er nennt ihn Uncha, einen indischen König, dem vorher die Tartaren zinsbar
*) Unter andern im Novus orbis Regionum ac Insularum veteribus incognitarum. Basileae apud J. K. Hervagium 1532.
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ergoß ſich nordweſtwärts verheerend über Polen, Ungarn, gegen das Herz von Oeſterreich hin, und alle Staaten des weiten Aſiens binnen jenen fernen Gränzen gehorch- ten dieſer ungeheuern, gigantesken, wilden Macht, die an Umfang weit die römiſche Weltherrſchaft und das alte perſiſche Reich übertraf. Marco Polo’s Be- richt *) von allem was er dort geſehen, von Sitten, Gebräuchen, Begebenheiten und Merkwürdigkeiten iſt treu, einfach, und wahrhaftig, und es iſt kaum zu bezweifeln, daß Montevilla ihn bei Abfaſſung ſeiner Reiſe vor ſich liegen hatte. Die Erzählung von dem Alten vom Berge, der ein Paradies für Meuchelmör- der angelegt hatte, findet ſich genau ſo, wie er ſie er- zählt, bei M. P. Eben ſo die Erzählung vom großen Rubin des Königs von Ceylon, Die vom Grabmahl des heiligen Thomas, und das meiſte was die Berichte über die Sitten der Tartaren beibringen, und über den Hofſtaat des großen Chans iſt meiſt völlig gleich- lautend in Beiden. Auch der Prieſter Johannes kömmt bei Marco Polo ſchon vor, und er nennt ihn Uncha, einen indiſchen König, dem vorher die Tartaren zinsbar
*) Unter andern im Novus orbis Regionum ac Insularum veteribus incognitarum. Basileae apud J. K. Hervagium 1532.
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ergoß ſich nordweſtwärts verheerend über Polen, Ungarn,
gegen das Herz von Oeſterreich hin, und alle Staaten
des weiten Aſiens binnen jenen fernen Gränzen gehorch-
ten dieſer ungeheuern, gigantesken, wilden Macht, die
an Umfang weit die römiſche Weltherrſchaft und das
alte perſiſche Reich übertraf. Marco Polo’s Be-
richt *) von allem was er dort geſehen, von Sitten,
Gebräuchen, Begebenheiten und Merkwürdigkeiten iſt
treu, einfach, und wahrhaftig, und es iſt kaum zu
bezweifeln, daß Montevilla ihn bei Abfaſſung ſeiner
Reiſe vor ſich liegen hatte. Die Erzählung von dem
Alten vom Berge, der ein Paradies für Meuchelmör-
der angelegt hatte, findet ſich genau ſo, wie er ſie er-
zählt, bei M. P. Eben ſo die Erzählung vom großen
Rubin des Königs von Ceylon, Die vom Grabmahl
des heiligen Thomas, und das meiſte was die Berichte
über die Sitten der Tartaren beibringen, und über
den Hofſtaat des großen Chans iſt meiſt völlig gleich-
lautend in Beiden. Auch der Prieſter Johannes kömmt
bei Marco Polo ſchon vor, und er nennt ihn Uncha,
einen indiſchen König, dem vorher die Tartaren zinsbar
*) Unter andern im Novus orbis Regionum ac
Insularum veteribus incognitarum. Basileae
apud J. K. Hervagium 1532.
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/83>, abgerufen am 24.11.2024.
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