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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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Sedras, es ständen zween rothe Fisch vor ihm auf
ihren Schwänzen, und zween Wasservögel flögen nach-
einander und fielen ihm in seine Händ; eine Schlange
gieng ihm durch seinen linken Fuß; sein ganzer Leib
wäre naß von Blut, und er wüsche ihn mit Wasser;
er aber stände auf einem weissen Berge, und sähe bey
seinem Haupt eine feurige Säule, und dabei einen
weissen Vogel, der hacke ihm in sein Haupt. Und er
fragte die Weisen und Traumdeuter um Rath, die
waren aber alle aus einer Stadt, die er vorher bekriegt
und belagert, und worinn er 12000 erschlagen hatte.
Diese berathen sich daher, und beschließen, diese Geleg-
enheit zu benutzen, um sich zu rächen, und ihm sein
bestes Schwerdt und seinen weissen Elephanten abzu-
fodern, und sein treustes Gemahl, Hellebat die Königin,
und seinen Geheimschreiber, und Billero seinen Rath und
Feldherrn, und Kymeron seinen heiligen Freund, zum
Tode zu begehren. Als der König auf diese Zumuthung
niedergeschlagen wird, forscht ihn Billero über den
Grund seiner Trauer aus, und die Königin warnt ihn
vor den Weisen, und räth ihm zu Kymeron zu gehen,
und ihn um die Deutung des Traums zu bitten. Der
König folgt dem Rath, und der weise Mann erklärt
ihm, wie die rothen Fische die Könige von Arabien
und Emlach bedeuteten, die ihm Geschenke von Edel-

22.

Sedras, es ſtänden zween rothe Fiſch vor ihm auf
ihren Schwänzen, und zween Waſſervögel flögen nach-
einander und fielen ihm in ſeine Händ; eine Schlange
gieng ihm durch ſeinen linken Fuß; ſein ganzer Leib
wäre naß von Blut, und er wüſche ihn mit Waſſer;
er aber ſtände auf einem weiſſen Berge, und ſähe bey
ſeinem Haupt eine feurige Säule, und dabei einen
weiſſen Vogel, der hacke ihm in ſein Haupt. Und er
fragte die Weiſen und Traumdeuter um Rath, die
waren aber alle aus einer Stadt, die er vorher bekriegt
und belagert, und worinn er 12000 erſchlagen hatte.
Dieſe berathen ſich daher, und beſchließen, dieſe Geleg-
enheit zu benutzen, um ſich zu rächen, und ihm ſein
beſtes Schwerdt und ſeinen weiſſen Elephanten abzu-
fodern, und ſein treuſtes Gemahl, Hellebat die Königin,
und ſeinen Geheimſchreiber, und Billero ſeinen Rath und
Feldherrn, und Kymeron ſeinen heiligen Freund, zum
Tode zu begehren. Als der König auf dieſe Zumuthung
niedergeſchlagen wird, forſcht ihn Billero über den
Grund ſeiner Trauer aus, und die Königin warnt ihn
vor den Weiſen, und räth ihm zu Kymeron zu gehen,
und ihn um die Deutung des Traums zu bitten. Der
König folgt dem Rath, und der weiſe Mann erklärt
ihm, wie die rothen Fiſche die Könige von Arabien
und Emlach bedeuteten, die ihm Geſchenke von Edel-

22.
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[169/0187] Sedras, es ſtänden zween rothe Fiſch vor ihm auf ihren Schwänzen, und zween Waſſervögel flögen nach- einander und fielen ihm in ſeine Händ; eine Schlange gieng ihm durch ſeinen linken Fuß; ſein ganzer Leib wäre naß von Blut, und er wüſche ihn mit Waſſer; er aber ſtände auf einem weiſſen Berge, und ſähe bey ſeinem Haupt eine feurige Säule, und dabei einen weiſſen Vogel, der hacke ihm in ſein Haupt. Und er fragte die Weiſen und Traumdeuter um Rath, die waren aber alle aus einer Stadt, die er vorher bekriegt und belagert, und worinn er 12000 erſchlagen hatte. Dieſe berathen ſich daher, und beſchließen, dieſe Geleg- enheit zu benutzen, um ſich zu rächen, und ihm ſein beſtes Schwerdt und ſeinen weiſſen Elephanten abzu- fodern, und ſein treuſtes Gemahl, Hellebat die Königin, und ſeinen Geheimſchreiber, und Billero ſeinen Rath und Feldherrn, und Kymeron ſeinen heiligen Freund, zum Tode zu begehren. Als der König auf dieſe Zumuthung niedergeſchlagen wird, forſcht ihn Billero über den Grund ſeiner Trauer aus, und die Königin warnt ihn vor den Weiſen, und räth ihm zu Kymeron zu gehen, und ihn um die Deutung des Traums zu bitten. Der König folgt dem Rath, und der weiſe Mann erklärt ihm, wie die rothen Fiſche die Könige von Arabien und Emlach bedeuteten, die ihm Geſchenke von Edel- 22.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/187>, abgerufen am 18.05.2024.