Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.der Zahl nach, die hier alles gilt, nicht die Hälfte Wie daher das alte Castenwesen auf die durch die Die Betrachtung, bey diesem Punkte ange¬ der Zahl nach, die hier alles gilt, nicht die Hälfte Wie daher das alte Caſtenweſen auf die durch die Die Betrachtung, bey dieſem Punkte ange¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0189" n="181"/> der Zahl nach, die hier alles gilt, nicht die Hälfte<lb/> von dieſem erreicht, ſo wird es bald überwogen und<lb/> abgetrieben ſeyn. Im Fortſchritte werden dann den<lb/> alten Saſſiſchen Freyburgen die Dörfer, Städte im<lb/> Kleinen, verdächtig werden, und dann den Hinter¬<lb/> ſaſſen der ausſchließende Beſitz des Oberhofes ein<lb/> Greuel, und es kann auch hier keine Ruhe ſeyn,<lb/> bis alle Dörfer aufgelöſt, und alle Güter zerſchlagen<lb/> ſind, und jeder Einwohner ſein gemeſſenes und glei¬<lb/> ches Theil erhalten.</p><lb/> <p>Wie daher das alte Caſtenweſen auf die durch die<lb/> Natur geſetzten, an die Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e befeſtigten und durch<lb/> die Uebermacht gehandhabten Ungleichheit der Men¬<lb/> ſchen ſich gegründet; ſo bezieht ſich das Syſtem der<lb/> gegenwärtigen Politik auf ein Ideal, das am Ende<lb/> der Zeiten ſteht; wo durch die Macht des Geldes und<lb/> der Induſtrie alle Ungleichheit des Beſitzſtandes ſich<lb/> ausgeglichen; wo die Verſchiedenheit der Naturgaben<lb/> durch die Bildung ſich aufgehoben; wo alle Stände ſich<lb/> ſo durchdrungen, daß jeder Hausvater zugleich Ober¬<lb/> prieſter, Oberfeldherr und ein Mehrer und ein Näh¬<lb/> rer des ganzen Reichs ſeyn mag. Da aber die Ge¬<lb/> genwart zwiſchen dem Anfang und dem Ende der<lb/> Dinge mitten inne ſich befindet, und aller Wahrſchein¬<lb/> lichkeit nach, dem Beginne näher als dem Ausgang;<lb/> ſo wird Beides gleich unanwendbar, und zwar das<lb/> Letzte noch mehr als das Erſte ſeyn, und es wird<lb/> daher wohl bey einem Mittleren, dem modifizirten<lb/> Ständiſchen, ſein Bewenden haben.</p><lb/> <p>Die Betrachtung, bey dieſem Punkte ange¬<lb/> langt, kann ſich nun ohne Schwierigkeit den Grund<lb/></p> </body> </text> </TEI> [181/0189]
der Zahl nach, die hier alles gilt, nicht die Hälfte
von dieſem erreicht, ſo wird es bald überwogen und
abgetrieben ſeyn. Im Fortſchritte werden dann den
alten Saſſiſchen Freyburgen die Dörfer, Städte im
Kleinen, verdächtig werden, und dann den Hinter¬
ſaſſen der ausſchließende Beſitz des Oberhofes ein
Greuel, und es kann auch hier keine Ruhe ſeyn,
bis alle Dörfer aufgelöſt, und alle Güter zerſchlagen
ſind, und jeder Einwohner ſein gemeſſenes und glei¬
ches Theil erhalten.
Wie daher das alte Caſtenweſen auf die durch die
Natur geſetzten, an die Raçe befeſtigten und durch
die Uebermacht gehandhabten Ungleichheit der Men¬
ſchen ſich gegründet; ſo bezieht ſich das Syſtem der
gegenwärtigen Politik auf ein Ideal, das am Ende
der Zeiten ſteht; wo durch die Macht des Geldes und
der Induſtrie alle Ungleichheit des Beſitzſtandes ſich
ausgeglichen; wo die Verſchiedenheit der Naturgaben
durch die Bildung ſich aufgehoben; wo alle Stände ſich
ſo durchdrungen, daß jeder Hausvater zugleich Ober¬
prieſter, Oberfeldherr und ein Mehrer und ein Näh¬
rer des ganzen Reichs ſeyn mag. Da aber die Ge¬
genwart zwiſchen dem Anfang und dem Ende der
Dinge mitten inne ſich befindet, und aller Wahrſchein¬
lichkeit nach, dem Beginne näher als dem Ausgang;
ſo wird Beides gleich unanwendbar, und zwar das
Letzte noch mehr als das Erſte ſeyn, und es wird
daher wohl bey einem Mittleren, dem modifizirten
Ständiſchen, ſein Bewenden haben.
Die Betrachtung, bey dieſem Punkte ange¬
langt, kann ſich nun ohne Schwierigkeit den Grund
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