die Flamme, die hier leuchtend aus einem Brenn¬ punkt strahlt, dort in einer gelinden Wärme durch die ganze Genossenschaft vertheilt.
Die Gesetzgeber dieser Zeit, nicht geleitet von abge¬ zogenen Systemen, sondern vielmehr getrieben, wie die Dichter durch Begeisterung, so durch die Fülle ei¬ nes instinktartigen Bildungstriebes, indem sie zu den Körperschaften, die blos quantitativ auf die Zahl sich gründen, Freyhof, Zehending, Hundrede, Gau und Herzogthum, -- und die, wie sie zu den Urfor¬ men der Verfassung gehören, so auch die jetzige Zeit allein anerkennen will, -- noch die Qualitativen, auf innere specifische, höhere Differenzen begründet, in den verschiedenen Ständen fügten, hatten ihre Ver¬ fassungen dadurch aus dem Gebiethe eines bloßen Chemisms wirklich in den einer höheren Lebenserre¬ gung hinaufgehoben. Statt jenes politischen Brownia¬ nisms, der nur das Verhältniß zweyer Lebensfactoren anerkennt, die abwechselnd in Sthenie und Asthenie überwiegen, war nun jene wahrhaft organische Ansicht der Lebenserscheinungen im Staatskörper eingetreten, die ihn als aus vielfach verbundnen Systemen zusam¬ mengesetzt, in vielfachen Verrichtungen die einge¬ bornen Kräfte äußernd, und innerlich durch immer gesteigerte Mittelglieder jeden tieferliegenden Wider¬ streit besänftigend, gefaßt und ausgelegt.
Sie erkannten sehr wohl, daß indem sie die Zahl dieser Körperschaften in solche Weise noch durch diese ideale Reihe mehrten, sie neben dem allgemeinen In¬ teresse, das wie das Lebensgefühl dem Ganzen bey¬ wohnt, noch eine Menge besonderer Interessen schufen,
12*
die Flamme, die hier leuchtend aus einem Brenn¬ punkt ſtrahlt, dort in einer gelinden Wärme durch die ganze Genoſſenſchaft vertheilt.
Die Geſetzgeber dieſer Zeit, nicht geleitet von abge¬ zogenen Syſtemen, ſondern vielmehr getrieben, wie die Dichter durch Begeiſterung, ſo durch die Fülle ei¬ nes inſtinktartigen Bildungstriebes, indem ſie zu den Körperſchaften, die blos quantitativ auf die Zahl ſich gründen, Freyhof, Zehending, Hundrede, Gau und Herzogthum, — und die, wie ſie zu den Urfor¬ men der Verfaſſung gehören, ſo auch die jetzige Zeit allein anerkennen will, — noch die Qualitativen, auf innere ſpecifiſche, höhere Differenzen begründet, in den verſchiedenen Ständen fügten, hatten ihre Ver¬ faſſungen dadurch aus dem Gebiethe eines bloßen Chemisms wirklich in den einer höheren Lebenserre¬ gung hinaufgehoben. Statt jenes politiſchen Brownia¬ nisms, der nur das Verhältniß zweyer Lebensfactoren anerkennt, die abwechſelnd in Sthenie und Aſthenie überwiegen, war nun jene wahrhaft organiſche Anſicht der Lebenserſcheinungen im Staatskörper eingetreten, die ihn als aus vielfach verbundnen Syſtemen zuſam¬ mengeſetzt, in vielfachen Verrichtungen die einge¬ bornen Kräfte äußernd, und innerlich durch immer geſteigerte Mittelglieder jeden tieferliegenden Wider¬ ſtreit beſänftigend, gefaßt und ausgelegt.
Sie erkannten ſehr wohl, daß indem ſie die Zahl dieſer Körperſchaften in ſolche Weiſe noch durch dieſe ideale Reihe mehrten, ſie neben dem allgemeinen In¬ tereſſe, das wie das Lebensgefühl dem Ganzen bey¬ wohnt, noch eine Menge beſonderer Intereſſen ſchufen,
12*
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0187"n="179"/>
die Flamme, die hier leuchtend aus einem Brenn¬<lb/>
punkt ſtrahlt, dort in einer gelinden Wärme durch die<lb/>
ganze Genoſſenſchaft vertheilt.</p><lb/><p>Die Geſetzgeber dieſer Zeit, nicht geleitet von abge¬<lb/>
zogenen Syſtemen, ſondern vielmehr getrieben, wie<lb/>
die Dichter durch Begeiſterung, ſo durch die Fülle ei¬<lb/>
nes inſtinktartigen Bildungstriebes, indem ſie zu den<lb/>
Körperſchaften, die blos <hirendition="#g">quantitativ</hi> auf die Zahl<lb/>ſich gründen, Freyhof, Zehending, Hundrede, Gau<lb/>
und Herzogthum, — und die, wie ſie zu den Urfor¬<lb/>
men der Verfaſſung gehören, ſo auch die jetzige Zeit<lb/>
allein anerkennen will, — noch die <hirendition="#g">Qualitativen</hi>,<lb/>
auf innere ſpecifiſche, höhere Differenzen begründet,<lb/>
in den verſchiedenen Ständen fügten, hatten ihre Ver¬<lb/>
faſſungen dadurch aus dem Gebiethe eines bloßen<lb/>
Chemisms wirklich in den einer höheren Lebenserre¬<lb/>
gung hinaufgehoben. Statt jenes politiſchen Brownia¬<lb/>
nisms, der nur das Verhältniß zweyer Lebensfactoren<lb/>
anerkennt, die abwechſelnd in Sthenie und Aſthenie<lb/>
überwiegen, war nun jene wahrhaft organiſche Anſicht<lb/>
der Lebenserſcheinungen im Staatskörper eingetreten,<lb/>
die ihn als aus vielfach verbundnen Syſtemen zuſam¬<lb/>
mengeſetzt, in vielfachen Verrichtungen die einge¬<lb/>
bornen Kräfte äußernd, und innerlich durch immer<lb/>
geſteigerte Mittelglieder jeden tieferliegenden Wider¬<lb/>ſtreit beſänftigend, gefaßt und ausgelegt.</p><lb/><p>Sie erkannten ſehr wohl, daß indem ſie die Zahl<lb/>
dieſer Körperſchaften in ſolche Weiſe noch durch dieſe<lb/>
ideale Reihe mehrten, ſie neben dem allgemeinen In¬<lb/>
tereſſe, das wie das Lebensgefühl dem Ganzen bey¬<lb/>
wohnt, noch eine Menge beſonderer Intereſſen ſchufen,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">12*<lb/></fw></p></body></text></TEI>
[179/0187]
die Flamme, die hier leuchtend aus einem Brenn¬
punkt ſtrahlt, dort in einer gelinden Wärme durch die
ganze Genoſſenſchaft vertheilt.
Die Geſetzgeber dieſer Zeit, nicht geleitet von abge¬
zogenen Syſtemen, ſondern vielmehr getrieben, wie
die Dichter durch Begeiſterung, ſo durch die Fülle ei¬
nes inſtinktartigen Bildungstriebes, indem ſie zu den
Körperſchaften, die blos quantitativ auf die Zahl
ſich gründen, Freyhof, Zehending, Hundrede, Gau
und Herzogthum, — und die, wie ſie zu den Urfor¬
men der Verfaſſung gehören, ſo auch die jetzige Zeit
allein anerkennen will, — noch die Qualitativen,
auf innere ſpecifiſche, höhere Differenzen begründet,
in den verſchiedenen Ständen fügten, hatten ihre Ver¬
faſſungen dadurch aus dem Gebiethe eines bloßen
Chemisms wirklich in den einer höheren Lebenserre¬
gung hinaufgehoben. Statt jenes politiſchen Brownia¬
nisms, der nur das Verhältniß zweyer Lebensfactoren
anerkennt, die abwechſelnd in Sthenie und Aſthenie
überwiegen, war nun jene wahrhaft organiſche Anſicht
der Lebenserſcheinungen im Staatskörper eingetreten,
die ihn als aus vielfach verbundnen Syſtemen zuſam¬
mengeſetzt, in vielfachen Verrichtungen die einge¬
bornen Kräfte äußernd, und innerlich durch immer
geſteigerte Mittelglieder jeden tieferliegenden Wider¬
ſtreit beſänftigend, gefaßt und ausgelegt.
Sie erkannten ſehr wohl, daß indem ſie die Zahl
dieſer Körperſchaften in ſolche Weiſe noch durch dieſe
ideale Reihe mehrten, ſie neben dem allgemeinen In¬
tereſſe, das wie das Lebensgefühl dem Ganzen bey¬
wohnt, noch eine Menge beſonderer Intereſſen ſchufen,
12*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/187>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.