Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Diese Bahn aber, wenn sie durch glücklich gewogene Dies eben aber hatte das Alterthum abzuwenden Dieſe Bahn aber, wenn ſie durch glücklich gewogene Dies eben aber hatte das Alterthum abzuwenden <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0186" n="178"/> <p>Dieſe Bahn aber, wenn ſie durch glücklich gewogene<lb/> Kraft und Gegenkraft gefunden worden, kann nur durch<lb/> die Fortdauer dieſes Gleichgewichts, auf das bey mo¬<lb/> raliſchen Kräften kaum zu rechnen iſt, in ihrer Ste¬<lb/> tigkeit beharren; bey der Ueberwucht des Einen Prinzipes<lb/> wird ſie eccentriſch in die Democratie übergehen, beym<lb/> Vorherrſchen des Andern concentriſch in die Despotie.<lb/> Eine ſolche Störung wird um ſo leichter herbeyzuführen<lb/> ſeyn, da die Weiſe der Vertretung die Gegenſätze in ihrem<lb/> Alleräußerſten gefaßt, und gleichſam in zwey Brenn¬<lb/> punkte geſammelt, in den Kammern ſich nahe bringt.<lb/> Die Democratie wählt ihre Beamten eben ſo anſtei¬<lb/> gend nach freyeſter Willkühr, wie der Fürſt die Sei¬<lb/> nigen abſteigend; ihr Wille iſt dort eben ſo concen¬<lb/> trirt, wie der des Fürſten in den Miniſtern; wie<lb/> ſeine Söldner beziffert ſind nach den Nummern ih¬<lb/> rer Regimenter, ſo ſind es die Wähler im eignen Dienſt,<lb/> und es ſteigen und fallen beide Hierarchien, wie die<lb/> Ordnungen im Decimalſyſtem: im Schlag und Ge¬<lb/> genſchlag der beiden Mächte, von des Fürſten und<lb/> des Volkes Gnade, muß die Reibung da, wo Sauer¬<lb/> ſtoff und Brennſtoff ſich begegnen, nothwendig eine<lb/> ſtarke Flamme zünden.</p><lb/> <p>Dies eben aber hatte das Alterthum abzuwenden<lb/> ſich bemüht; indem es z. B. in den Innungen der<lb/> Gewerke etwas vom monarchiſchen Elemente mitten<lb/> in's Democratiſche aufgenommen, konnte es dafür<lb/> dies automatiſche in der Adelsinnung bis zum Throne<lb/> hinantreiben; und in der Durchwachſung und Ver¬<lb/> bindung der Gegenſätze durch den ganzen Staatskör¬<lb/> per hindurch, wurde ihre Schärfe abgeſtumpft, und<lb/></p> </body> </text> </TEI> [178/0186]
Dieſe Bahn aber, wenn ſie durch glücklich gewogene
Kraft und Gegenkraft gefunden worden, kann nur durch
die Fortdauer dieſes Gleichgewichts, auf das bey mo¬
raliſchen Kräften kaum zu rechnen iſt, in ihrer Ste¬
tigkeit beharren; bey der Ueberwucht des Einen Prinzipes
wird ſie eccentriſch in die Democratie übergehen, beym
Vorherrſchen des Andern concentriſch in die Despotie.
Eine ſolche Störung wird um ſo leichter herbeyzuführen
ſeyn, da die Weiſe der Vertretung die Gegenſätze in ihrem
Alleräußerſten gefaßt, und gleichſam in zwey Brenn¬
punkte geſammelt, in den Kammern ſich nahe bringt.
Die Democratie wählt ihre Beamten eben ſo anſtei¬
gend nach freyeſter Willkühr, wie der Fürſt die Sei¬
nigen abſteigend; ihr Wille iſt dort eben ſo concen¬
trirt, wie der des Fürſten in den Miniſtern; wie
ſeine Söldner beziffert ſind nach den Nummern ih¬
rer Regimenter, ſo ſind es die Wähler im eignen Dienſt,
und es ſteigen und fallen beide Hierarchien, wie die
Ordnungen im Decimalſyſtem: im Schlag und Ge¬
genſchlag der beiden Mächte, von des Fürſten und
des Volkes Gnade, muß die Reibung da, wo Sauer¬
ſtoff und Brennſtoff ſich begegnen, nothwendig eine
ſtarke Flamme zünden.
Dies eben aber hatte das Alterthum abzuwenden
ſich bemüht; indem es z. B. in den Innungen der
Gewerke etwas vom monarchiſchen Elemente mitten
in's Democratiſche aufgenommen, konnte es dafür
dies automatiſche in der Adelsinnung bis zum Throne
hinantreiben; und in der Durchwachſung und Ver¬
bindung der Gegenſätze durch den ganzen Staatskör¬
per hindurch, wurde ihre Schärfe abgeſtumpft, und
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